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Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Titel: Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom
Autoren: Dan Shocker
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wurde.
    Während er noch sein Hirn zermarterte, blieb er
plötzlich stehen.
    »Was ist denn?« fragte Doreen O’Thonell erstaunt.
Das Haar hing in ihrer Stirn. Man sah ihr an, daß der Weg durch
den Dschungel Kraft kostete, aber sie beklagte sich nicht. Auch
für Garry Blish war es schließlich kein
Vergnügen.
    »Psst«, zischte der Reporter und hielt den Atem an.
    Ein Rascheln… Nicht weit von ihnen entfernt…
    Eine Schlange, durchzuckte es Doreens Bewußtsein. Sie waren
völlig hilflos und unbewaffnet. Jetzt, im Augenblick der Gefahr,
wurde ihr erst so richtig bewußt, wie aussichtslos ihre Lage
überhaupt war.
    Doreen O’Thonell fuhr sich mit der Linken durch das Haar. Bei
dieser Bewegung berührte sie die Lianen und fleischigen
Blätter der Pflanze hinter sich. Warm und feucht legte sich
etwas Fleischiges auf ihren Oberarm.
    Die Schlange, dachte Doreen. Das Mark gefror ihr. Nur keine
ruckartige Bewegung. Das mußte sie unterlassen. Sich steif
machen und reglos.
    Die Reporterin ahnte nicht, daß ihr Gedanke es war, der in
den Blutgärten Sodoms zur Wirklichkeit wurde. Da war
ursprünglich keine Schlange gewesen. Nur ein großes Blatt,
eine Liane. Aus dem Blatt wurde ein dunkelgrüner, echsenartiger
Kopf. Kaltglitzernde Augen, groß wie eine Faust, hoben sich vom
Kopf ab, das Maul war geöffnet, und eine lange, rote, gespaltene
Zunge schnellte an Doreen O’Thonells linker Wange vorbei.
    Die Liane hinter ihr wurde dick wie der muskulöse Arm eines
erwachsenen Mannes.
    »Garry!« preßte Doreen O’Thonell kehlig
hervor.
    »Pssst!«
    Er lauschte noch immer nach etwas anderem und merkte nicht, was
mit ihr geschah.
    »G-a-r-r-y…!« Sie ließ nicht locker und war
nahe daran, den Verstand zu verlieren.
    Der Kopf der Schlange zitterte vor ihrem Gesicht. Doreen sah die
furchtbaren Augen, wie sie noch keine bei einer normalen Schlange
gesehen hatte. Es war, als ob ein leibhaftiger Dämon sie
anstarre.
    Dann rutschte der schwere Leib von ihrem Oberarm Richtung
Hals.
    Sie würde erwürgt werden!
    Doreen O’Thonells Unterlippe begann zu zucken, weit riß
sie ihre Augen auf und wollte schreien. Aber jetzt konnte sie nicht
mehr. Ihre Stimme versagte ihr den Dienst.
    Plötzlich wandte Garry Blish den Kopf und zuckte zusammen. In
seinen Augen flackerte es kurz, als er erkannte, in welcher Gefahr
seine Begleiterin sich befand.
    Er handelte, ohne lange zu überlegen. Es war die einzige
Chance!
    Seine Rechte, die die brennende Fackel hielt, stieß wie ein
Schwert nach vorn.
    Der zischelnde, krächzende und fauchende Rachen der
außergewöhnlichen Schlange war weit genug aufgerissen. Die
brennende Fackel stieß in diesen Rachen vor…
    Ein schreckliches Brüllen drang aus dem Schlund der Schlange,
die sich in ihrer giftgrünen Farbe kaum vom Hintergrund des
Dschungels abhob.
    Ruckartig warf sie den Kopf herum. Rauch hüllte sie ein.
    Garry Blish wußte, daß er nicht viel Zeit und kaum
Möglichkeiten hatte, die Dinge anderweitig in den Griff zu
bekommen.
    Blitzschnell griff er nach Doreen, um zu verhindern, daß das
Untier sich in seinem entscheidenden Kampf noch um sie schlang.
    »Komm, schnell!« Er riß die junge Frau einfach
mit. Sie schlugen sich durch die Büsche, ohne darauf zu achten,
daß abstehende Zweige und Äste ihre Haut ritzten,
daß sie aus vielen kleinen Wunden bluteten und Garry Blish die
düsteren Gedanken daran vertrieb, wie es wohl wurde, wenn
Insekten und Fliegen den Blutgeruch wahrnahmen.
    Daran wollte er nicht denken!
    Nur erst mal weg hier und Abstand schaffen zwischen ihnen und der
Schlange.
    Das Gewirr aus Lianen und Buschwerk schien ihm nicht mehr so
verflochten wie vorhin. Es wurde durchsichtiger, durchlässiger
und beanspruchte weniger Mühe und Kraft.
    Eine steppenartige Fläche mit einzelnen fremdartigen
Bäumen, knorrig und schwarz, breitete sich vor ihnen aus.
    Garry Blish verhielt im Schritt. Erschöpft lehnte Doreen
O’Thonell sich an seine Schulter und atmete schnell und
flach.
    »Danke«, sagte sie. »Das war im letzten
Augenblick.«
     »Schon gut«, bemerkte er leise und wischte sich
über die Lippen. Schweiß rann über sein Gesicht, er
hatte einen salzigen Geschmack auf den Lippen.
    »Eines verstehe ich nicht, Garry.«
    »Was?«
    »Du hast die Gefahr noch vor mir bemerkt und doch hast du
nicht auf mich geachtet, als die Schlange mich…«
    »Ich habe nichts von ihr gewußt. Ich habe auf etwas
anderes gelauscht. Ein Rascheln. Es war dicht vor uns… es
muß von hier gekommen sein.«
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