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LustSpiel

LustSpiel

Titel: LustSpiel
Autoren: Jennifer Schreiner
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er.
    Ich drehte mich zu ihm um und gab mir keine Mühe zu verbergen, wie sehr mir gefiel, was ich sah. Überlegend befeuchtete ich meine Lippen mit der Zungenspitze. Langsam. Nachdenklich.
    Wie gebannt folgte sein Blick meiner Bewegung und flackerte, erst als sie wieder verschwunden war, zu meinen Augen hoch. Auf eine Einladung hoffend, die da trotz einer gewissen Laszivität nicht stand.
    „ Ich mag es Schwarz-Weiß!“ Ich zuckte mit den Schultern und drehte mich zum Weitergehen um. Ging zwei Schritte und blieb abrupt stehen. So abrupt, dass er dicht hinter mir zu Stehen kam, mich berührend.
    Ich drehte mich zu ihm um. Der Anstand hätte geboten, dass er spätestens jetzt einen Schritt zurück trat. Er tat es nicht, sondern sah fragend auf mich herab.
    „ Meine Güte!“, ich legte genügend Überraschung in meine Stimme, um glaubwürdig zu erscheinen. „Sie sind Nils Otto, nicht wahr?“
    Jetzt war die Überraschung auf seiner Seite und er trat doch noch ein Stück nach hinten um mich Stirnrunzelnd zu betrachten: „Woher…?“
    Ich gestattete mir ein entzücktes Kichern, das ich mädchenhaft mit einer Hand zurückhielt. „Schule, Sportunterricht.“
    Ich beobachtete, wie es in seinem Gesicht arbeitete. Nein, diese verführerisch-gutaussehende Blondine wäre im sicher früher aufgefallen. Ein paar verbotene Flirts, zufällige Berührungen. Aber nein, ich konnte nicht dabei gewesen sein. Er schüttelte den Kopf, als er in Gedanken die Liste seiner Schülerinnen durchging.
    „ Mach dürr und leichenblass aus mir“, gestattete ich ihm gönnerhaft.
    Er runzelte die Stirn. Konnte sich nicht vorstellen, dass das Geschöpf vor ihm tatsächlich einmal unbeachtet und unscheinbar gewesen sein konnte.
    Ich machte mir keine Illusionen. Ich wusste, dass ich heute nichts davon mehr war. „Rote Brille!“, half ich ihm weiter.
    Seine Augen wurden groß und sein Mund formte ein „O“. Mein Grinsen wuchs in die Breite, als sein Blick noch einmal über meine Figur glitt, meine Ausstrahlung wahrnahm und ungläubig bei meinem Gesicht verharrte. „Michaela?“, er wirkte fassungslos. „Was hast du gemacht?“
    Ich zuckte mit den Achseln und schenkte ihm mein charmantestes Lächeln. „Ich bin erwachsen geworden.“
    Seine Stimme klang etwas hektisch, als sein Blick zwischen meinem nahen Gesicht und der Uhr hinter mir hin und her huschte und er in Gedanken seine Chancen ausrechnete. „Ich habe gleich Feierabend.“
    Ich drehte mein Lächeln noch ein wenig mehr auf, wusste, dass ich strahlte. „Wollen wir etwas trinken gehen?“
    Jetzt befeuchtete er seine Lippen, sinnlich, nachdenklich. Innerlich grinste ich. Er musste nicht nachdenken, tat es auch gar nicht. „Gerne!“
    Mit einem Nicken trat ich an ihm vorbei und ging wieder zur Tür. Er folgte mir dicht. Eigentlich zu dicht. Angenehm dicht. Als ich die Tür öffnen wollte, griff er an mir vorbei und hielt sie mir auf.
    Wir überquerten die Straße nebeneinander. Schweigend. Das „Loco“ gegenüber war eine dunkle Bar für Künstler; mit melancholischer Musik, die die Sehnsucht weckte. Erinnerungen an flüchtige Liebe.
    Ich bestellte einen Gin Tonic, er einen Tee. Sehr solide. Aber vielleicht wollte er auch nur einen klaren Kopf bewahren für den Fall, dass er ihn gebrauchen konnte.
    „ Wieso arbeitest du in einer Sportboutique, ich dachte als Referendar wird man früher oder später Lehrer?“, begann ich unverfänglich.
    Er lachte leise, sehr männlich, überlegen. „Es war mir zu viel, mich von kleinen Mädchen anschmachten zu lassen.“
    Seine Bemerkung war nicht auf mich gemünzt, trotzdem setzte ich einen schuldbewussten Blick auf und meinte: „Erwischt!“
    Sein verwirrter Blick ruhte eine Sekunde länger auf mir, als ihm bewusst war, dann lachte er herzhaft und ungläubig. „Du?“
    Ich lachte. Kein leises, zaghaftes Lachen, wie es die meisten Frauen auf Lager hatten, sondern ein echtes. Eines, nach dem sich die Männer in einer Bar umsehen. „Bis über beide Ohren!“
    Er nahm meine Hand und drückte sie kurz. Es schien ihm nicht zu gefallen, sie wieder loslassen zu müssen, aber der Anstand gebot es ihm. Für einige Sekunden wurde das Schweigen unangenehm, das Prickeln deutlicher, zu deutlich.
    „ Mit der Boutique …“, er schwieg einen Moment und kam auf meine Ausgangsfrage zurück. „Ich wollte frei sein, mir meine Träume erfüllen.“
    „ Und …?“, fragte ich.
    Er erwiderte meinen Blick. Seine Augen waren sehr dunkel, die Pupillen groß.
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