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Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Titel: Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)
Autoren: Gerd Bosbach , Jens Jürgen Korff
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die Arbeitslosen jenseits eines ominösen 3-Millionen-Sockels.
Durch den Start der Kurve im Jahr 2004 wird der Eindruck vermittelt, dass eine einmalige Krise jetzt glücklich vorbei ist.
    Die Grafik zeigte im Januar 2008 bereits Arbeitslosenzahlen für das gesamte Jahr 2008, wodurch eine unsichere Prognose wie ein handfestes Faktum erscheint. Mehr zu dieser beliebten Methode im Kapitel »Die Magie der Prognose«.
    Wenn wir uns vom Tunnelblick der Agenda-Sympathisanten befreien, dann sehen wir die ganze arbeitslose Alpenkette vor uns:
    Datenquelle: Statistisches Bundesamt 2006
    Diese korrigierte Grafik zeigt die Arbeitslosenberge komplett, also mit Sockel und zwei Gipfeln.

    Wie deutlich sichtbar, haben die Gestalter der ursprünglichen Grafik ein Alpenmassiv zu einem Einzelgipfel zusammenschrumpfen lassen, dessen tief gezogene rechte Flanke auf beruhigende Weise Beherrschbarkeit signalisieren sollte.
    Daten- und Modellrechnungswerte: Statisches Bundesamt
    Das angebliche Aussterben der Jugend in Deutschland bis 2050 wollte ein »Demografie-Experte« mit dieser Darstellung belegen.
    Hilfe! Schon 2050 soll es in Deutschland fast keine Jugendlichen mehr geben! Und diese einzigartige Entwicklung verlange natürlich ganz besondere Maßnahmen. So warb ein Referent des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) vor Gewerkschaftern um Verständnis für »Korrekturen« im Sozialsystem. Inzwischen geübt, erkennen Sie die verkürzte y-Achse auf einen Blick.
    Die vervollständigte Darstellung der Grafik ist weit weniger dramatisch, enthält aber immer noch mindestens einen entscheidenden Fehler.
    Die Verkürzung der y-Achse verteidigte der Referent des IAB auf meine Nachfrage als normales, also richtiges Vorgehen. Da dies eine Woche vor Weihnachten geschah, ließ ich es gut sein und ging direkt zum zweiten groben Fehler über. Die verblüffend ehrliche Antwort des »Experten« machte mich sprachlos. Inhaltlich gehört sie aber nicht hierhin. Da müssen Sie sich schon bis zum Kapitel »Absolut Spitze oder relativ egal?« gedulden …
    Wenn Zeitungen, Fernsehen oder Internet-Portale einzelne Aktienkurse zeigen, sieht das oft so aus wie in der folgenden Grafik: Die y-Achse des Diagramms deckt nur ein winziges Spektrum ab, das in diesem Fall noch gerade einmal gut 2 der 63 Euro umfasst. Dadurch erscheinen auch kleinste Bewegungen des Aktienkurses auf dem Diagramm als dramatische Ausschläge. Börsen benutzen solche eindrucksvollen
Zacken als Werbemittel, um bei potenziellen Kunden Spannung, Handlungsbedarf und Zeitdruck zu erzeugen. Schließlich verdienen die Börsen nur dann, wenn Aktien den Besitzer wechseln. Lang lagernde Aktienpakete mögen die Börsianer gar nicht. Wenn Nachrichtenagenturen und Tageszeitungen so etwas regelmäßig abdrucken, deutet das auf eine gut geschmierte PR-Maschinerie der Banken und Börsen oder einfach auf fehlendes Nachdenken der Redaktionen hin.
    Nervös zitternde Zackenkurven symbolisieren meist die Entwicklung von Aktienkursen, hier in einer nachgebildeten Grafik.
    Oft wird zusätzlich sogar auf die Beschriftung der x-Achse verzichtet; wir erfahren also gar nicht, ob die Ausschläge von gestern, der letzten Woche oder gar vom Jahresanfang sind. Damit hat die Grafik dann im eigentlichen Sinn überhaupt keine Aussagekraft mehr. Doch auf den ersten Blick erzeugt sie die gewünschte Wirkung.
    Bevor wir jetzt zu anderen grafischen Tricks kommen, noch
schnell die Auflösung unserer Frage aus dem Kapitel »Yang ohne Yin«. Bei der gut gemeinten Grafik über den Zu- und Fortzug von Migranten (Seite 27) beginnt die y-Achse erst bei 500 000, sodass die Wanderungsbewegungen auf den ersten Blick deutlich geringer erscheinen, dafür die Veränderungen zu 1992 viel dramatischer wirken, als sie tatsächlich waren.
    Die Entwicklung der Anzahl der Zahnärzte in einer älteren Darstellung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung
    Manipulationen an der waagerechten x-Achse betreffen meist den Zeitablauf. In dieser Grafik der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung wird die damals erwartete Entwicklung der Anzahl der Zahnärzte dargestellt. Die Drei-Jahres-Abschnitte zwischen 1994 und 2000 sind dabei genauso breit dargestellt wie die Fünf-Jahres-Abschnitte danach. Das war einfach ein Versehen beim Umgang mit Excel, das mir seinerzeit passiert
ist. Als mir das nach der Veröffentlichung auffiel und ich es im nächsten Jahrbuch korrigieren wollte, war mein Chef dagegen. Er sagte sinngemäß: »Das hat doch
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