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Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Titel: Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)
Autoren: Gerd Bosbach , Jens Jürgen Korff
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Wirtschaftsforschung (DIW), laut Ver.di : Wirtschaftspolitik aktuell , Nr. 17, Aug. 2009.
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    Ausführlich dazu Gerd Bosbach: »Demographische Entwicklung – Realität und mediale Aufbereitung«, in: Berliner Debatte Initial 3/2006.
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    Jens Jürgen Korff: »Umweltbehörden unter Druck«, in: Harenberg Aktuell 2007 . Mannheim 2006, S. 476f. Der Beitrag stützt sich u. a. auf ein Gutachten des deutschen Sachverständigenrates für Umweltfragen vom Februar 2006. Zum Fall Hitzacker: mündliche Auskunft aus dem Umweltbundesamt (2006).
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    Zur Justiz: Neue Westfälische (NW) 5.10.2007, 10.1.2009; Stellungnahme von Klaus Tolksdorf, Präsident des Bundesgerichtshofs, laut Neue Westfälische , 31.1.2009, 14. u. 17.8.2009. Zur ZVS siehe Neue Westfälische , 4.2.2010.

Kapitel 2
Ein Bild lügt schneller als tausend Zahlen
    Im Zeitalter der Optik sind viele Leser auf Bilder und Grafiken fixiert. Am liebsten nehmen sie die wichtigste Aussage eines Artikels mit einem Blick auf. Dieses vor dem Fernseher trainierte Bedürfnis wirkt vor allem beim Lesen (oder besser: beim Durchblättern) von Zeitungen und Zeitschriften; im Internet dagegen deutlich weniger. 1 Es verführt viele interessierte Verbände, Institute und Politiker dazu, ihre oft ohnehin schon verzerrten Zahlen optisch noch stärker in die gewünschte Richtung zu frisieren.

Lügen mit Grafiken
    Dabei nutzen sie das hohe Ansehen, das Grafiken als angeblich objektive Darstellung von Fakten besitzen, schamlos aus. Die Tricks, die sie verwenden, sind meist schon seit Jahrzehnten bekannt und leider immer noch sehr wirksam: Da werden Achsen gnadenlos abgeschnitten, Skalen auseinandergezogen, Flächen und Symbole im Vergleich vervierfacht oder gar verachtfacht statt verdoppelt und oszillierende Kurven in Raketen verwandelt. Raffinierte Perspektiven und Farbschemata lassen das Kleine groß und das Große klein erscheinen. Alles nur, damit sich die Augen der Betrachter wie beim
Tunnelblick eines Betrunkenen auf den kleinen Ausschnitt konzentrieren, den die Macher der Grafik in den Vordergrund stellen möchten, weil er ihre Argumentation stützt.
    Um diese Techniken zu entlarven, haben wir einige typische Beispiele aus der Presse oder aus Vortragsfolien herausgegriffen. In den ersten drei Fällen sehen Sie zunächst die manipulierte Grafik, wie wir sie vorgefunden haben, und erst weiter hinten, wie eine seriöse Grafik des betrachteten Zahlenverhältnisses aussehen müsste. Sie haben mehr davon, wenn Sie nicht gleich zur »Auflösung« weitersausen, sondern sich zuerst die manipulierte Grafik genau ansehen und überlegen, was da wohl nicht stimmt.
    Datenquelle: Statistisches Bundesamt 2006
    Diese Grafik aus dem Kölner Stadt-Anzeiger vom 27.10.2006 dramatisiert den Anstieg der Gesundheitskosten.
    Auf den ersten Blick: Die Gesundheitsausgaben in Deutschland pro Kopf haben sich von 1995 bis 2004 offenbar mehr als verdoppelt – die erste Säule ist nur knapp halb so hoch wie die letzte. Doch dieser Eindruck täuscht. Er beruht zum einen auf einer falsch übertragenen Zahl für das Jahr 1995: aus 2280 Euro wurden 2080 Euro, ohne dass sich die Redaktion über den riesigen Sprung von 1995 auf 1996 gewundert hätte! Vor allem aber beruht der Eindruck darauf, dass wir nicht die ganzen Säulen sehen, sondern nur den Teil, der über 1500 Euro hinausragt. In der Fachsprache nennt man diese Form der Manipulation eine unvollständige oder abgeschnittene y-Achse .
    Datenquelle: Statistisches Bundesamt 2006
    Die korrekte Darstellung erschreckt weit weniger.
    Wie die korrigierte Grafik zeigt, sind die Gesundheitsausgaben in Wirklichkeit nur in mäßigem Tempo angestiegen, so wie die meisten anderen Ausgaben in Deutschland auch. Aber dazu mehr in den Kapiteln »Absolut Spitze oder relativ egal?« und »Die konstruierte Explosion«.
    Datenquelle: Statistisches Bundesamt 2006
    Die manipulierte Grafik »belegt« eindrucksvoll den massiven Rückgang der Arbeitslosenzahl seit 2005.
    Anfang 2008 zeigten viele deutsche Zeitungen eine grandiose Schrumpfung des Arbeitslosenbergs. Da die Kurve sich der x-Achse, also einer vermeintlichen Null-Linie, nähert, sah es fast so aus, als sei die Arbeitslosigkeit völlig verschwunden. Wollte die Presse die Argumentation der Bundesregierung unterstützen, dass ihre »Agenda-Reformen«, die Kritiker als Sozialabbau bezeichnen, wirksam und nützlich gewesen seien?
    Hier liegen gleich zwei Manipulationen vor:
Man hat die y-Achse unten weggekürzt und zeigt uns nur
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