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Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Titel: Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)
Autoren: Markus Wand
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ihrer Mundhöhle. Sie klebte am Gaumen fest, als hielte sie der Geschmack ihrer Gedanken dort gefangen. Lyn öffnete den Schraubverschluss aus Aluminium und trank.
  Aluminium. Ein Metall, das im menschlichen Körper auf natürliche Art und Weise nicht vorkommt. Ein Gift.
  Sie drehte den Verschluss zwischen ihren Fingern hin und her. Dabei verlor sich ihr Blick im Nirgendwo.
  Aber wie verhält es sich mit Marshalls Gedanken? Entsteht der ganze Schrecken seiner Fantasien in seinem Kopf, weil er irgendeinen Defekt in seinem Schädel mit sich herumträgt? Liegt es am frühen Tod seiner Mutter? Oder gibt es eine unbekannte Macht, die sie ihm von Außen implantiert? Gedanken, die nichts im Menschen zu suchen haben und ihn deshalb vergiften. Ihn zu seinen Taten zwingen? Seinem Töten?
  Lyn fröstelte.
  Und wie ist es mit mir? Was stimmt bei mir nicht? Was habe ich damit zu tun?
  Sie erinnerte die Melodie, die seit ihrer Kindheit in ihrem Herzen wohnte und die ihr mittlerweile so vertraut war, dass sie sie nur noch wahrnahm, wenn sie sich darauf konzentrierte.
  Ihr Klang allein besiegte die Kraft seines Verlangens, das auch in mich zu drängen versuchte. Ihre Schwingungen zersetzten das Dunkel, wie das Flackern einer Kerze in der Nacht. Das wird mir erst jetzt wieder klar.
  Sie verschloss die Flasche und verstaute sie.
  Doch woher kommt diese Melodie? Ihre Kraft? Wurde sie mir geschenkt? Doch von wem? Und warum? Im Tausch für mein Gehör? Meine Stimme? Den größten Teil meines Augenlichts?
  Das erste Mal in ihrem Leben grübelte Lyn über diese Fragen nach. Lagen diese Fragen so klar und deutlich vor ihr, wie all die Narben auf ihrer Haut.
  Wenn es doch nur immer so einfach wäre!
  Lyn ballte die Faust ihrer verletzten Hand und schmetterte sie erneut in die Wand. Das Pflaster zerfetzte wie der Rest von Haut darunter. Ihre Wut floss als salziger Strom übers Gesicht.
  Der Schmerz ist real. Das Blut ist real.
  Lyn leckte über die Wunde.  Die Fragen sind real.
  Sie schluckte das mit den Tränen vermischte Blut hinunter.
  Aber was ist mit den Antworten?

8. Vergangenheit

 Zuerst spürte er die Vibrationen.
  Nein, nicht die Vibrationen, denn diese gehen eindeutig von mir aus. Vielmehr existiert etwas zwischen den Schwingungen, das nicht zu mir gehört.
  Der Druck gegen seinen Solar Plexus verstärkte sich.
  Fremdartig und doch so vertraut.
  Luc t'a pan bemühte sich, dagegen anzukämpfen. Doch es fiel ihm zunehmend schwerer, seine Konzentration aufrechtzuerhalten. Je mehr er dem Widerstand entgegenzusetzen versuchte, desto größer wurde er. Gleichzeitig verließ ihn zusehends die Kraft. Sein ausströmendes Licht verlor immer mehr an Dichte und Konsistenz. Es wich zurück, wie Nebel vor den Strahlen der Sonne.
  Genau das ist es. Ein Rückzug.
  Als Luc t'a pan die Tragweite seines Gedankens gewahrte, zerteilte ein Laut die Nacht, dessen Frequenz sich mit seiner ganzen Intensität beinahe in Luc t'a pans ra-gen 'ryo fraß. Der unmittelbar einsetzende Schmerz fegte ihn von den Beinen.
 Er fiel.
 Und fiel doch nicht.   Luc t'a pan fühlte sich wie zwischen zwei Filmstreifen des selben Films gefangen, die zwar übereinandergelegt waren, aber mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Richtung abgespielt wurden.
 Die Zeit pendelte.
  Ich falle.
 Z wischen Dehnung und Kontraktion.
  Und falle doch nicht.
  Erneut zerschnitt der Laut die Nacht. Er brandete als Schockwelle an Luc t'a pans Bewusstsein, das sich durch den ständigen Wechsel seines Zeitempfindens im Begriff der Spaltung befand.
  Ich bin Luc t'a pan, Sohn des Luc t'a thor , aus direkter Linie des Luc t'a gen.
  Eine Wand aus Helligkeit baute sich vor ihm auf, die der Dunkelheit die Krone entriss.
  Ich bin nicht länger Luc t'a pan, sondern verstoßen durch die Meinigen. Des Verrates am eigenen Volke und des Mordes verurteilt.
  Die Wand bewegte sich unaufhaltsam auf ihn zu.
  Ich kenne dich.
  Ihr Leuchten verschlang den Mond. Die Sterne.
  Ich kenne dich nicht.
  Umfloss Luc t'a pan, zwängte sich in den Riss seines Bewusstseins, der sich mit jedem Pendelschlag ...
  ... Dehnung ... Kontraktion ... Dehnung ...
  ... weiter öffnete und durchtränkte sein ra-gen 'ryo, den Sitz des Urwissens seines Volkes, das sich im hintersten Areal seines kristallinen Kortex befand. Ihr zweites Heiligtum. Das Pendant zum Cap z'oc tual-tig. Sein Zwilling.  Das Eine kann nur durch das Andere verstanden werden.
  Das
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