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Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Titel: Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)
Autoren: Gerd Bosbach , Jens Jürgen Korff
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2003) Baukosten von 160 Millionen Euro für Brücke, Tunnel und Kreuzungsbauwerke. Was heißt das? Die Befürworter erwarten für 2015 45 000 Autos pro Tag auf der Brücke. 3 Wenn wir eine industrieübliche Abschreibung über zehn Jahre vornehmen und Finanzierungs- sowie Unterhaltskosten für diese Zeit mitberücksichtigen, ergeben sich daraus Kosten von 1,40 Euro pro Elbüberquerung. 4 Ein Berufspendler, der an zweihundert Tagen im Jahr zweimal täglich die Brücke passiert, hätte 560 Euro im Jahr zu berappen, wenn die Kosten der Brücke auf ihre Benutzer umgelegt würden. Wahrscheinlich noch deutlich mehr, da Projekte dieser Art fast immer viel
teurer werden als erwartet, und da die Zahl der Nutzer angesichts sinkender Einwohnerzahl und massiv steigender Spritpreise wohl deutlich geringer sein wird.
    Einmal in Fahrt, bringt Jens noch eines seiner Lieblingsthemen ein: die guten bösen Steuern . Der Wiener Kabarettist Georg Kreisler hat für das leidige Problem einmal einen Lösungsvorschlag erdichtet. Sagen Sie dem Finanzamt, wenn es Sie zum Steuernzahlen überreden will, einfach Folgendes:
    Ich hab ka Lust! Ich hab jetzt grad nichts in bar.
Ich hab ka Lust! Ich zahl im folgenden Jahr.
Denn erstens kostet Zahlen Überwindung,
und zweitens hab ich folgende Begründung:
    Ich hab ka Lust! Ich geb das Geld nicht gern her.
Ich hab ka Lust, und es verdient sich so schwer.
Vielleicht sagt das Finanzamt gar, ich brauch nicht,
denn schließlich zahl ich andern Leuten auch nicht …
    Und nach diesem Motto werden kräftig und mit bestem Gewissen Steuern hinterzogen. Je größer die Firma, je reicher die Person, desto erfolgreicher meist. Dass dabei mancher sich modern und dynamisch dünkender Kleinunternehmer mehr für Steuerberater, Anlageberater und Unternehmensberater ausgibt, als er an Steuern einspart, zeigt den krankhaft einseitigen Blick auf die »bösen Steuern«. Ist es denn wirklich so viel angenehmer, Zinsen, Mieten, Versicherungsbeiträge, Honorare oder Provisionen zu zahlen?
    Sie ahnen es schon, auch die »bösen Steuern« haben eine Yin-Seite, die meist im Dunkeln bleibt: Das sind die Dienstleistungen des Staates. Sie mögen den Staat nicht? Gut, dann
stellen Sie sich einfach mal vor, was passieren würde, wenn er plötzlich weg wäre. Sie fahren mit dem Auto zügig die Hauptstraße entlang und verlassen sich darauf, dass der aus der Nebenstraße kommende Wagen stehen bleibt. Tut er aber nicht; der Fahrer hatte keine Lust, auf die Bremse zu treten. Wenn Sie Ihr kaputtes Auto an den Straßenrand geschoben haben und zu Fuß nach Hause gehen, werden Sie vielleicht einem Staat nachtrauern, der Verkehrsschilder aufstellt, Fahrprüfungen abnimmt, Verkehrspolizisten auf die Straße schickt und eine Verkehrssünderkartei führt. Wenn Ihr achtjähriges Kind sich hartnäckig weigert, Lesen, Schreiben oder Rechnen zu lernen, könnte der Moment kommen, in dem Sie denken, dass das Verschwinden der Schulen, Lehrerinnen und Sozialarbeiter vielleicht doch keine so gute Idee war. Und wenn Ihr Kunde Ihnen nach der dritten Mahnung immer noch eine Nase dreht und sagt: »Ich hab halt keine Lust, diese blöde Rechnung zu bezahlen …« Dann kriegen Sie vielleicht plötzlich Lust auf ein Bürgerliches Gesetzbuch samt Amtsgericht und Gerichtsvollzieher. Doch von dieser Seite des Staates ist in der »Steuern runter!«-Propaganda fast nie die Rede.
    Wenn FDP, Unternehmerverbände und Wirtschaftsprofessoren »Mehr Netto vom Brutto« schreien, verschweigen sie geflissentlich zwei Tatsachen: Mehr Brutto wäre noch viel besser für die Gehälter der Arbeiter und Angestellten; und was sie heute nicht in die Kranken- oder Rentenversicherung einzahlen, wird ihnen morgen, wenn sie krank sind oder in Rente gehen, fehlen. 1995 bis 2007 ist die Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter in Deutschland gegenüber dem Durchschnitt der anderen Euro-Länder um 10 Prozent zurückgeblieben. Im privaten Dienstleistungssektor zum Beispiel lagen die Arbeitskosten 2007 in Deutschland bei 24,50 Euro pro Stunde und
damit ganz nah beim Durchschnitt der Eurozone, weit unter dem Niveau in Dänemark, Belgien, Frankreich und Holland. 5 2003 bis 2009 sind die Reallöhne der Beschäftigten – also nach Abzug der Preissteigerungen – um 4 Prozent gesunken, trotz eines Wirtschaftsaufschwungs in den Jahren 2003 bis 2007. 6
    Yang ohne Yin hat aber nicht nur etwas mit Geld zu tun, wie die nächsten Beispiele zeigen.
    In der Demografiedebatte geht es um das
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