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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine
Autoren: Nell Dixon
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das Auto lässig mit einer Hand den Bordstein entlang. Mein Herz hüpfte förmlich vor lauter Entzücken, obwohl ich von seinem Gesicht nicht ablesen konnte, ob es hier um Geschäftliches oder Privates ging. Charlie stupste mich an.
    »Ich dachte, ich hätte dich schon mal davor gewarnt, am Bürgersteig entlangzuschleichen.« Etwas Dämlicheres hätte ich kaum sagen können. Es war, als würde sich wiederholen, was an dem Tag geschehen war, an dem er mir angeboten hatte, mich vom Park nach Hause zu fahren. Ich konnte nicht glauben, dass er da war.
    »Wenn ihr einsteigen würdet, bräuchte ich nicht am Bürgersteig entlangzuschleichen.« Er schaltete seine Warnblinkanlage ein, damit die Wagen hinter ihm wussten, dass sie ihn überholen konnten. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, und ich wusste, dass er sich ebenso erinnerte wie ich. Meine Knie waren schon leicht weich, und mein Herz raste.
    »Steig du ein!«, zischte Charlie mir ins Ohr. Sie schob mich auf den Wagen zu und verkündete dabei: »Ich werde zu Fuß nach Hause gehen. Bye, Abbey.« Sie löste ihren Arm aus meinem und beschleunigte ihren Schritt, sodass ich zurückblieb.
    »Und jetzt?« Mikes dunkle Augen blickten in die meinen.
    Mein Magen machte einen drolligen kleinen Salto. Ich rannte um die Motorhaube des Autos herum, öffnete die Beifahrertür und sprang hinein. Er fuhr an und wendete mitten auf der Straße, fuhr mit quietschenden Reifen nicht zu uns nach Hause, sondern in die entgegengesetzte Richtung.
    »Wohin fahren wir?« Ich konnte nicht so ganz fassen, dass er gekommen war, um mich zu sehen.
    »Irgendwohin, wo es ruhiger ist, damit wir reden können.«
    Verstohlen beobachtete ich ihn beim Fahren und versuchte, mir dabei schon mal vorzustellen, was er mir wohl zu sagen hatte. Ich wagte nicht, darauf zu hoffen, dass wir zwei noch eine Chance hatten. Zumindest musste ich dankbar dafür sein, dass er nicht gekommen war, um mich zu verhaften.
    Kurze Zeit später stellte er den Wagen auf einem kleinen Parkplatz ab, der von hohen, dichtbelaubten Bäumen umsäumt war. Unser Auto war der einzige Wagen auf dem Parkplatz, und das einzige Geräusch war das Zwitschern der Vögel in den Ästen hoch über unseren Köpfen.
    »Ich wollte es dir persönlich sagen, obwohl euer Anwalt es euch bald auch offiziell mitteilen wird. Die Beamten, die den Fall bearbeiten, sind der Ansicht, dass wir keinerlei Beweismaterial haben, das gegen dich oder gegen deine Schwester verwendet werden könnte. Gegen keine von euch beiden wird in irgendeiner Form Anzeige erstattet werden.«
    Enttäuschung übermannte mich. Es ging also doch um Geschäftliches.
    »Vielen Dank.«
    »Ich fand es nur angebracht, dass ich derjenige bin, der dir das mitteilt.«
    »Ich dachte, du würdest mich nicht wiedersehen wollen.« Ich konnte nicht erkennen, was er für mich empfand. Bereute er, sich mit mir eingelassen zu haben? Mich geküsst zu haben? Ich wünschte, ich wäre nicht eingestiegen und mit Charlie nach Hause gelaufen. In der intimen Enge neben Mike zu sitzen brach mir fast das Herz.
    »Ich war mir nicht sicher, welche Abbey ich antreffen würde. Die Abbey, die ich glaubte so langsam kennenzulernen – ein süßes, ehrliches Mädchen mit tollen Augen –, oder die Betrügerin Abbey, ein menschliches Chamäleon und eine vollendete Schauspielerin.« Er drehte sich auf seinem Sitz, um mir ins Gesicht zu blicken.
    Autsch. Das war eine faire Stellungnahme, nahm ich mal an, obwohl ich nicht umhin konnte, nur den Teil zu mögen, in dem es geheißen hatte, ich hätte tolle Augen. In diesem Moment suchte sich ein winziger Hoffnungsschimmer seinen Weg ins Leben.
    »Wer bist du, Abbey?«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Frage vor ein paar Wochen hätte beantworten können, doch hatten die Dinge, die sich in letzter Zeit ereignet hatten, maßgeblich dazu beigetragen, mir dahingehend Klarheit zu verschaffen.
    »Ich bin Abigail Elizabeth Gifford. Ich wurde von einem Blitz getroffen und kann nicht lügen, wenn man mir eine Frage stellt, deshalb stell mir bitte nur Fragen, wenn du dir sicher bist, dass du die Antwort auch wirklich hören willst.« Ich begegnete seinem Blick und forderte ihn damit heraus, mich zu fragen, was immer er wollte.
    In meinem Kopf machte ich einen Handel mit Gott, bei dem ich ihm versprach, willig zu sein, von nun an für alle Zeiten ehrlich zu bleiben, wenn Mike sich weiterhin mit mir treffen würde. Ein Teil von mir erwartete, dass er meine Antwort
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