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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Autoren: Karin Wahlberg
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Schirmmütze ab und fuhr sich mit der Hand über seine Glatze. Suchte einen Augenblick nach den richtigen Worten.
    »Hallo«, sagte er schließlich.
    »Willst du einen Kaffee?«
    »Ja, danke.«
    Sie deckten mit Tassen, Brot, Butter und Wurst.
    »Du bleibst also hier, Schwesterherz?«, sagte er, nachdem er Platz genommen und sich bedient hatte.
    »Vielleicht. Aber natürlich nicht in diesem Haus … nicht bei Mama und Papa.« Sie verzog das Gesicht, womit sie das »natürlich« unterstrich. Ihr lag auf der Zunge, dass sie wirklich nicht die Absicht hatte, die Magd ihrer Eltern zu werden. Oder die Krankenschwester, hielt sich aber zurück. Viele hatten Lasse vermutlich immer als den Knecht seines Vaters betrachtet. »Vielleicht finde ich eine Häuslerkate. Schließlich bin ich in dieser Gegend zu Hause«, sagte sie und gab ihm einen liebevollen Knuff.
    In den Holmhällevägen würde sie nie mehr zurückkehren. Wenn die Diele renoviert war, wollte sie verkaufen. Agneta wollte vermutlich ebenfalls nicht dort wohnen bleiben. Sie zwitscherte nicht mehr. Es gab auch niemanden mehr, der sie Nettan nannte.
    Es war schrecklich. Viele hatten sie getröstet, sie träfe keine Schuld. Schließlich hatte nicht sie Sven umgebracht. Aber Agneta blieb trotzdem beharrlich der Überzeugung, Familie Olsson sei eine Bande Krimineller.
    Birgitta übte sich darin, nicht allzu viel darüber nachzudenken. Sie verzog daher den Mund. Lasse beantwortete das mit einem Lächeln, aber zurückhaltend, denn seine Zähne zeigte er nur ungern.
    »Aber bleibst du an der Klinik?«, fragte er.
    »Doch, das habe ich vor.« Sie trank einen Schluck Kaffee.
    »Du bist tüchtig, Schwesterherz.«
    »Ich weiß nicht …«
    Er strich dick Butter auf eine Brotscheibe und belegte sie mit drei Scheiben Cervelatwurst. Beste Ware, dachte sie und sah ihm dabei zu, wie er mit großen Bissen aß.
    Er hatte etwas auf dem Herzen. Sie wartete.
    »Folgendes«, sagte er, nachdem er gegessen hatte. Er stand auf und ging auf den Hausflur. Mit einer schwarzen Stofftasche kehrte er zurück.
    »Das hier habe ich in der Scheune gefunden.«
    Sie starrte die Tasche an. Was der Schnee verbirgt, kommt bei Tauwetter zum Vorschein, dachte sie.
    »Das gehört mir.«
    »Was ist das? Ich habe es mir angesehen, aber das schien nichts Besonderes zu sein. Eine alte Decke oder ein Teppich oder was immer. Willst du ihn haben, oder soll ich ihn auf die Müllkippe bringen?«
    Wie angenehm mit Menschen, die nicht alles mitkriegen, dachte sie.
    »Lasse, ich kümmere mich darum. Gib mir die Tasche.«
    Die weiche Tasche neben ihren Füßen flößte ihr ein Gefühl der Geborgenheit ein. Vielleicht würde sie Annelie bitten, sie schätzen zu lassen und sich mit einem Auktionshaus in Verbindung zu setzen. Das musste aber diskret geschehen. Sie hatte bereits genug Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.
     
    Sie hatten bereits die ersten Fragen geklärt. Die Luft war etwas stickig, aber noch gab es genug Sauerstoff. Claesson, Özen und der Anwalt. Magnus Öberg war nur noch ein Schatten seiner selbst.
    Er wollte offenbar auspacken. Wollte gestehen, wollte alles loswerden, so viel war ihnen klar. Wollte den Worten freien Lauf lassen.
    »Können Sie uns erzählen, was in Ihnen vorging?«, fragte Claesson.
    »Was den Nachbarn betrifft, habe ich gar nicht nachgedacht. Ich habe vermutlich in meinem Leben noch nie so wenig gedacht. Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber ich habe vollkommen die Kontrolle verloren. Ich wusste nur, dass ich diesen Teppich finden muss, und dann kommt dieser Alte daher und fängt an, Fragen zu stellen! Ich brauchte wirklich das Geld, und zwar schnell. Ich war …«
    Öberg starrte hilflos an die Wand, während er versuchte, mit der Panik fertig zu werden, die ihn vermutlich erfüllte.
    »Mir geht’s richtig schlecht, wenn ich daran denke«, flüsterte er. »Ich bin eigentlich gar nicht gewalttätig, aber ich stand derart unter Druck … die Firma, die Schulden, Lotta und die Kinder … das ganze Leben wäre zerstört gewesen.« Er hob sein Glas und befeuchtete sich die Lippen. »Ich dachte an meine Eltern, an den Konkurs damals, die Schande, ich bin richtig in Panik geraten. Ich war wie fremdbestimmt.«
    Er trank einen Schluck Wasser.
    »Ich wusste ja, dass Patrik Lindström vollkommen ausrasten kann«, fuhr er fort. »Wir kennen uns seit dem Militärdienst … eigentlich hatten wir nicht mehr viel Kontakt, aber ich habe ihn vor einiger Zeit angerufen. Ich habe ihm als Einzigem
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