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Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung

Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung

Titel: Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung
Autoren: Sienna Mercer
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Hämmern ihres eigenen Herzens hören. Sie verspürte den schrecklichen Drang, mit aller Kraft den Sargdeckel aufzuklappen, rauszuklettern und schreiend aus dem Haus zu rennen.
    Stattdessen versuchte Olivia, nicht daran zu denken, wo sie sich befand, und zählte Schäfchen. Zuerst waren sie alle weiß. Dann wurden daraus ganz unbewusst plötzlich schwarze Schäfchen. Und bald begannen sie zu fliegen.
    Als sie bei 34 angelangt war, stellte Olivia fest, dass sie Fledermäuse zählte – was ihr aus irgendeinem Grund den heftigsten Kicheranfall ihres Lebens bescherte.
    Sie strengte sich an, ihren Verstand davon abzuhalten, ihr Streiche zu spielen, und zwang sich, an nette Leute zu denken: Lucy, ihre Eltern, Camilla, Sophia. Schon nach ein paar Sekunden merkte sie, wie sie sich entspannte. Der Sarg war eigentlich überraschend bequem. Es war sogar genug Platz, um sich auf die Seite zu drehen.

    Der Gedanke an die Prüfungen, die sie morgen erwarten würden, machte sie nervös, aber dann überlegte sie: Ich hatte auch angenommen, dass diese Prüfung der totale Albtraum werden würde, und letzten Endes ist es gar nicht so schlimm . Dann merkte sie, wie sie ruhig einschlief.

Olivia wurde unvermittelt von hellem Licht geweckt. Sie bedeckte die Augen mit den Händen und linste zwischen ihren Fingern hindurch. Aus den Augenwinkeln stellte sie fest, dass sie von violettem Samt umgeben war, und begann, geistesabwesend mit den Zehen darüberzustreichen. Dann sah sie einen schwarz lackierten Rand, der sie an Mr Vegas Dekorationen denken ließ. Sie drehte schläfrig den Kopf von einer Seite zur anderen.
    Ich habe eigentlich ziemlich gut geschlafen, dachte sie gähnend, wenn man bedenkt, dass ich in einem Sarg liege.
    Über ihr tauchte Valencia Deborgs blasses, hageres Gesicht auf. Die Lippen der Vampirfrau bewegten sich, aber einen Augenblick lang verstand Olivia nicht, was sie sagte. »Olivia Abbott«, hörte sie schließlich heraus, »du hast die erste Prüfung, die Prüfung der Dunkelheit, bestanden.«
    Olivia setzte sich auf und klatschte, als hätte sie gerade einen Cheer beendet. Sie sah sich nach ihrer Schwester um, aber außer Mrs Deborg war niemand da.

    »Sobald du dich angezogen hast, melde dich bitte am Treppenabsatz«, bestimmte Mrs Deborg streng, bevor sie aus dem Zimmer rauschte.
    Olivia wusch sich schnell das Gesicht, putzte sich die Zähne und warf ihre Kleider über. Sie lief den Flur entlang zur Treppe, wo sie erwartete, Lucy zu sehen. Stattdessen stand dort nur Mr Boros.
    »Guten Morgen«, begrüßte er sie. Die wenigen Haare, die er noch auf dem Kopf hatte, standen in alle Richtungen ab, und er trug denselben zerknitterten Anzug wie am Vortag. Olivia nahm an, dass er in einem Gästesarg auf dem Dachboden oder so geschlafen hatte.
    Olivia folgte ihm die Treppe hinab in den Frühstücksraum, wo Valencia Deborg bereits auf sie wartete. Sie trug einen frischen dunkelroten und violetten Kimono und hielt ein hohes Glas mit einer rosa schaumigen Flüssigkeit in der Hand. »Dein Frühstück.«
    Olivias Herz machte einen Satz.
    Das ist der Trank zum Auslöschen der Erinnerung!
    »Ich dachte, ich hätte bestanden!«, stammelte sie.
    Mrs Deborg runzelte die Stirn. »Hättest du lieber Marshmallow-Blutplättchen?«
    »Nein«, sagte Olivia, »aber ich möchte auch keinen Smoothie trinken, der meine Erinnerung löscht.«
    Mrs Deborg und Mr Boros sahen sie beide verständnislos an.
    »Oh!«, kapierte Mr Boros schließlich. »Sie denkt… Nein, nein, junge Dame, das hier ist ein echter Erdbeer-Smoothie. Extra für dich.«
    »Wirklich?« Olivia schielte in das Glas.

    »Großes Vampirehrenwort«, versicherte Mrs Deborg ihr, ohne zu lächeln.
    Olivia setzte sich und nahm einen vorsichtigen Schluck. Es schmeckte absolut köstlich. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie einen Mordsdurst hatte, und sie begann, gierig an dem Strohhalm zu saugen. Als sie ungefähr die Hälfte ausgetrunken hatte, hatte sie das Gefühl, ihr friere von dem kalten Getränk das Gehirn ein, und sie machte eine Pause. »Wo ist Lucy?«, fragte sie laut.
    Mr Boros und Mrs Deborg wechselten einen Blick. »Sie ist nicht hier«, antwortete Mr Boros.
    »Wo ist sie denn?«, hakte Olivia nach.
    »Woher sollen wir das wissen?«, erwiderte Mrs Deborg ausdruckslos.
    Olivia zog den Kopf ein und trank ihren Smoothie.
    Wie eigenartig, dachte sie. Lucy hat doch versprochen, in meiner Nähe zu bleiben. Vielleicht heckt sie einen ihrer Alternativpläne aus und bereitet unsere
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