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Lukes Verwandlung (German Edition)

Lukes Verwandlung (German Edition)

Titel: Lukes Verwandlung (German Edition)
Autoren: Natascha Artmann
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war übergesprungen und arbeitete sich den kompletten Straßenzug entlang.
    Es herrschte das blanke Chaos. Wer nicht nach draußen geflohen war, um sich vor den Flammen in Sicherheit zu bringen, wollte sein Hab und Gut retten, oder sich das Selbige von einem anderen aneignen. Molly wollte nur sich selbst und Kittys Baby aus der Gefahrenzone bringen. Aus der Gefahrenzone des Feuers, und aus der Gefahrenzone, die sie nicht einschätzen konnte. Und die Kitty ihr Leben gekostet hatte, und das ihres Sohnes fast auch.
     

2
     
    So einen verrückten Auftrag hatte er noch nie erhalten. Und dabei war sich Charles Benson nicht einmal ganz sicher, ob sein Boss die Sache wirklich ernst gemeint hatte. Obwohl, sein Boss machte niemals Witze, oder sagte etwas, was er nicht so gemeint hätte. Er zumindest hatte nie etwas in diese Richtung bei ihm beobachtet. Und um das, was er zu tun hatte, als Scherz einstufen zu können, hätte der, der dafür verantwortlich war, so etwas wie Humor besitzen müssen. Nicht eben ein hervorstechendes Merkmal des Bosses, falls sein Charakter überhaupt damit ausgestattet war.
    Der Boss war hart, hart aber nicht ungerecht. Mit einer einleuchtenden Begründung konnte man ihn sogar von einer Meinung überzeugen, die nicht von ihm stammte. Obwohl es nur selten vorkam, dass er eine Situation falsch einschätzte, da er alle Aspekte einer Sache stets von allen Seiten beleuchtete, bevor er eine Entscheidung traf.
    Und genau deshalb war dieser Auftrag, um den sich er, Charles Benson, Vorarbeiter auf der L-Ranch, kümmern sollte, auch so unglaublich. Die Vorräte dieses Mal nicht in der nächsten kleinen Siedlung, Little Creek zu besorgen, sondern in dem größeren Grahamswill, gehörte nur zu diesem Auftrag, weil der Boss zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte.
    Natürlich konnte man, wenn man die Situation nüchtern betrachtete, diesen Auftrag auch zu den Besorgungen zählen, so wie Mehl, Salz, Zucker und Munition. Und es hatte sich aus dem Mund seines Brotherren auch genauso angehört, wie eine ganz normale Besorgung. Nur weigerte sich etwas in Benson, es so zu sehen.
    Er hatte eine Anweisung erhalten, eine völlig verrückte, völlig fehlgeleitete Anweisung. Er sollte für seinen Boss in Grahamswill etwas besorgen. Luke Donavan erwartete, dass er ihm aus der Stadt eine Braut mitbrachte.
    Einen verrückteren Auftrag hatte ihm Donavan in den letzten zehn Jahren nicht gegeben. All die Jahre hatte er alles erledigt, was der Boss angeordnet hatte, und nun sollte er etwas mitbringen, was der Boss mit einem Fingerschnippen auch in Little Creek haben konnte.
    Es gab einige unverheiratete Frauen, die vor Donavans Tür kampieren würden, wenn sie wüssten, dass der sich mit dem Gedanken an eine Braut trug. Nur würde er diese Damen im besten Fall als Fußabstreifer benutzen, selbst wenn es sich dabei um Töchter angesehener Familie handelte. Er war ein verdammt guter Fang, hatte nicht nur eine der größten Ranches der Gegend, sondern sich die auch durch ehrliche und harte Arbeit aufgebaut. Und er war nicht gerade hässlich. Aber die Frauen, die ihm deutliche Zeichen ihres Interesses zeigten, sprachen ihn aus irgendeinem Grund nicht an. Benson hätte sogar vermutet, dass sich Donavan überhaupt nicht für Frauen interessierte, hätte er nicht beim jährlichen Viehtrieb in die Bezirkshauptstadt miterlebt, wie sein Boss ein ganzes Wochenende die Puppen tanzen ließ.
    Und nun, nachdem er seine Einkäufe für die Ranch erledigt hatte, stand Benson tatsächlich mit einer ganzen Menge anderer Männer in der Versammlungshalle der Stadt und sah sich den Frauen gegenüber, die in den Westen gekommen waren, um sich hier einen Ehemann zu suchen. Eine Situation, der er sich nicht ganz gewachsen fühlte. Wie sollte er unter den anwesenden Frauen die Richtige für seinen Boss auswählen? Er hatte keine Ahnung, was seinem Boss vorschwebte, nach welchen Auswahlkriterien er seine Entscheidung treffen sollte. Und genau dieses Zögern war sein Fehler. Ehe er sich überhaupt für etwas entschließen konnte, hatten die anderen Männer bereits zugeschlagen. Mehr als die Hälfte der Frauen waren schon vergeben, bevor er überhaupt einen genaueren Blick riskierte.
    Diese, vom Pastor der Stadt ins Leben gerufene Partnervermittlung, fand bei den Männern der Gegend so regen Zuspruch, dass sie sich schon im Vorfeld genau überlegt hatten, wie sie sich die beste Kandidatin schnappen konnten. Darum gab es nicht mehr viel Auswahl, bis
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