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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
Autoren: Elke Bergsma
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liebkoste.
    „Ich werde mir dann mal die
Tagesschau ansehen“, sagte ihr Vater, betupfte sich den Mund mit einer
Serviette und erhob sich dann schwerfällig vom Stuhl. Mit seinem Übergewicht
fiel ihm jede Bewegung schwer. Schon oft hatte er versucht, wenigstens ein paar
Kilogramm abzunehmen. Aber das Essen seiner Frau schmeckte ihm einfach zu gut,
als dass er die Diäten hätte konsequent durch halten können. „Geh du nur nach
oben“, wandte er sich erneut an seine Tochter, „ich denke, dass deine Mutter
den Abwasch auch alleine schafft.“
    „Natürlich“, nickte Magdalenas
Mutter ihrer Tochter aufmunternd zu, „wenn du so viel für die Schule zu tun
hast und so fleißig bist, da will ich dich nicht von der Arbeit abhalten. Ich
komme dann später noch zum Gute Nacht sagen.“
    Magdalena beeilte sich, nach oben
in ihr Zimmer zu kommen. Jeder anderen jungen Frau in ihrem Alter wäre es
sicherlich aufgefallen, dass sie sich von ihren Eltern nach wie vor behandeln
ließ wie ein kleines Mädchen, obwohl sie seit einem halben Jahr volljährig war.
Aber Magdalena machte sich darüber keine Gedanken. Was sicherlich auch daran
lag, dass sie keine wirklichen Freunde hatte, mit denen sie sich hätte
austauschen können. Mit ihren Klassenkameraden traf sie sich nur, wenn es galt,
eine Hausaufgabe als Gruppenarbeit zu erledigen. Aber noch nie war sie von
ihnen freiwillig aufgefordert worden sich ihnen anzuschließen. Vielmehr losten
ihre Lehrer die Gruppen aus, und so stieß sie immer nur auf zufällige Weise zu
einer Arbeitsgruppe. Magdalena störte sich nicht an den genervten Blicken ihrer
Mitschüler, wenn ihre Lehrer ihren Namen deren Gruppe zuordneten. Das kannte
sie nicht anders. Schon in der Grundschule war sie immer die Außenseiterin
gewesen. Damals hatte es sie noch traurig gemacht, immer alleine zu sein und in
ihrer stillen und besonnenen Art von niemandem wirklich gemocht zu werden. Aber
irgendwann waren die ständigen Hänseleien ihrer Mitschüler an ihr abgeprallt.
Denn sie hatte begriffen, dass der einzige Freund, den man auf dieser Welt
brauchte, der Herr Jesus war. Und so hatte sie sich, genau wie ihr Vater, ganz
dem Glauben hingegeben und war, statt mit anderen jungen Menschen in die Disco,
lieber mit ihm in den Bibelkreis gegangen. So hatte sie gelernt, in Demut und
in Ehrfurcht vor Gott durchs Leben zu gehen. Ihm zu Ehren würde sie, wie ihr
Vater es für sie vorgesehen hatte, Ende des Jahres, gleich nach dem Abitur, ein
Theologiestudium aufnehmen. Ja, ihre Vorsehung war es, die frohe Botschaft des
Herrn in der Welt zu verbreiten. Und darauf freute sie sich.
    Als Magdalena ihr Zimmer betrat,
war sie fest entschlossen, sich nun tatsächlich ihren Hausaufgaben zu widmen.
Es gab viel zu tun. Das Lernen fiel ihr nicht besonders leicht. Aber das, was
andere an Intelligenz mitbrachten, hatte sie durch ihren Fleiß wieder
wettgemacht. Dadurch hatte sie schon immer zu den besten Schülern ihrer Klasse
gezählt, was sie bei den Kameraden nicht eben beliebter machte.
    Sie setzte sich an ihren
Schreibtisch und fuhr den Computer hoch. Für ihre Geographiehausaufgabe sollte
sie im Internet recherchieren, was ... ja was auch noch? Mit gerunzelter Stirn
griff Magdalena in ihre Tasche, um ihr Hausaufgabenheft herauszuholen, das sie
nach wie vor gewissenhaft führte – und erstarrte. Denn anstelle ihres Heftes
spürte sie etwas Kaltes, Hartes. Danaide! Eine seltsame Erregung erfasste sie,
als sie die kühle Härte des Marmors erspürte. Das geht nicht, rief sie sich
selbst zur Ordnung, das darfst du nicht! Aber es war zu spät. Nur wenig später
ließ sie ihre Hände wieder den Rücken der Skulptur hinunterwandern, bis hin zu
der Stelle, vor der ihr Vater sie doch so eindringlich gewarnt hatte, da hier
jede Berührung Sünde sei.

2
    Katharina Eckstein sah ihren Sohn
über den Rand ihres Whiskeyglases hinweg mit gerunzelter Stirn an. Er sah
übernächtigt aus, hatte tiefe dunkle Ringe unter den Augen. Seine Haut hatte
eine ungesunde Blässe, aus der vereinzelt kleine rote Pusteln wie winzige
Feuerbälle hervorstachen. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe herum. Es schien
ihm mit jedem Tag schlechter zu gehen. Sie seufzte. Niemals würde sie sich an
den Gedanken gewöhnen, dass er Pastor geworden war. Damals, als er verkündet
hatte, unbedingt Theologie studieren zu wollen, hatte sie das für einen guten Witz
gehalten und laut aufgelacht. Doch war ihr das Lachen schnell im Halse stecken
geblieben. Denn sein
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