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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky
Autoren: Paige Toon
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Ich werde dieses Telefon benutzen.
    Eine Stunde später, als alle anderen Passagiere entweder schlafen oder Fernsehen gucken, hieve ich mich aus meinem Sitz und klettere vorsichtig über die Armlehnen meiner dösenden Nachbarn hinweg, um sie nicht zu wecken. Leise schiebe ich den Vorhang zur Business Class zurück und gehe hinein. Der Asiate schläft friedlich, also schleiche ich zu ihm hinüber, hebe das Telefon ab und inspiziere es. Nein! Wie es aussieht, braucht man eine Kreditkarte, um es zu benutzen.
    »Miss, was tun Sie da?«
    Beim schrillen Klang der Flugbegleiterinnenstimme fährt der Asiate hoch und starrt mich erschrocken an. Dann ruft er etwas, was ich nicht verstehe, und bevor ich weiß, wie mir geschieht, wird mir das Telefon aus der Hand gerissen, und Franny führt mich ab.
    Im Küchenbereich hält sie an, mustert mich mit hartem, eiskaltem Blick und zischt: »Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Erstens sind Sie zu spät und sturzbetrunken an Bord gekommen. Sie hatten Glück, dass wir Ihnen den Zutritt zu diesem Flugzeug nicht verweigert haben … «
    »Ich war doch gar nicht so betrunken«, unterbreche ich sie.
    »Das reicht! Ich sage Ihnen das jetzt nur einmal. Wenn Sie nicht augenblicklich auf Ihren Platz zurückgehen und dort bis zur Landung ruhig sitzen bleiben, werde ich dafür sorgen, dass Sie nie wieder mit dieser Fluggesellschaft fliegen können. Haben wir uns verstanden?«
    Ich nicke mit puterrotem Gesicht und mache mich gehorsam und hochgradig verlegen auf den Weg zu meinem Sitz zurück. Franny lässt mich keine Sekunde aus den Augen, während ich über meine schlafenden Nachbarn hinwegklettere. Als sie sich vergewissert hat, dass sie mich erfolgreich auf den mir zustehenden Platz zurückverwiesen hat und die Aussicht besteht, dass ich fürs Erste sitzen bleibe, dreht sie sich um und geht mit einem angewiderten Kopfschütteln davon.
    Ein paar Minuten sitze ich mit glühend heißem Gesicht da, dann beschließe ich, dass es besser ist, wenn ich einen Film anschaue oder so – irgendetwas, womit ich mich ablenken kann. Jedenfalls werde ich mich nicht mehr von der Stelle rühren.
    Eine Stunde später, als sie mit dem Frühstückswagen vorbeikommen, sehe ich kaum auf, und als wir endlich landen, verlasse ich mit gesenktem Blick die Maschine. Auch die Flugbegleiterinnen sagen nichts, denn sie wollen vor den anderen Passagieren bestimmt keine Szene machen. Aber ich gehe jede Wette ein, dass sie heilfroh sind, mich von hinten zu sehen, und ich hoffe sehr, dass ich nicht mit ihnen zurückfliegen muss. Andererseits habe ich im Moment wirklich andere Sorgen.

Sydney
    Kapitel 1
    Ehe ich James anrufen kann, muss ich erst mal durch die Passkontrolle, aber sobald ich da fertig bin und zur Gepäckausgabe laufe, wähle ich seine Nummer.
    Fast sofort hebt er ab. »Hallo?«, ruft er. Lachend.
    »James?«
    »Lucy! Wie geht es dir? Wie war der Flug?«
    »Verlogener, hinterhältiger Scheißkerl.«
    »Lucy?«
    »Du hast mich genau verstanden, du Arsch.«
    »Wie bitte?« Seine Verwirrung ist deutlich zu hören.
    »Die Bettwäsche, James, die Bettwäsche! Woher wussten deine Freunde, dass ich die alte ausgediente Bettwäsche benutze, wenn ich mich mit Bräunungscreme eingerieben habe? Das können die nämlich überhaupt nicht wissen, du Arschloch … «
    »Lucy«, fällt er mir ins Wort, aber ich lasse mich nicht bremsen.
    »Sie können es nicht wissen, weil sie die Bettwäsche nicht gesehen haben. Aber wer immer die Frau war, die du gevögelt hast,
sie
weiß es – oh, sie weiß es nur allzu gut.«
    »Lucy!«
    »Halt den Mund, James, ich will deine blöden Ausflüchte nicht hören! Diesmal hast du es echt versaut – ich werde dir nie verzeihen, niemals!«
    »Lucy!«
    »Nein! Halt einfach den Mund!«
    »Ägyptische Baumwolle!«
    »Was?«
    »Ägyptische Baumwolle.«
    »Was soll das denn jetzt heißen?«
    Er klingt panisch. »Ich hab meinen Kumpels von der sündhaft teuren Bettwäsche erzählt, die du vor ein paar Wochen bei Selfridges gekauft hast. Das ist gerade erst ein paar Tage her, da hab ich mich bei den Leuten auf der Arbeit darüber ausgelassen.«
    »Warum solltest du bei der Arbeit über unsere Bettwäsche reden, James,
warum
? Ich glaube dir kein Wort.« Meine Stimme ist tonlos.
    »Tja, du kannst es mir ruhig glauben, es stimmt nämlich. Jeremy hat irgendwas davon gelabert, dass ich meine Beförderung doch bestimmt genieße und jetzt einen auf Highlife mache, und ich hab geantwortet, dass mit dem Highlife bald
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