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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
Autoren: Elke Bergsma
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zu
fühlen, als habe ihm jemand ein Brett vor den Schädel geschlagen. Er schluckte.
„Wir werden das überprüfen.“ Er nickte Hasenkrug zu, der sich sogleich auf den
Weg machte. Nur Minuten später stand er wieder im Raum. „Es stimmt“, sagte er,
„Herr Fehnkamp war zur Tatzeit bei der Schwarzen Barbara. Sie hat es persönlich
bestätigt. Es war wohl eine längere ... ähm ... Sitzung.“
    Büttner fuhr sich mit den Händen
über das Gesicht. Also hatte er den wahren Täter noch immer nicht gefunden!
Vermutlich hatte er ihn sogar selber laufen lassen. Er musste wieder ganz von
vorne anfangen. „Tja dann“, sagte er müde und griff nach seinen Unterlagen, die
in alle Richtungen verstreut vor ihm auf dem Tisch lagen. Dabei fiel sein Blick
auf das kleine, rote Notizbuch von Gundula Fehnkamp. Und auf einmal schoss ihm
ein Gedanke durch den Kopf, der ihn schwindeln ließ. „Was hat eigentlich Ihre
Frau an dem besagten Mittag gemacht, als Sie bei der Schwarzen Barbara waren,
Herr Fehnkamp?“, fragte er mit dünner Stimme.

37
    Gundula Fehnkamp weinte. Sie
weinte so sehr, wie Büttner meinte, noch nie eine Frau weinen gesehen zu haben.
Er saß an ihrem Krankenbett und fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut. Aber
es ging nicht anders. Er musste diese arme, gepeinigte Frau zu einer Aussage
bringen, ob er wollte oder nicht. Alles andere würde ihm die Staatsanwaltschaft
nicht durchgehen lassen. Schließlich konnte er ja nicht einfach die Akte
Raffael Winter zuklappen und Gott einen guten Mann sein lassen. Auch wenn er es
in diesem speziellen Fall ganz gerne getan hätte. Milde ausgedrückt, hätte das
im Präsidium und bei seinen Vorgesetzten aber sicherlich für gewisse
Irritationen gesorgt.
    Magdalenas Mutter ging es bereits
bedeutend besser. Ihr Gesicht war nicht mehr ganz so geschwollen, und auch ihr
Schädel schien zufriedenstellend wieder zu verheilen. Nur der gebrochene Arm
bereitete ihr anscheinend noch starke Schmerzen, weshalb sie nach wie vor an
einer Infusion hing.
    Zunächst hatte Gundula Fehnkamp
sich gefreut, den Kommissar zu sehen, bekam sie doch nur wenig Besuch und war
für jede Abwechslung im langweiligen Krankenhaustrott dankbar. Dann aber war
Büttner relativ schnell zur Sache gekommen und hatte ihr mit einem verlegenen
Räuspern das Notizbuch und den Zeitungsartikel aufs Bett gelegt. Sie hatte
nicht einmal gefragt, woher er diese Dinge hatte, sondern war sofort bei ihrem
Anblick in Tränen ausgebrochen.
    Büttner sagte für eine ganze
Weile nichts, sondern sah sie nur mit zusammengepressten Lippen an. „Ich habe
ein paar Fragen an Sie“, sagte er schließlich leise und deutete mit dem Kopf
auf die Unterlagen.
    „Ich wollte es nicht“, presste
Gundula Fehnkamp zwischen zwei Schluchzern hervor. „Gott ist mein Zeuge, dass
ich es nicht wollte.“
    „Dass Sie was nicht wollten, Frau
Fehnkamp?“
    „Er war so anders, so fröhlich
und gut gelaunt. Er lachte mich an, wenn er mich sah. Und wenn er meine Hand
nahm, dann war es, als würde ich nach Hause kommen. Ja, und er war so hübsch.
Es machte so viel Spaß ihn anzusehen, ihn zu beobachten, wenn seine schlanken
Finger über die Tasten des Klaviers flogen, als wollten sie der Welt
entfliehen.“
    „Sie hatten Klavierunterricht bei
ihm?“
    Gundula Fehnkamp sah ihn an, als
käme er von einem anderen Stern. „Aber nein, Magdalena hatte Unterricht bei
ihm, doch nicht ich. Aber das wissen Sie doch!“ Von einem Moment auf den
anderen hatte sich ein so seltsamer Ausdruck in ihre Augen geschlichen, dass
Büttner ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    „Ja, ja“, beeilte er sich zu
sagen, „natürlich weiß ich das.“ Er machte eine kurze Pause und fragte dann:
„Aber wenn Sie keinen Unterricht bei ihm hatten, was haben Sie dann bei ihm
gemacht?“
    Magdalenas Mutter schüttelte den
Kopf als halte sie ihn nun endgültig für geistig zurückgeblieben. „Aber ich
musste mich doch erkundigen, ob Magdalena Fortschritte machte. Sie sollte doch
an Wettbewerben teilnehmen und eine große Pianistin werden.“
    „Ach so. Verstehe. Und aus diesem
Grund haben Sie Raffael Winter öfter mal besucht.“
    „Ja, das sagte ich doch.“
    „Und ... hatten Ihre Besuche
vielleicht noch einen anderen Grund?“
    „Einen anderen Grund?“ Sie sah
ihn mit großen, runden Augen an, und für einen Augenblick erinnerte sie Büttner
an ihre Tochter Magdalena. Ja, auch Gundula Fehnkamp musste mal eine sehr
schöne Frau gewesen sein. Bis das Leben ihr in
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