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Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)

Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Nina Hunter
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gelähmt. »Was für eine Rechnung?«, brachte er mühsam heraus.
    Etwas Kaltes, Weiches strich ihm über die Wangen und das Kinn.
    »Du hast mich betrogen«, sprach der Gruagach sanft weiter. »Du hattest mir versprochen, den Weg zu eurer Heimat zu zeigen, aber dann hast du versucht, mich zu töten. Das war nicht nett. Es hat Tage gedauert, bis ich mich wieder erholt hatte. Willst du das nicht wiedergutmachen?«
    Nolan blinzelte. Die Schatten im Raum verdichteten sich, ähnlich wie im Monitorraum. Hinter Keith hatten sie fast die gesamte Wand eingenommen, und zum ersten Mal konnte er in der Finsternis leuchtende Augenpaare und aufgerissene glänzende Mäuler erkennen. »Keith. Wach auf!«
    »Zwecklos. Der Sealgair stört uns nicht weiter. Ich werde mich später mit ihm beschäftigen, sobald er wieder aufgewacht ist«, schnurrte der Gruagach. »Aber zuerst möchte ich meine Rechnung mit dir begleichen. Ich mag es nicht, wenn man mich betrügt.«
    »Warum sollte ich mit dir einen Handel eingehen?«, keuchte Nolan und versuchte, sich zu befreien, doch die Macht des Gruagach ließ ihn nicht los.
    »Weißt du es denn nicht mehr?« Der Gruagach klang für einen Moment verwirrt, und es herrschte Stille. Er berührte Nolans Stirn. Dann frohlockte er: »Du weißt es wirklich nicht mehr, nicht wahr? Du kannst dich noch immer nicht erinnern. Aber ich werde dir dabei helfen, ich werde alles aus deinem hübschen dunklen Köpfchen saugen.«
    »Wag es ja nicht, du mieser Scheißkerl.«
    »Oh, was für böse Worte. Ich hatte gedacht, wir sind Freunde, Nolan?«
    Ihm wurde immer kälter; der Gruagach schien seine Körperwärme regelrecht zu trinken. Nolan zitterte am ganzen Leib und spürte, wie seine Kraft schwand. »Niemals«, murmelte er kraftlos, den Blick noch immer auf Keith geheftet. Bei allem Heiligen, was, wenn ihm wirklich etwas geschehen war? Der Gedanke zerriss ihm das Herz. Keith durfte nichts geschehen. Egal, ob er etwas für ihn empfand oder nicht, wichtig war, dass Nolan ihn liebte. Die Erkenntnis war überraschend und doch vertraut. Er hatte es schon seit seinem ersten Traum gewusst, aber verleugnet. Doch es war die Wahrheit – er liebte Keith und würde alles tun, damit er in Sicherheit war. Viel blieb ihm aber nicht mehr; er konnte kaum mehr die Augen offen halten. Die Kälte hatte sich seines ganzen Körpers bemächtigt, und er fühlte sich müde, so unglaublich müde. Aber wenn er die Augen schloss, wenn er …
    Die Kälte hatte sein Herz erreicht. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er aufgeben musste. Plötzlich verschob sich die Welt, als hätte sie jemand aus den Fugen gerissen: Irgendetwas regte sich in ihm, erwachte und schleuderte ihn zurück, zurück in seine Erinnerung und Vergangenheit. Er sah sich selbst, wie er dem Gruagach gegenüberstand, den er aus Keiths Wohnung fortgelockt hatte. Er hatte ihn schon immer schützen wollen, denn schon damals hatte er alles für dessen Sicherheit getan. Es war eine Finte gewesen; er hatte dem Gruagach einen Handel vorgeschlagen und dann versucht, ihn zu überwältigen. Er mochte einer der besten Draoidh sein, aber es war dumm gewesen anzunehmen, den Unseelie ganz allein besiegen zu können. Dennoch hatte er es versucht. Die Bestie hatte ihn mühelos besiegt und versucht, die Informationen aus seinem Hirn zu pressen. Nolan hatte das Einzige getan, was ihm noch einfiel – er hatte sich selbst und damit auch dem Gruagach jede Erinnerung verwehrt. Indem er sein Gedächtnis sicher verschlossen hatte, war es auch dem Unseelie nicht mehr möglich gewesen, dort einzudringen. Der Gruagach hatte von ihm abgelassen, als Keith dazukam, aber Nolan hätte wissen müssen, dass er wiederkommen würde.
    Jetzt war dieser Zeitpunkt, und die gleiche Sorge um Keith, die gleiche Todesangst hatten dafür gesorgt, dass Nolan den Schlüssel zu seiner Erinnerung wiedergefunden hatte, den er selbst weggeworfen hatte. Jetzt war alles wieder da – er war Nolan, ein Sealgair, ein Draoidh und einer der letzten Beschützer der Menschheit. Er konnte sich an alles erinnern, sein ganzes Wissen, jede Formel, die er in monatelangen Übungsstunden gelernt hatte, jeden Runenzauber.
    Nolan presste die Lippen zusammen, um seinen triumphierenden Schrei zurückzuhalten. Noch hatte der Gruagach nicht versucht, in sein Hirn einzudringen, also wusste er auch noch nicht, dass Nolan sein Gedächtnis zurückhatte. Fieberhaft überlegte er, wie er das zu seinem Vorteil nutzen konnte, bis ihm einfiel, wo er
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