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Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Titel: Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)
Autoren: Markus Wand
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Kraft und Geschwindigkeit auszustoßen.
  Der Angriff muss unmittelbar und brutal ausgeführt werden. Jedes Zögern könnte mein Ende bed...
  Weiter kam Luc t'a pan nicht. Eine gewaltige Druckwelle, die wie ein Block aus Eis dröhnend über ihn hinwegfegte, ließ ihn torkeln.
 Aber er fiel nicht.
 Im Gegenteil. Als hätte die Wucht ein unbekanntes Programm in seinem Innern aktiviert, verstärkten sich seine Schwingungen derart, dass die Umgebung um ihn herum zu flimmern schien.
 ER zu flimmern schien. Eine Fata Morgana in einer Wand aus Kälte und Schnee.
 Luc t'a pans Körper verschmolz zu einem Cluster aus Materie und Licht, der im Stakkato eines Stroboskops seinen Aggregatzustand veränderte. Plötzlich formte sich im Zentrum dieses Wechsels eine Röhre, die einen Schrei, geformt aus reiner Energie, in Richtung des Plateaus hinausschleuderte.
 Der Schrei des Emanata. Für kein anderes Lebewesen hörbar.
 Er durchbohrte im selben Moment den soeben geborenen Törötönösen, als dieser sich in der Phase der ersten Materialisierung befand, ohne die er seine Aufgabe auf dem ihm anvertrauten Planeten nicht hätte erfüllen können.
 Die Phase seiner größten Verwundbarkeit.
 Luc t'a pan – oder was immer er in diesem Moment auch war – absorbierte sämtliche Energie aus der Emanata seines Stammesbruders und kappte damit dessen Verbindungen zur Unsterblichkeit.
 Der Schrei verklang. Er hatte seine Aufgabe erfüllt.
 Es war vollbracht.
 Luc t'a pans Gegenüber brach zusammen. Sein Licht erlosch. Um die zusammengekauerte Gestalt bildeten sich vereinzelte rot glühende Klumpen, die im Dunkel der Nacht pulsierten und den Schnee darum zum Schmelzen brachten .
 Eine Hand griff nach ihnen.
  Blutkristalle! Quelle unglaublicher Macht.
  Als Luc t'a pans Faust sich schloss, gewahrte er nicht deren Hitze. Er gewahrte einzig das ganze Ausmaß seiner Tat. Die Boten der Schöpfung waren längst Vergangenheit. Die Melodie des Lebens nur mehr das Echo einer schalen Erinnerung.
 Sein Griff verstärkte sich.
 Das Plateau vor ihm verlor seine Bedeutung. ALLES verlor seine Bedeutung.
 Er hob die Hände zum Himmel. Betrachtete sie. Konnte es nicht glauben. WOLLTE ES NICHT GLAUBEN.
  Das scö'l pe matrix!
  Luc t'a pan fiel auf die Knie. Er weinte hemmungslos.

II

Lyn „ I know you got more tears to share, babe. So come on, come on, come on, come on, come on,
and cry, cry baby, cry baby, cry baby. “ (
Janis Lyn Joplin, 19. Januar 1943 - 4. Oktober 1970)

1. Gegenwart Regen schlug gegen ihr Fenster. Ansonsten war kein Laut zu hören. Nur dieser eigentümliche Klang, der sich mit nichts anderem vergleichen ließ. Eine Symphonie der Natur, die ohne Proben auskam.
 Sie hörte sie nicht.
 Mit ihrem Finger zeichnete sie die verschiedenen Linien der herabfließenden Tropfen nach, die scheinbar wahllos ineinander verschmolzen und die Welt dahinter verzerrten. Immer wieder wechselten sie die Richtung. Verharrten. Als ob es eine Rolle spielte, welchen Weg nach unten sie nähmen.
Lyn beobachtete, wie der Schmutz auf dem Glas Schlieren bildete.  Ein Aquarell aus Asche. Tränen. Von der Welt vergossen. Und von der Menschheit vergessen.  Sie presste ihre Handflächen auf das Fenster. Durch das Glas spürte sie die Vibrationen der einige Häuserblöcke weiter entfernt vorbeifahrenden Straßenbahn.  Die fünf Uhr Linie. Auf ihrem Weg zum Bahnhofsplatz.
  Lyn wohnte mittlerweile ein Jahr im ersten Stock dieser Fabrikruine, deren Abriss ständig wegen angeblich auf dem Gelände lebender, vom Aussterben bedrohter Käfer verschoben wurde. Aber die einzigen Käfer, die sie hier bisher zu Gesicht bekommen hatte, waren Kellerasseln und Kakerlaken. Wobei beide nicht zu den Käfern zählten. Kakerlaken gehörten zu den Schaben. Asseln zu den Krebsen; sie besaßen zudem Kiemen.
 Aber diese Unterschiede waren Lyn fremd. Vier Jahre Schule genügten für dieses Wissen nicht.   Sie wusste nur, dass Käfer anscheinend mehr bedeuteten, als Menschen. Die Stadtverwaltung schickte in unregelmäßigen Abständen die Polizei auf das stillgelegte Areal, auf dem in der Vergangenheit Kinderspielzeug hergestellt wurde, um die unerwünschten Subjekte – wie der Bürgermeister es nannte – zu vertreiben. Aber Lyn kehrte jedes Mal wieder zurück. Genauso wie die anderen, die wie sie durch das Raster der gesellschaftlichen Normen fielen.
 Doch ihr Fall blieb selbst unter den Obdachlosen ungebremst. Sogar hier wurde sie ausgegrenzt. Eine
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