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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser
Autoren: Susanne Nitzsche
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trug ein immerwährendes Lächeln auf den Lippen.
    „Meinem Vater geht es sehr gut. Er schickt seine besten Grüße und seine Hochachtung.”
    Shimuzu nickte zufrieden. „Sehr gut, das höre ich gern. Wir alle in der Firma sind mit Ihrer Arbeit äußerst glücklich. Ich glaube fest daran, dass die Einrichtung der Räume sehr zur Harmonie und Produktivität meiner Mitarbeiter beiträgt. Seien Sie versichert, dass ich den guten Namen Ihrer Familie auch unter meinen Partnern verbreiten werde.”
    Persephone seufzte innerlich auf. Endlich hatte sie die Bestätigung für Edwards und ihre gelungene Arbeit gehört. Sie hatten beide Panik davor gehabt, bei diesem Job etwas falsch zu machen, weil sie keine ausgewiesenen Experten für Feng Shui waren. Shimuzu hatte jedoch, allen Einwänden zum Trotz, darauf bestanden, dass die deWinters seine erste und einzige Wahl für den Auftrag waren.
    „Das ehrt meinen Vater und mich sehr, Mr Shimuzu. Ich danke Ihnen.” Sie deutete eine weitere Verbeugung an.
    Shimuzu erwiderte die Verbeugung und bedeutete ihr, mit ihm zu kommen. „Ich habe heute Freunde und Geschäftspartner aus Ihrer und meiner Heimat eingeladen. Wie ich gehört habe, ist Mr Charles Manning Teil Ihres Bekanntenkreises. Ich habe mir daher erlaubt, Sie neben ihm platzieren zu lassen.”
    Persephones Wangen röteten sich bei Charlys Anblick. „Das ist sehr nett von Ihnen, Mr Shimuzu. Man hat sie korrekt informiert; wir sind in der Tat seit vielen Jahren miteinander bekannt.”
    Der Geschäftsmann geleitete sie zu ihrem Stuhl. Als sie nur noch ein paar Schritte entfernt waren, erhob sich Charles für eine sehr dezente Begrüßung. Shimuzu entfernte sich unterdessen leise lächelnd, um sich mit anderen Neuankömmlingen zu unterhalten.
    „Guten Abend, Persephone. Schön, dich hier zu treffen. Du siehst bezaubernd aus.”
    „Guten Abend, Charles. Eine wirklich nette Überraschung. Das Kompliment kann ich nur zurück geben.” Diese Sätze hatten sie bisher fast wortwörtlich bei jeder Veranstaltung abgespult. Inzwischen war diese Begrüßung zu einer Art verbalem Vorspiel geworden.
    Sein Blick glitt anerkennend über das bodenlange Kleid, das sie an diesem Abend trug. Schwarzer Samt, eng, goldbestickt. Es musste neu sein, denn er hatte es zuvor noch nie an ihr gesehen.
    Das Essen war zu Persephones großer Freude keine rein japanische Angelegenheit. Mit Rücksicht auf die amerikanischen Gäste wurde das serviert, was überall als Fusion Food bezeichnet wurde - eine Mixtur aus asiatischen und westlichen Kompositionen, die ziemlich gut zusammenpassten. Auch auf den Gesichtern der übrigen Amerikaner an der Tafel zeigte sich die unverhohlene Freude darüber, nichts essen zu müssen, das noch selbstständig von den Tellern springen konnte.
    Was bei diesem Essen niemand mitbekam, war die Tatsache, dass Persephones Zurückhaltung nur oberhalb der Tischkante stattfand. Schon nach dem zweiten Gang hatte ihre Hand den Weg auf Charlys Oberschenkel gefunden und war nach dem dritten Gang von dort aus Stück für Stück höher gewandert. Sich trotz dieser geschickten Ablenkung auch weiterhin freundlich mit seinem Tischnachbarn zu unterhalten, fiel Charles zunehmend schwer. Es hatte ihm vom Beginn ihrer Beziehung an gefallen, dass die Person, die er erst für so kalt gehalten hatte, in Wirklichkeit nicht nur wie eine Frau aussah, sondern sich ihm gegenüber auch so benahm. Er liebte ihre Vertrautheit, die Beweise ihrer Liebe, wenn sie allein waren. Dass sie ihrer Zuneigung ausgerechnet an diesem Abend Ausdruck verleihen musste, war jedoch etwas ungünstig, da ihre Liebkosungen wie immer ihre Wirkung nicht verfehlten.
    Die Gesellschaft musste sich durch vier weitere Gänge arbeiten, bevor der lockere Teil des Abends begann. Locker in dem Sinne, dass die Gäste aufstehen und die Sitzordnung aufheben durften. Überall im Saal bildeten sich Grüppchen aus Japanern, die sich in ihrer Sprache unterhielten, Amerikanern, die sich über den Abend austauschten und gemischte Gruppen, in denen mithilfe von Dolmetschern über Geschäfte geredet wurde.
    „Was meinst du, gibt es hier irgendwo ein Fleckchen, wo man ungestört ist?”, flüsterte Charles. Sein Oberschenkel brannte noch immer an der Stelle, auf der bis vor Kurzem Sephis Hand gelegen hatte.
    „Vielleicht nebenan.” Sie schaute ihn beim Sprechen nicht direkt an, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    „Ich treffe dich draußen.” Charles verzog keine Miene, als er den
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