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Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Titel: Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins
Autoren: Michaela Seul
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und -besitzerinnen das nicht, wo ihre Begleiter doch so lieb waren. Mein Bobberle, der duud doch keiner Seele was zuleide. Der is Vegedaria. Dass ich anderer Meinung war, traute ich mich nicht zu äußern. Ein Hund ist eine Waffe, und wenn ich jetzt was sage, dann entsichert Herrli sie und drückt ab. Fass!
    Total durchgeknallt. Ich selbst. Was mir danach, wenn Bobberle weg war, immer sofort einleuchtete. Aber so ist es mit dunklen Gestalten in dunklen Ecken, schwarzen Männern, die im Wald hinter Bäumen lauern oder in Tiefgaragen hinter Betonsäulen. Angsträume, Angstmacher. Der schwarze Hund hält einen der vorderen Plätze auf der Angstliste. Was Luna nicht weiß. Ich schon. Aber ich bin eben auch nur ein Mensch und als Frauli, wie Männer uns zuweilen bescheinigen, hormonellen Schwankungen unterworfen, die ich nicht kontrollieren kann.
    Manchmal bin ich aber auch bloß mit dem falschen Fuß aufgestanden, oder der UPS -Kurier hat mir vor einer Woche einen Parkplatz weggeschnappt. Was er sicher vergessen hat, da es zu seinem Job gehört. Ich habe es nicht vergessen und kläre ihn darüber auf, dass er meinem Hund das falsche Geschlecht übergestülpt hat. »Das ist kein Kerl!«
    UPS zuckt zusammen.
    Einen Moment lang genieße ich die Macht der Waffe Hund. Der Kurier ist zirka dreißig Zentimeter größer und vierzig Zentimeter breiter als ich. Dann schäme ich mich ordnungsgemäß und stelle Luna als sehr freundliches Mädchen vor, ehe er sich noch bei Luna entschuldigt. Ich schaffe es, einen der schlimmsten Sätze der berühmten Liste zu verschlucken: »Die tut nichts.« Er steht auf Platz drei hinter »Die will nur spielen« und »Die ist ganz lieb«. Ja, was soll sie denn tun? Hackfleisch machen, na klar. Stattdessen bin ich selbst ha schiert und schäme mich schon wieder. Diesmal, weil das mit der Benennung ziemlich schwierig ist.
    Ich könnte sagen: »Luna ist eine Hündin.« Aber bei Hündin assoziiere ich in Gegenwart eines solchen Muskelpaketes in einer solch engen Hose mit solchen Goldkettchen und einer solchen Solariumbräune leider häufig läufig. Und dann wird es sexuell. Überhaupt wird es ständig sexuell mit Hund, dafür kann ich nichts, nicht ich beginne nun im Schritt des UPS -Mannes herumzuschnüffeln. Aber ich beginne mir Gedanken zu machen, warum Luna das macht. Müffelt es da? Wonach? Ich will das nicht wissen, aber mein Hund stößt mich förmlich mit der Nase drauf. Und gleichzeitig glaube ich zu wissen, wie der Mann sich fühlt. Auch ich habe im Lauf meines Lebens einige Hundeschnauzen im Schritt ertragen müssen und mich gefragt, ob die anderen jetzt denken, sie hat ihre Tage oder sie hatte eben Sex. Ich grinse in mich hinein. Der Kurier wirft einen gequälten Blick zum Display neben der Fahrstuhltür, doch wir sind erst im vierten Stockwerk, und er möchte ins zwölfte. Nein, er entscheidet sich anders, drückt schnell auf die Sechs und steigt aus. Mit seinem großen Paket fahre ich weiter. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, es im achten Stock in den Flur zu schieben. »Such das Paket, such!« Was ich natürlich nie tun würde. Aber lustig wäre es schon, das Gesicht des UPS -Mannes zu beobachten, der mir letzte Woche einen Parkplatz weggeschnappt hat, wenn sein Paket verschwunden ist. Bestimmt hat es die schwarze Bestie verschlungen mit Haut und Haar!
    An solche Begegnungen denkt ein zukünftiger Hundebesitzer niemals, er hat ja keine Ahnung, was alles auf ihn zukommen wird, so wie ich in der Prä-Luna-Zeit, als ich glaubte, Leben mit dem Hund bedeute an Unangenehmem allein Gassi gehen und Tierarzt, an Angenehmem frische Luft und Fellkontakt. Das wäre ungefähr so, als glaubte man, des Englischen mit Yes und No mächtig zu sein.
    Wenn ich mich selbst als Hundebesitzerin gesehen habe in dieser Zeit, dann eher wildromantisch, und ich verwechselte den Hund schon mal mit einem Pferd. Am Meer entlang, meine langen Haare im Wind und der Hund galoppierend in der Gischt. Dieser Hund hatte kein Gesicht und keinen Körper, war eher ein Gefühl. Ich hatte mir keine Gedanken über die Welpen in Lillys Bauch gemacht. Farbe? Größe? Was man auch nicht so genau wusste, Vater unbekannt. Bei einem Pferd wäre das anders gewesen, da galt mein Kindertraum eindeutig und ausschließlich dem schwarzen Hengst.
    Aber ein Hund? Vielleicht lieber einer mit kurzem Haar und keinem Stummelschwanz? Lieber einer, der nicht so viel sabbert? Groß sollte er schon sein, aber nicht so groß, dass er zu schwer wäre,
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