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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine
Autoren: Nell Dixon
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Charlie zu stellen.
    »Widerwärtig ist das hier.« Ich humpelte zu meiner Schwester herüber. Ich fragte mich, was mit ihm nicht stimmte; er schien Schmerzen in der Brust zu haben.
    »Das hier ist ein Kirchhof. Wo bleibt der Respekt.« Ich brabbelte vor mich hin und machte mit der Zunge missbilligende Geräusche.
    Von dem Sturz tat mir die Hüfte weh, was – ironischerweise – meine schauspielerische Leistung, eine alte Dame darzustellen, ein klein wenig glaubwürdiger machte. Falls ich überlebte, nahm ich an, einen riesigen Bluterguss davonzutragen, der sich über meinen ganzen seitlichen Oberschenkel erstreckte.
    Freddie taumelte leicht, und das sah regelrecht drollig aus. Sein Gesicht färbte sich grau in dem schwachen Licht, und er griff sich mit Wucht an die Brust.
    Aus seiner Waffe löste sich ein Schuss und machte ein seltsam jammerndes Geräusch. Die Kugel verfehlte uns um knappe zwei Meter, schlug einem Marmorengel mit lautem Knall ein Stück vom Flügel ab und zertrümmerte einen Grabstein. Ich klammerte mich an die Verschlussleiste der Jacke meiner Schwester.
    Aus Freddies Kehle drang ein eigenartiges, gurgelndes Geräusch.
    »Was zum Teufel tust du?«, schrie Charlie ihn an.
    Freddie fiel auf die Knie. Die Waffe in seiner Hand bewegte sich hin und her, und neuerlich zielte er damit auf uns. Meine Füße fühlten sich an, als seien sie am Boden festgeklebt. Ich konnte mich nicht rühren, obwohl mein Kopf mir sagte, dass wir rennen mussten. Charlie versetzte mir einen harten Stoß in die Seite, und zeitgleich warf sie sich in entgegengesetzter Richtung auf den Boden.
    Wieder löste sich ein Schuss aus der Waffe, und die Kugel prallte mit lautem Krachen gegen einen anderen Grabstein. Freddie stieß einen krächzenden Laut aus und fiel vornüber auf das Grab von Arhur Smith, der sein irdisches Leben am fünfzehnten Tag des Monats Oktober 1899 hinter sich ließ.
    Regungslos lag ich auf dem Rasen und hatte viel zu große Panik, um mich zu rühren, falls das Ganze lediglich eine Art von Trick gewesen war.
    Charlie rappelte sich auf und krabbelte auf den Knien hinter einen weiteren Grabstein in Sicherheit. »Freddie?« Sie rief seinen Namen und lugte über den Rand des Grabsteins hinweg.
    Er lag immer noch an der Stelle, an der er zu Boden gegangen war.
    »Was zum Teufel tust du?« Ich konnte nicht fassen, dass sie versuchte, einen Mann zu wecken, der soeben erst versucht hatte, uns zu erschießen. Es sah ganz so aus, als habe er so etwas wie einen Herzinfarkt erlitten.
    »Bist du okay?« Sie schaute zu mir herüber, und ihre Augen wirkten riesig in ihrem leichenblassen Gesicht.
    Ich nickte. Freddie lag immer noch regungslos da wie eine makabere Schaufensterpuppe, halb dahingestreckt über dem marmornen Grabstein, der die Form eines Herzens hatte.
    »Meinst du, der ist tot?« Ich konnte hören, dass die Sirenen näher kamen.
    Charlie stand auf und wischte sich die Hände an ihrer Jeans ab, bevor sie sich Freddies lebloser Gestalt näherte. Aus sicherer Entfernung nahm sie ihn genauer in Augenschein.
    »Ich glaube, der hatte einen Herzinfarkt.«
    Die Sirenen waren jetzt wirklich nah, kündeten von der bevorstehenden Ankunft der Gesetzeshüter. Ich quälte mich auf die Füße und stolperte auf meine Schwester zu. Erleichterung machte sich in mir breit. Es war vorbei. Wir waren am Leben.
    »Ich dachte, wir würden sterben.« Ich umarmte Charlie so fest, wie ich konnte. Ich roch den wunderbaren, so vertrauten Duft ihres Markenshampoos, und das duftete so beruhigend normal und besänftigend.
    »Ich weiß, ich dachte das Gleiche. Es tut mir so leid, Abbey. Was zum Teufel haben wir uns eingebildet? Wie konnte ich zulassen, dass du und Kip in so eine Sache hineingezogen werdet?« Tränen rannen über ihr Gesicht und tropften auf meine Altfrauen-Bluse, durchtränkten den Kragen an der Stelle, an der wir einander berührten.
    »Es war nicht dein Fehler.« Ich versuchte, sie zu trösten. Wir waren alle drei dafür verantwortlich. Wir hatten diesen dummen Plan zusammen ausgeheckt.
    »Ich bin die Älteste, es ist meine Aufgabe, auf dich und Kip aufzupassen. Ich habe alles versaut. Ich habe die Beziehung zwischen mir und Philippe ebenso versaut wie die Beziehung zwischen dir und Mike, Kip ist weggelaufen, und jetzt hat man meinetwegen auf uns beide geschossen.« Sie schluchzte laut auf.
    »Es ist okay. Das ist jetzt alles vorbei.« Ich wischte ihr mit den Fingern die Tränen vom Gesicht.
    »Es ist nicht okay. Man hätte
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