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Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Titel: Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren
Autoren: Dan Shocker
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ihren Mann zu.
    Da war es auch schon wieder vorüber.
    »Ein Erdbeben?« fragte die Spanierin tonlos, und mit
großen Augen starrte sie auf Jorge.
    Der zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht«, murmelte
er und bemühte sich, sein Erschrecken nicht zu zeigen.
    Mechanisch zog er die Haustür auf und prallte
zurück.
    Ein Schwall feuchtwarmer Luft traf sein Gesicht, und ein
Stöhnen entrann seinen Lippen, als sein Blick die Umgebung
wahrnahm.
    Das war doch nicht der Innenhof, nicht der Weg, der zur Garage
führte, nicht die vertraute Umgebung…
    Jorge de Silva stand da wie zur Salzsäule erstarrt und konnte
nicht fassen, was er sah.
    Er kam sich vor, als stünde sein Haus auf einem winzigen
Eiland.
    Vor der Haustür wuchs eine Palme, deren lange, gezackte
Blätter sich tief zur Erde herabbeugten.
    Da war doch vor wenigen Minuten, als er in das Haus gekommen war,
noch keine Palme gewesen!
    Auch die Luft war anders!
    Heiß und stickig und feucht…
    Wie im Urwald, wie aus den Nüstern eines titanenhaften,
schlafenden Ungetüms, das vor dem Eingang hockte und…
    Plötzlich wurde sein Grauen namenlos, das Mark gefror ihm in
den Knochen.
    Ein Ungetüm?
    Nein, da standen viele!
     
    *
     
    Ein Alptraum war wahrgeworden.
    Zahllose riesige Schlangen baumelten von der einsamen, krummen
Palme herab, aus der brodelnden, stickigen Luft im Hintergrund schob
sich ein glotzäugiges Ungeheuer mit einem schrecklich breiten
Maul und hervorstehenden Zähnen. Zwei nebelhafte Wesen umtanzten
die Gestalten und erinnerten an fratzenhafte Dämonen, die ihre
Form veränderten, deren aufgeblasene Leiber manchmal wie
unförmige Ballons, dann wieder wie lange, dünne
Röhrchen wirkten.
    Hart und durchdringend war der Knall, als Jorge de Silva
kurzerhand die Tür ins Schloß warf und sich totenbleich
umwandte.
    Er schluckte heftig, sein Hirn fieberte, und alles in ihm
sträubte sich gegen die Bilder, die er eben gesehen hatte.
    Die gab es nicht…
    Es war, als ob unsichtbare Hände ihn nach vorn schoben.
    Er gewahrte das Innere seines Hauses wie durch einen Schleier.
    Er stürzte an Maria de Silva vorbei, lief auf die
Terrassentür zu und zog sie auf.
    Es war das gleiche wie vor dem Haus.
    Unheimliche Gestalten aus grünem Fleisch und Blut und
nebelhafte Fratzenfiguren bildeten eine undurchdringliche,
unheimliche Mauer, die langsam aber stetig näher kam.
    Kichern und schmatzende Laute erfüllten die Luft und ein
leises, rhythmisches Blubbern als ob schlammige Blasen in einem
kochenden Sumpf aufstiegen und…
    Jorge de Silva glaubte, seinen Augen nicht trauen zu
können.
    Nur einen Schritt von seiner Terrasse entfernt, wo vor wenigen
Minuten sich noch der Plattenweg befand, lag jetzt ein brackiger,
brodelnder Sumpf, durch den sie wateten, bis zum Brustbein einsanken,
aber nicht untertauchten.
    Die gespenstischen grauen Gestalten mit den Glotzaugen, den
unförmigen Leibern und den breiten, fratzenhaften Gesichtern
krochen wie bizarres Gewürm auf das einsame Haus zu.
    Eine eiskalte Hand griff nach de Silvas Herz.
    Ein fremder Himmel, eine fremde Umgebung! Das Haus war einfach aus
dem Ort herausgelöst worden, wo es bis vor wenigen Augenblicken
noch gestanden hatte. Mitsamt diesem Haus hatten sie eine furchtbare
Reise unternommen. Eine Reise wohin?
    De Silva fühlte die Bewegung neben sich und fuhr herum.
    Maria stand vor ihm. Schreckensbleich.
    »Jorge«, wisperte sie. »Wo sind wir hier?«
    »Ich weiß es nicht, Querida.«
    Hart zog er die Terrassentür zu. Hinter dem Glas waren die
grauen furchtbaren Gestalten zu erblicken, die über die Terrasse
kamen.
    Dahinter – nichts. Eine brodelnde, unheimliche Schwärze.
Nicht mehr das vertraute Plateau und die Felsenformationen.
    Eine andere, fremde, unfaßbare Welt umgab sie…
     
    *
     
    Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, und Schweiß perlte auf
seiner Stirn.
    Er spürte den zitternden Körper seiner Frau neben sich
und war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Die grauen und grünen Horrorgestalten drängten sich
gegen die breite Fensterfront und nahmen sie ein.
    Dann splitterte das Glas.
    Die Scheibe zur Terrassentür flog ein.
    Maria de Silva schrie gellend auf und wankte schrittweise
zurück, als die unheimliche Brut in das Wohnzimmer
drängte.
    Ganz vorn wälzte sich eine Gestalt herein, die ein Mittelding
zwischen einem riesenhaften Menschen und einer Qualle war.
Ständig veränderte der Unheimliche seine Form, ging mal in
die Breite, dann in die Höhe und grünlichgelbe Dämpfe,
die aus
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