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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
Autoren: Elke Bergsma
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sie unschlüssig in der Hand hin und her, dann aber schob sie sie wortlos zu
Büttner hinüber. Der nahm sich zunächst den Umschlag und zog den Inhalt heraus.
Es war ein Zeitungsausschnitt darin. Als er sah, um wen es sich in dem Artikel
handelte, pfiff er leise durch die Zähne und warf Magdalena einen langen Blick
zu. Dann nahm er das Notizbuch zur Hand und fing an zu blättern.
    „Es reicht, wenn Sie die letzten
beiden Seiten lesen“, sagte Magdalena leise und senkte den Blick.
    Büttner tat, wie ihm geheißen.
Seine Stirn warf mit jedem Satz, den er las, eine neue Falte. Als er seine
Lektüre beendet hatte, legte er sie beiseite und sagte für eine ganze Weile
nichts. Schließlich räusperte er sich vernehmbar und fragte: „Ist es möglich,
dass Ihr Vater von der Sache wusste?“
    Magdalena zuckte mit den
Schultern. „Ich habe keine Ahnung.“
    „Nun, das werden wir gleich
herausbekommen.“ Er stand auf und reichte Magdalena die Hand. „Ich danke Ihnen,
dass Sie damit zu mir gekommen sind. Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich
ist, wenn es um die eigenen Eltern geht. Ich melde mich dann bei Ihnen, wenn
ich mehr weiß.“ Er klopfte Adrian auf die Schulter und wandte sich der Tür zu.
„Ach“, sagte er im Hinausgehen und drehte sich noch mal zu ihnen um, „trinken
Sie Ihren Kaffee ruhig noch in Ruhe aus. Er wird Ihnen gut tun.“

3 6
    Noch wenige Minuten zuvor war
sich David Büttner unsicher gewesen, welcher von seinen drei Hauptverdächtigen denn
nun der Mörder von Raffael Winter war. Onno Fehnkamp, Jonathan Eckstein oder
Ben Winter. Inzwischen aber, nachdem auch Magdalenas Hinweise ihn nochmals in
seinem Bauchgefühl bestärkt hatten, war er sich so gut wie sicher, dass der
Mörder hier im Vernehmungsraum vor ihm saß.
    Jonathan Eckstein hätte
sicherlich allen Grund gehabt, seinen Liebhaber zu erschlagen, war er doch von
ihm über Jahre hinweg nur ausgenutzt und nach Strich und Faden betrogen worden.
Aber Büttners Gefühl sagte ihm, dass dieser schmächtige junge Pastor letztlich
nicht dazu in der Lage war, eine solche Tat zu begehen. Es passte nicht zu
seinem eher depressiven Wesen, dass er sich unkontrolliert in einen Wutanfall
hineinsteigerte. Eher zog er sich nach einer Enttäuschung wie ein geprügelter
Hund tief verletzt zurück und leckte seine Wunden.
    Bei Ben Winter sah das schon
anders aus. Büttner selbst hatte erlebt, wie er von einem Moment auf den
anderen ausrasten konnte. Allerdings sah er bei ihm nicht wirklich ein Motiv.
Natürlich hatte sein Bruder ihn im Heim, wie er es selbst benannt hatte,
verschimmeln lassen, als Ben ihn so dringend gebraucht hätte. Aber ansonsten
war da nichts, was ihn zu diesem Zeitpunkt zu einer solch spontanen Tat hätte
treiben können. Vielmehr rächte er sich an seinem Bruder auf eine ganz andere
Art, nämlich indem er dessen ausschweifendes Sexualleben in der Öffentlichkeit
breit trat. Büttner hielt Ben Winter zwar für psychisch labil, was nach dem
frühen Verlust seiner Eltern kaum ein Wunder war. Ja, Ben hatte ein hohes Maß
an Geltungsbedürfnis, hechelte nach der Aufmerksamkeit, die ihm in seiner
Kindheit und Jugend verwehrt geblieben war. Das machte ihn zweifelsohne zu
einem Fall für den Therapeuten, nicht aber zum Mörder. Büttner hatte ihn schon
wieder nach Hause geschickt.
    Also blieb nur noch ein
Verdächtiger übrig: Onno Fehnkamp. Und um dessen Hals zog sich die Schlinge
gerade fester und fester. Schon sehr bald würde sie ihm die Luft abdrücken, da
war sich Büttner ganz sicher. Ruhig und nun seinerseits mit einem spöttischen
Grinsen auf dem Gesicht, beobachtete er den feisten Mann ganz genau. Wie würde
er reagieren, wenn er ihm sogleich den Zeitungsausschnitt und die Notizen
seiner Frau unter die Nase reiben würde?
    Genüsslich ließ Büttner ihn noch
ein paar Minuten zappeln. Ja, Fehnkamp wusste, dass er mit dem cholerischen Angriff
auf seine Tochter einen fatalen Fehler begangen hatte. Nun saß er da, musste
sich einen neuen, womöglich ihm unbekannten Anwalt suchen und hatte keine
Ahnung, ob und wann er sein Zuhause noch einmal sehen würde. Unter seinen Achseln
hatten sich große Schweißflecken gebildet und er atmete schwer. Jedem anderen
hätte Büttner jetzt etwas zur Beruhigung angeboten, eine Tasse Tee vielleicht.
Aber nicht Fehnkamp. Seine Nerven sollten ruhig zum Zerreißen gespannt sein,
wenn Büttner ihn mit den Fakten konfrontierte.
    „Sie dürfen mich nicht hier
behalten“, brummte Onno Fehnkamp, als ihm
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