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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken
Autoren: K Higgins
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mich über die ruckartigen, hastigen Bewegungen meiner Schwester, die mir den Schleier feststeckt, während meine Mutter sich die Augen abtupft.
    Bingo. Jimmy und Ethan stehen vor dem Altar von St. Bonaventure. Ethan, der Trauzeuge, reißt gerade einen Witz, und die beiden Brüder lachen. Dann schaut Jimmy auf und sieht, wie ich den Gang entlangschreite. Sein Lächeln verblasst, sein großer Mund klappt ein wenig auf, und er wirkt wie von Liebe überwältigt.
    Ich drücke auf Pause, Jimmys Gesicht friert auf dem Bildschirm ein. Seine Augen waren so schön, und er hatte beinahe lächerlich lange Wimpern. Sein Körper war muskulös, obwohl er den lieben langen Tag kochte und aß, das etwas längere Haar wellte sich leicht, und wie er dann die Augen halb schloss, als er mich betrachtete …
    Ich schlucke, spüre wieder diese vertraute Enge im Hals, als ob dort ein Kieselstein feststeckt. Das begann gleich nach Jimmys Tod - ich habe sogar meine Cousine Anne einmal gebeten, nachzusehen, ob da ein Tumor wäre, aber sie meinte, es handle sich um ein klassisches Paniksyndrom. Und jetzt ist es wieder da, schätze ich, weil ich, ähm, beschlossen habe, den nächsten Schritt zu tun. Oder so etwas.
    Ich werde erst wieder wirklich leben, wenn ich einen neuen Mann gefunden habe. Ich möchte heiraten und Kinder bekommen. Das möchte ich wirklich. Ich bin ohne Vater aufgewachsen und würde niemals freiwillig alleinerziehende Mutter werden. Und obwohl ich Jimmy mein Leben lang vermissen werde, ist es an der Zeit, weiterzumachen. Einen anderen Ehemann zu finden … ist eine gute Idee. Ganz bestimmt.
    Nur werde ich nie wieder jemanden so lieben wie Jimmy. Das ist die Wahrheit. Und wenn man bedenkt, wie am Boden zerstört ich nach Jimmys Tod war, ist das wahrscheinlich eine gute Sache. Ich möchte nicht noch einmal so etwas durchmachen. Nie wieder.

3. KAPITEL
    Am Mittwoch radle ich durch den Ellington Park. Es ist ein wunderschöner Tag Anfang September, eine Meeresbrise würzt die salzige Luft mit dem Duft von Herbstlaub, das sich an den Spitzen schon zu verfärben beginnt. Bestens gelaunt trete ich in die Pedale. An so einem herrlichen Tag kann man unmöglich traurig sein.
    Mackerly auf Rhode Island, Neuengland, ist eine bezaubernde und winzige Stadt. Knapp hundert Meter vom Festland entfernt, leben hier zweitausend Bewohner. Im Sommer kommen weitere fünfhundert Touristen dazu. Ein Fluss mit Ebbe und Flut teilt die Insel, und jeder muss diesen Fluss überqueren, egal ob mit dem Auto oder zu Fuß.
    James Mackerly, dessen Vorväter auf der Mayflower nach Amerika kamen, hat unsere hübsche Stadt rund um ein großes Stück Land erbaut - Ellington Park, benannt nach der Familie seiner Mutter. Am äußersten Ende des Parks befindet sich die Grünanlage der Stadt, die unter anderem durch einen Fahnenmast zu Ehren der im Krieg gefallenen Einwohner besticht. Dort steht auch die Statue unseres Gründervaters. Südlich erstreckt sich der Memorial Friedhof, der wiederum in den eigentlichen Park führt - Kieswege, blühende Bäume, der bereits erwähnte Fluss, ein Spielplatz, ein Fußball- und ein Baseballplatz. Der Park ist mit Ulmen und Ahornbäumen gesprenkelt und von einer schönen Sandsteinmauer umschlossen. Weiter die Narragansett Bay hinauf liegen Jamestown und Newport, weshalb das winzige Mackerly von Touristen oft übersehen wird. Was die meisten von uns in Ordnung finden.
    Die ehemalige Segelbootwerft, in der Ethan und ich wohnen, liegt genau gegenüber vom Parkeingang. Bunny‘s wiederum befindet sich gegenüber vom Nordeingang mit Blick auf die Grünanlage und die Statue von James Mackerly auf seinem Pferd Trigger (okay, der Name des Pferdes ist nicht bekannt, aber wir alle nennen es so). Wenn ich ein normaler Mensch wäre, würde ich über die kleine Fußgängerbrücke fahren, dann die herrlichen Wege durch den Park genießen, anschließend mit dem Fahrrad an der Hand den Friedhof durchqueren und auf der anderen Seite in die Grünanlage gegenüber von der Bäckerei und den anderen Ladengeschäften gelangen: Zippy‘s Sport Memorabilia, das Gebäude gleich neben Bunny‘s, Lenny‘s Bar, Starbucks und Gianni‘s Ristorante Italiano. Dieser Weg wäre nur ungefähr eine halbe Meile lang. Aber ich bin nicht normal, ich umfahre den Park, biege auf die Park Street ein und überquere den Fluss auf der Bridge Street, um wieder auf die Main Street zu fahren. Alles in allem sind das ungefähr drei Meilen.
    Ich mag den Friedhof nicht. Ich
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