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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc
Autoren: Jack Vance
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er umsäumte das zentrale Lustareal mit dreißig marmornen Nymphen und Faunen; am Ende erhob sich eine auf schlanken Säulen ruhende Kuppel, unter der Musikanten vom Morgengrauen bis zur Dämmerung – und nicht selten auch noch beim Mondschein – süße Weise spielten. Ein Garten mit weißen Rosen flankierte einen ähnlichen mit roten; Limonenbäume, auf Kugelform zurechtgestutzt, umgaben die quadratischen Rasenflächen, auf denen König Audry mit seinen Günstlingen zu flanieren pflegte.
    Falu Ffail war nicht nur berühmt für seine Gärten, sondern auch für den Pomp und die Extravaganz seiner vielen prunkvollen Feste. Maskenspiele, Lustbarkeiten, Spektakel, Bälle folgten einander dicht an dicht, jede Festlichkeit verschwenderischer und üppiger in ihren Ergötzlichkeiten als die vorausgegangene. Galante Höflinge und schöne Damen drängten sich in den Sälen und auf den Galerien, in Gewänder von wundervollem Stil und sinnenbetäubender Farbenpracht gehüllt; jeder begutachtete die andern mit Sorgfalt, in ihrem Gehabe und Mienenspiel nach Reaktionen auf die Wirkung der eigenen, so sorgsam inszenierten Erscheinung forschend. Alle Aspekte des Lebens wurden dramatisiert und hochgeschraubt; jeder Moment war schwanger von Bedeutung.
    Nirgends war das Gebaren graziöser und das Auftreten stilvoller und exquisiter denn auf Falu Ffail. Die Luft raschelte von gedämpfter Konversation; jede Dame zog eine Schleppe erlesenen Dufts hinter sich her: Jasmin oder Orange oder Nelke, oder auch Sandelholz oder Rosenessenz. In schummrig beleuchteten Salons trafen sich Liebespaare zum Stelldichein: manchmal heimlich, manchmal rechtswidrig; nur wenig blieb jedoch unbemerkt, und jeder Vorfall – ob amüsant, grotesk, ergreifend oder alles zusammen – lieferte reichliches Material zum Klatsch.
    In Falu Ffail war die Intrige der Stoff sowohl des Lebens als auch des Todes. Unter der Hülle aus Prunk und Glanz wogten und tosten dunkle Regungen von Leidenschaft, Eifersucht, Mißgunst und Haß. Es gab Duelle im Morgengrauen und Morde bei Sternenschein, Mysterien und Ränke sowie königliche Ausweisungen, wenn die Indiskretionen ein unerträgliches Maß annahmen.
    Audrys Herrschaft war im großen und ganzen mild, wenn auch nur, weil alle seine gerichtlichen Entscheidungen sorgfältig von Sir Namias, seinem Kanzler, für ihn vorbereitet wurden. Gleichviel, wie er so dasaß auf seinem Thron Evandig, in seine scharlachroten Gewänder gehüllt und mit seiner goldenen Krone auf dem Haupt, schien Audry nachgerade die Verkörperung einer gütigen Majestät darzustellen. Seine persönlichen Attribute verstärkten das königliche Erscheinungsbild. Er war groß und von imposanter Statur, wenngleich ein wenig füllig in den Hüften und zur Korpulenz neigend. Glänzende schwarze Ringellöckchen umrahmten seine bleichen Wangen; ein feiner schwarzer Schnauzbart zierte seine fleischige Oberlippe. Seine unter ausdrucksstarken schwarzen Brauen hervorschauenden braunen Augen waren groß und feucht, wenn auch vielleicht eine Spur zu dicht neben seiner langen Nase plaziert.
    Königin Dafnyd, Audrys Gemahlin, ursprünglich eine Prinzessin von Wales und zwei Jahre älter als Audry, hatte ihm drei Söhne und drei Töchter geboren; jetzt erregte sie Audrys Liebesglut längst nicht mehr. Dies scherte Dafnyd keinen Deut, und sie kümmerte sich nicht um Audrys kleine Affairen; ihre eigenen körperlichen Gelüste wurden überaus zufriedenstellend von einem Dreigespann kräftiger Lakaien gesättigt. König Audry mißbilligte dieses Arrangement und blickte mit grimmigem Hochmut auf die drei herab, wann immer er ihrer ansichtig wurde.
    Bei schönem Wetter nahm Audry sein Frühstück gern in einem ausschließlich seiner Benutzung vorbehaltenen Bereich des Gartens ein, im Zentrum eines großen Rasengevierts. Die Frühstücke waren zwanglos, und in der Regel nahmen lediglich ein paar enge Freunde Audrys daran teil.
    Gegen Ende eines solchen Frühstücks trat Audrys Seneschall, Sir Tramador, an den Tisch heran und meldete die Ankunft von Claractus, dem Herzog der Marsch und Fer Aquilas, der um baldestmögliche Audienz bei König Audry ersuchte.
    Audry lauschte Sir Tramadors Worten mit einer Grimasse der Verärgerung; derartig Botschaften waren selten Anlaß zu heiterer Stimmung und – schlimmer noch – erforderten oft, daß Audry Stunden in langweiliger Konsultation zubrachte.
    Sir Tramador harrte, sanft lächelnd angesichts des inneren Kampfes, den der Monarch gegen
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