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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
Autoren: Elke Bergsma
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zeigten Sie die Verführung Adams durch Eva im
Paradies, sowie den Brudermord von Kain an Abel. Magdalena schauderte. Nein,
dieser Raum hatte wirklich nichts Einladendes. Und somit hatte sie es auch nie
bedauert, dass ihr Vater ihr verboten hatte, ihn ohne seine ausdrückliche Erlaubnis
zu betreten.
    Nun aber brauchte sie dringend
ihre Unterlagen, also musste sie ihre Abscheu überwinden und sich durch die
Schubladen arbeiten. Für eine ganze Weile durchforstete sie die Papiere ihres
Vaters, ohne jedoch irgendwas Interessantes zu entdecken. Von den Unterlagen,
die sie suchte, fehlte jede Spur. Sie fand die Suche ermüdend und hatte gerade
beschlossen, sich einen Kaffee zu machen, als ihr in der unteren Schublade ein
paar Hefte in die Hand fielen, die ihr den Atem stocken ließen. Sie holte tief
Luft, bevor sie anfing, sie durchzublättern. War es das, wofür sie es hielt? Es
war sogar noch schlimmer. Hatte sie die Hefte zunächst für ganz normale Pornos
gehalten – was sie schon erschreckend genug gefunden hatte – so musste sie
jetzt feststellen, dass es sich um die tabulose Darstellung von brutalsten Sadomaso-Praktiken
handelte, die mit erschreckenden und ekelerregenden Details nicht sparte.
Magdalena schluckte. Ihr Vater war also nicht nur cholerisch und aufbrausend,
wenn ihm irgendwas zuwider lief. Nein, darüber hinaus war er auch noch
sadistisch veranlagt. „Arme Mama“, murmelte Magdalena und legte die Hefte mit
zittrigen Fingern wieder in die Schublade zurück. Ob er von ihrer Mutter auch
solche abstoßenden Praktiken verlangt hatte?
    Nachdem sie auch die anderen
Schubladen durchforstet und nichts gefunden hatte, was ihren Abiturunterlagen
auch nur ansatzweise ähnlich sah, beschloss sie, nun in dem kleinen Sekretär
ihrer Mutter nachzusehen, der im Esszimmer stand. Sie ging nach unten und
strich sanft über die glatte, lackierte Oberfläche des antiken Möbelstücks. Es
war ein Erbstück ihrer Urgroßeltern und praktisch ein kleines Vermögen wert.
Auch deshalb war es wohl das einzige Möbelstück, das ihre Mutter nach der
Hochzeit hatte behalten dürfen. Alle anderen Dinge, die Magdalenas Mutter an
ihr Zuhause erinnerten, hatte ihr Vater nach dem Bruch mit den Großeltern nach
und nach auf den Müll geworfen.
    Magdalena arbeitete sich auch
hier durch die vielen kleinen und größeren Schubladen, fand aber nichts, außer
den kleinen Dingen, die ihr die Mutter früher, als sie noch klein war, ab und
an mal zur Belohung gezeigt hatte, wenn sie richtig brav gewesen war. Hierzu
zählten eine kleine bunte Schachtel mit Glasperlen darin, eine kleine Spieluhr
mit lustigen Figuren, die sich immerzu im Kreise drehten oder auf- und
abwippten, wenn man sie aufzog, sowie ein kleiner, brauner Wackeldackel, der
immer irgendwie überrascht aussah.
    Gerade wollte Magdalena den
Wohnzimmerschrank in Angriff nehmen, als ihr Blick auf eine fast nicht
wahrnehmbare Auswölbung im Sekretär fiel. Sie strich sachte darüber, bis sie an
einen kleinen Knopf stieß, der sich optisch in nichts von den anderen weißen
Porzellanknöpfen des Sekretärs unterschied. Nun jedoch, als sie ihn bewegte,
bemerkte sie ein leises Knarren, das direkt aus der Auswölbung heraus zu kommen
schien. Vorsichtig zog sie an dem Knopf, doch nichts passierte. Erst als sie
ihn erst nach rechts und dann nach links drehte, kam plötzlich Bewegung in die
Auswölbung. Und nun begriff Magdalena auch, warum eine Auswölbung Auswölbung
hieß. Denn just in dem Moment, als sie nach der Linksdrehung wieder an dem
Knopf zog, wölbte sich ihr eine kleine Schublade entgegen, die sich im
Gegensatz zu den anderen Schubladen allerdings nicht nach vorne, sondern nach
oben schob und ihren Inhalt preisgab.
    Magdalena zögerte, sich die
Dinge, die sich jetzt ihren unbefugten Blicken darboten, in die Hand zu nehmen.
Ganz offensichtlich hatte sie das Geheimfach ihrer Mutter entdeckt.
Andererseits machte sie dieser Anblick wütend, denn sie erinnerte sich noch gut
an den Moment, als ihre Mutter einmal ihr, Magdalenas, kleines Geheimnis – eine
bunt bemalte und mit Blumenstickern beklebte Schachtel mit allerlei kleinen
gesammelten und gebastelten Schätzen drin – entdeckt und unter ihrem Bett
hervorgezogen hatte. Vor Wut und Enttäuschung zitternd hatte Magdalena
dagestanden, während ihre Mutter nach unten ging und die Kiste ihrem Vater
zeigte. Dessen Predigt über Ehrlichkeit und Vertrauen hatte nicht lange auf
sich warten lassen. „In einer Familie gibt es keine
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