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Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Titel: Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)
Autoren: Markus Wand
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sich Sedlaczec selbst als Lichtsäule schwebend über dem Plateau, aus dessen Zentrum sich eine Wand aus Dunkelheit schälte. Ihr Schatten schien sich mit der Finsternis der Nacht zu vereinen, um schließlich vollends darin zu verschwinden.

 Dann verlor er sein Bewusstsein.

6. Gegenwart

 Marshall beobachtete ihn nun schon seit vier Wochen. Im Regelfall genügte ihm diese Zeitspanne, um die täglichen Abläufe der Zielpersonen so weit zu erkunden, sodass er die Arbeit zur vollkommenen Zufriedenheit seiner Auftraggeber erledigen konnte. Nur in den seltensten Fällen benötigte er aufgrund gewisser Umstände etwas länger. So geschehen vor drei Jahren, als Doom , wie sich sein Kontaktmann nannte, nicht genügend Informationen für ihn zur Hand hatte. Marshall besorgte sich diese in Eigenregie, obwohl er ein solches Vorgehen normalerweise strikt ablehnte. Aber zwischen Doom und ihm hatte sich in den Jahren der Zusammenarbeit eine Art Vertrauen entwickelt. (Wenn man in ihrer Branche so etwas wie Vertrauen überhaupt entwickeln konnte.)
 Marshall beendete seine Beobachtungen und fuhr mit dem Wagen in Richtung Heimat. Jetzt freute er sich auf sein Zuhause. Zwar bedeuteten die ersten Tage eines neuen Auftrages Abwechslung und erzeugten nach wie vor ein gewisses Maß an Nervosität, aber trotzdem benötigte er die vertraute Umgebung, um die nötige Stabilität zu erreichen, ohne die er seiner persönlichen Hölle niemals entgegentreten könnte.
 Er erreichte die alte Farm, die sich außerhalb der Kleinstadt, in der er herangewachsen war, befand und vierhundertachtzig Kilometer von seinem nächsten Auftrag entfernt lag. Die Nacht streckte ihre Arme nach den verwitterten Balken der Terrasse aus, auf der einsam ein Schaukelstuhl stand, dessen ursprüngliche Farbe nicht einmal mehr zu erahnen war. Marshalls Vater verbrachte fast sein ganzes Leben neben der Arbeit darauf, nachdem der Tod Marshalls Mutter am Strick einer Lungenentzündung zu sich geholt hatte. Früher kam es Marshall oft so vor, als ob sein Vater an manchen Tagen daran glaubte, dass sie nicht verschieden, sondern lediglich in die Stadt zur Erledigung diverser Einkäufe gefahren war und er jeden Moment mit ihrer Rückkehr rechnete.
  Viele Menschen sind seit dem gestorben. Die Wenigsten freiwillig. Auch du, Vater.
  Marshall stoppte seinen Wagen, einen unauffälligen schwarzen Ford Pickup, den es zuhauf in diesem Teil des Landes gab. Er griff auf den Beifahrersitz, nahm den Aktenkoffer mit seinen Notizen, stieg aus und ging ins Haus.
  Im Mondlicht wirkt das Gebäude baufälliger, als es in Wirklichkeit ist. Aber ein neuer Außenanstrich täte not. Nach diesem Auftrag werde ich mich darum kümmern.
  Sein Weg führte ihn direkt in die Küche zur Kaffeemaschine. Er wollte noch heute Nacht die Einzelheiten zur Ausführung seines Auftrages durchgehen. So hielt er es immer. Dazu benötigte er einen klaren Kopf. Zudem ließen ihn die Stimmen gerade in Ruhe.
 Bei diesem Gedanken lächelte er bitter.  Wie immer verstummen sie für eine gewisse Zeit während der Vorbereitungen. Als ob sie darauf achteten, dass mir keine Fehler unterlaufen, die sie um ihren Lohn bringen könnten.
  Marshall setzte sich mit der dampfenden Tasse Kaffee an den Küchentisch, öffnete den Aktenkoffer, kramte seine Aufzeichnungen heraus und machte sich an die Arbeit. Akribisch ordnete er seine Unterlagen, ging die Abläufe Punkt für Punkt durch, sorgsam darauf bedacht, alle beobachteten Unregelmäßigkeiten zu analysieren. Muster zu erkennen. Routinierte Abläufe, ohne die er in seinem Metier niemals dieses Level hätte erreichen können.
 Nach drei Stunden legte Marshall den Bleistift zur Seite. Er sortierte die lose auf dem Küchentisch verteilten Blätter zusammen, nahm einen letzten Schluck Kaffee, der mittlerweile kalt geworden war, und beförderte die Papiere in den Aktenkoffer zurück. Danach stand er auf, löschte das Licht und begab sich in den ersten Stock des Hauses, in dem sich das Schlafzimmer befand. Dort angekommen streifte er sich die Schuhe von den Füßen. Gähnend legte sich Marshall angezogen ins Bett.
  In zwei Tagen ist es so weit.
  Er lauschte in die Nacht. Das Zirpen der Grillen vermengte sich mit dem vereinzelten Quaken der Frösche vom Teich hinter dem Geräteschuppen.
  Ein weiterer Schritt auf meinem ewigen Weg durch die neun Pforten der Hölle.
  Ein Brummen breitete sich in seinem Kopf aus. Gleich dem Schnurren einer Katze, die sich die Sonne auf
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