Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)

Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Nina Hunter
Vom Netzwerk:
zitterte, und er spürte, wie ihm Schweiß auf die Stirn trat. Er konnte nicht ewig so verharren, doch die Angst, die Kontrolle über seine Beine verloren zu haben, lähmte ihn. Wenn sie ihn nicht trugen, würde er einfach auf dem Linoleum aufschlagen, und wer wusste, ob ihn dann jemand fand?
    Aber irgendjemand hat meine Wunden versorgt,
schoss es ihm durch den Kopf.
Irgendwer muss also hier sein. Klasse, und sie werden dich eingenässt auf dem Boden finden, weil du so blöd warst, von der Pritsche zu fallen.
Die Ironie in dem Gedanken wirkte fremd und gleichzeitig vertraut, so als würde ein Freund in seinem Kopf sitzen und ihm die Worte einflüstern.
    Er schnaufte. Beide Möglichkeiten wirkten nicht sonderlich attraktiv. Wenn er nur …
    Mit einem Mal gab sein Arm nach, er rutschte ab – und landete auf seinen Füßen. Ungläubig starrte er nach unten, aber es waren wirklich seine Beine, die ihn trugen. Überrascht und erleichtert lachte er auf und fixierte dann sofort sein nächstes Ziel: das Waschbecken auf der anderen Seite des Zimmers. Bis dorthin mochten es etwa drei Schritte sein. Zwei, wenn er sich beim letzten Schritt einfach nach vorne fallen ließ, und immer vorausgesetzt, dass er das Waschbecken rechtzeitig zu fassen bekam.
    Zwei Schritte also. Das war zu schaffen. Er stützte seinen Hintern an der Pritsche ab und verlagerte das Gewicht nach vorn. Seine Beine hielten sein Gewicht noch immer.
    Vor Freude hätte er am liebsten aufgeschrien, aber er wollte seine Kräfte schonen. Wichtig war es jetzt erst einmal auszuprobieren, ob er es tatsächlich bis zum Waschbecken schaffte. Vorsichtig schob er den rechten Fuß nach vorn. Er wartete, atmete tief ein und machte dann den ersten Schritt. Der Schmerz in seinen Knien flammte ein weiteres Mal auf, doch nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen ging er noch einen Schritt und konzentrierte sich auf das Waschbecken vor ihm.
    Mit jedem Zentimeter ging es besser, und er hatte sogar das Gefühl, dass sich zusätzliche Kraft in seinem Magen sammelte und durch den Rest des Körper zu strömen schien; seine Knie schmerzten weniger, und auch die Blutergüsse auf seinem Bauch fühlten sich nicht mehr wie flüssige Lava an. Nur die Kopfschmerzen wurden schlimmer, aber das spielte angesichts des Triumphgefühls, als er endlich vor dem Waschbecken stand, keine Rolle. Dann kam die Erkenntnis, und zum ersten Mal gesellte sich ein anderes Gefühl zu seiner Verwirrung – Angst. Er war völlig hilflos, wusste nicht, wer ihn hierhergebracht hatte. War es ein Unterschlupf oder eine Zelle? Dieser Raum konnte beides sein, und er kannte die Motive derjenigen, die ihn hierhergebracht hatten, nicht. Er war ihnen hilflos ausgeliefert, ohne Gedächtnis oder Erinnerungen.
    Die aufkeimende Panik drohte ihm den Atem zu rauben, aber er schloss die Augen und versuchte, ruhig zu atmen.
Wenn sie mich hätten töten wollen, hätten sie mich nicht verbunden,
versuchte er sich zu beruhigen, und es half, die größte Panik abzuwenden. Er tat das, wofür er ursprünglich hergekommen war. Im Anschluss wusch er sich die Hände und sah in den Spiegel über dem Becken. Wie vermutet, war das obere Drittel seines Kopfes fast vollständig mit Gaze verbunden. Nur hier und dort lugten ein paar pechschwarze Haarsträhnen hervor. Auch seine Augen waren dunkel, fast ebenso schwarz wie seine Haare. Er beugte sich vor, um sein Gesicht näher zu betrachten – es wirkte wie das Gesicht eines Mannes, den er irgendwann einmal im Traum gesehen hatte; vage vertraut, aber doch fremd. Vorsichtig tastete er über die ebenmäßigen Gesichtszüge. Im Gegensatz zu seinen Augen und Haaren war seine Haut überraschend hell; sein Gesicht war schmal, mit hohen Wangenknochen und einem leichten Bartschatten. Als er mit der Handfläche darüber rieb, kratzte es.
    Sein Körper war ebenfalls schlank, aber gut in Form. Er war sehnig, mit langen geschmeidigen Muskeln, wie ein Läufer.
Typischer Draoidh.
Wieder diese seltsame Stimme in seinem Kopf. Und was sollte das für ein Wort sein? Draoidh? Er sprach es laut aus; die kompliziert wirkenden Silben rollten ihm leicht von der Zunge. Er sagte es noch einmal und noch einmal. Der erste Anhaltspunkt zu seiner Vergangenheit, da war er sich sicher.
    »Was sonst?«, fragte eine dunkle Stimme hinter ihm, und sie war nicht in seinem Kopf, sondern durchaus real.
    Hastig wirbelte er herum und schlug mit dem Rücken gegen das Becken. Er biss die Zähne zusammen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher