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Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)

Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Nina Hunter
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beiläufig, obwohl sein Gesicht immer noch ernst wirkte. »Sie leben doch auch hier, oder? Ist es denn so schlimm?«
    »Eigentlich nicht. Ich fühle mich hier wohl. Deshalb bin ich auch nie fortgegangen. Aber wissen Sie, die Stadt stirbt. Wir haben mehr Leute, die wegziehen, als Leute, die herziehen. Die Städte entlang der Front Range boomen, aber hier oben will niemand wohnen, weil man dann zur Arbeit pendeln muss.«
    »Ich habe gerade beim Police Department von Coda angeheuert.«
    »Sie sind Polizist?«
    Er sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an und erwiderte belustigt: »Ist das ein Problem?«
    »Eigentlich nicht, aber ich wünschte, ich hätte Ihnen nicht gesagt, dass die Jugendlichen hier raufkommen, um sich mit irgendwelchem Stoff zuzudröhnen.«
    »Keine Sorge«, sagte er und zog wieder eine Augenbraue hoch. »Ich werde ihnen nicht stecken, dass Sie der Verräter sind.« Der gute Beamte war nicht völlig humorlos. »Sie haben also Ihr ganzes bisheriges Leben hier verbracht?« Er klang nicht neugierig, sondern eher so, als würde er einfach versuchen, eine zwanglose Unterhaltung zu führen.
    »So ist es. Bis auf die Jahre, die ich am College verbracht habe.«
    »Und der Laden gehört Ihnen?«
    »Mir, meinem Bruder und seiner Frau, ja. Es ist nicht gerade eine Goldgrube, aber wir kommen zurecht. Brian ist Steuerberater und hat noch andere Kunden, daher kümmert er sich meistens nur um die Buchhaltung. Lizzy und ich betreiben den Laden.«
    »Aber Sie waren auf dem College?« Jetzt klang er aufrichtig neugierig.
    »Ja, ich habe die Colorado State besucht. Ich habe einen Lehramtsabschluss in Physik.«
    »Warum sind Sie dann nicht Lehrer?«
    »Ich wollte Brian und Lizzy nicht im Stich lassen.« Das stimmte nicht ganz, aber ich mochte ihm den wahren Grund nicht verraten: dass ich nicht mit den Konsequenzen leben wollte, die es mit sich brachte, ein schwuler Highschool-Lehrer in einer Kleinstadt zu sein. »Es gibt sonst niemanden, der sich um den Laden kümmern würde. Wir können uns keinen Vollzeitangestellten leisten. Das heißt, wir könnten schon, wenn sie keine Sozialversicherung haben wollten, aber das wollen sie. Also haben wir stattdessen nur Ringo auf Teilzeitbasis. Die Hälfte seines Lohns fließt zu uns zurück, weil er seine Gehaltschecks für Sachen für sein Auto ausgibt, daher funktioniert das ganz gut.« Ich lachte. »Ringo! Das kann doch nicht sein richtiger Name sein.« Mir wurde bewusst, dass ich faselte. »Tut mir leid, ich rede so viel. Ich langweile Sie bestimmt.«
    Er sah mir direkt ins Gesicht und sagte ernsthaft: »Ganz und gar nicht.«
    Wir hatten das Ende des Weges erreicht. »Sie müssen hier wenden.«
    Er hielt den Jeep an und schaute sich argwöhnisch um. Es war kein anderes Auto in der Nähe. »Ich sehe keinen Felsen.«
    »Er ist ein kleines Stück weiter den Weg rauf. Wollen Sie hingehen?«
    Seine Miene hellte sich ein wenig auf. »Darauf können Sie wetten.«
    Also gingen wir den Weg hinauf, zwischen Gelbkiefern, Douglastannen und Espen hindurch, die gerade zu knospen begannen, und erreichten schließlich einen der Felspfeiler, von denen die Rockies ihren Namen bekommen haben mussten. Die Berge Colorados sind voll von diesen riesigen, hoch aufragenden Felsnadeln, die abgerundet und von trockenen, graugrünen und rostfarbenen Flechten bedeckt sind. Dieser hier war hangabwärts etwa sieben Meter hoch. Wenn man von oben kam, konnte man praktisch direkt rauflaufen. Aber wo blieb da der Spaß? Diese Felsen schrien förmlich danach, erklommen zu werden.
    Sobald wir oben angelangt waren, setzten wir uns hin. Die Aussicht war von dort nicht viel anders. Wir konnten über den Weg bis zu dem Jeep hinunterblicken, aber davon abgesehen erstreckten sich vor uns lediglich noch mehr Bäume, noch mehr Felsen und noch mehr Berge. Ich liebe Colorado, aber diese Art von Aussicht hat man hier an Hunderten von Stellen. Es überraschte mich, einen zufriedenen Seufzer von Matt zu hören. Als ich ihn ansah, spiegelte sich auf seinem Gesicht Erstaunen wider.
    »Mann, ich liebe Colorado. Ich komme aus Oklahoma. Das hier ist besser, glauben Sie mir.«
    Er drehte sich zu mir um, und mir stockte beinahe der Atem. Er blinzelte ein wenig in die Sonne. Seine Haut war gebräunt, und seine Augen leuchteten. Sie gingen definitiv ins Grünliche. »Danke, dass Sie mich hier heraufgebracht haben.«
    »Gern geschehen.« Und ich meinte es auch so.
    2
    Am nächsten Tag kam Matt mit Bargeld in der Hand in den Laden,
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