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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc
Autoren: Jack Vance
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seine Trägheit ausfocht. Schließlich grunzte Audry gereizt und winkte ruckartig mit seinen dicken weißen Fingern. »Bringt Claractus her; ich will ihn sofort empfangen und die Sache hinter mich bringen.«
    Sir Tramador wandte sich ab, einigermaßen überrascht ob König Audrys ungewohnter Entschlußfreudigkeit. Fünf Minuten später geleitete er Herzog Claractus über den Rasen. Seiner staubigen Haut und den verdreckten Kleidern nach zu schließen mußte Claractus eben erst vom Pferd gestiegen sein.
    Der Herzog verbeugte sich vor König Audry. »Majestät, ich bitte um Nachsicht! Ich habe auf Förmlichkeit verzichtet, um Euch so schnell als möglich Bericht erstatten zu können. Gestern nacht schlief ich in Verwiy Unterdyke; zeitiger Aufbruch und scharfer Ritt ermöglichten es, daß ich nun schon hier bin.«
    »Ich lobe Euren Eifer«, sprach Audry. »Würde ich überall so gut bedient, würde ich nie aufhören, mich zu freuen! Eure Nachsicht scheint also von Gewicht und Bedeutung zu sein.«
    »Das zu beurteilen, Majestät, ist an Euch. Soll ich sprechen?«
    Audry wies auf einen Stuhl. »Setzt Euch, Claractus! Ihr seid doch bekannt mit Sir Huynemer, Sir Archem und Sir Rudo, nehme ich an?«
    Claractus warf einen Blick auf die drei und nickte knapp. »Sie sind mir bei meinem letzten Besuch hier aufgefallen; sie ergötzten sich an einer Scharade, und alle drei waren als Harlekine oder Hanswurste oder dergleichen vermummt.«
    »Ich kann mich dieses Anlasses nicht entsinnen«, sagte Sir Huynemer steif.
    »Gleichwie«, sagte Audry. »Sprecht Eure Nachricht, die, so hoffe ich, meine Laune heben wird.«
    Claractus lachte gepreßt. »Wär dies der Fall, Herr, ich wäre die ganze Nacht hindurch geritten. Meine Botschaft ist nicht erfreulich. Ich konferierte weisungsgemäß mit König Aillas auf der Festung Poëlitetz. Ich brachte Eure Ansichten in klaren Worten zum Ausdruck. Er erteilte seine Antwort mit Höflichkeit, gab jedoch in der Sache keinen Zoll nach. Er will weder Poëlitetz noch die Gebiete oberhalb des Langen Dann räumen. Er macht geltend, daß er diese Orte von den Ska erobert hat, die sie zuvor mittels Waffengewalt dem dautischen Königreich entrissen und in ihren Besitz gebracht hatten. Die Ska, so führt er aus, hätten diesen Besitz ohne jedweden Widerstand seitens Eurer königlichen Streitmacht über zehn Jahre hinweg behauptet und so das volle Eigentumsrecht über besagte Sachen erworben. Mithin, versichert er, sei der Titel auf Festung und Ländereien in dem Moment, da er den Ska beides abgenommen habe, rechtmäßig auf das Königreich Nord-Ulfland übergegangen.«
    Audry stieß einen zischenden Ausruf der Empörung aus. »Sarsicante! Hält er meine Gunst in solch geringem Ansehen, daß er mich derart verhöhnt? Es scheint, er verspottet sowohl meine Würde als auch die Macht der dautischen Waffen!«
    »Aber nein, Majestät! Ich wäre nachlässig, würde ich diesen Eindruck vermitteln. Sein Ton war höflich und respektvoll. Er machte deutlich, daß er Ulfland nicht gegen Dahaut bewacht, sondern vielmehr gegen die Möglichkeit von König Casmirs aggressiver Absicht, welche, wie er sagt, allgemein bekannt ist.«
    »Pah!« fauchte Audry. »Diese Begründung ist fürwahr an den Haaren herbeigezogen! Wie sollte Casmir auf die Ebene der Schatten gelangen, ohne zuvor die gesamte bewaffnete Streitmacht von Dahaut zu besiegen?«
    »König Aillas ist der Auffassung, daß diese Möglichkeit, wenngleich entfernt, so doch nicht irreal ist. In jedem Falle stützt er sich sehr stark auf sein erstes Argument, nämlich: daß die fraglichen Gebiete, indem er sie erobert hat, von Rechts wegen ihm zustehen.«
    Sir Rudo schrie entrüstet: »Ein trügerisches Argument und ein irriges dazu! Hält er uns für Narren? Die Grenzen Dahauts gründen sich in der Tradition; sie sind unverrückbar seit Jahrhunderten!«
    »Sehr wahr!« erklärte Sir Archem. »Die Ska müssen als vorübergehende Eindringlinge betrachtet werden, nicht mehr!«
    König Audry machte eine unwirsche Geste. »So einfach ist das offensichtlich nicht! Ich muß mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Wie wäre es, Claractus, wenn Ihr uns unterdessen beim Frühstück Gesellschaft leistetet? Eure Kleidung ist zwar ein wenig unpassend, aber das wird Euch gewiß niemand verübeln.«
    »Danke, Majestät. Ich will Eure Einladung gerne annehmen, denn ich habe großen Hunger.«
    Die Unterhaltung kreiste alsbald um erfreulichere Themen, aber die Stimmung an der Tafel
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