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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit
Autoren: Stefanie Ross
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angenehmes Klima im Inneren.
    Regungslos verharrte Jasmin in der Tür und konnte sich nicht überwinden, das Haus zu betreten. Kalil hatte bereits dafür gesorgt, dass der Mann auf der Matratze ein einigermaßen bequemes Krankenlager fand, und den zusammenklappbaren Infusionsständer aufgebaut. Er kontrollierte den Sitz der Infusionsnadel, wandte sich ihr zu und schien ihr den Zwiespalt anzusehen, in dem sie sich befand. Im Grunde war der Mann schon tot, egal, ob sie ihm half oder nicht. Der Gedanke lähmte sie regelrecht.
    »Ein Schritt nach dem anderen, Jamila. Erst mal sorgen wir dafür, dass er nicht stirbt, dann sehen wir weiter.«
    »Du machst dir etwas vor. Die Situation wird nicht besser, indem man einfach abwartet. Und ich heiße Jasmin.«
    »Dann sieh zu, wie er stirbt, Jamila.«
    Das war übertrieben, denn durch die Infusion war die akute Lebensgefahr zunächst gebannt, dennoch wirkte die Herausforderung. Seufzend ignorierte sie den Spitznamen und wollte zu ihm gehen, als Hamid sie mit einem sanften Griff an der Schulter zurückhielt. Erschrocken zuckte sie zusammen, sie hatte nicht einmal gemerkt, dass er hinter ihr stand.
    »Moment, Jasmin. Tu für ihn, was immer du für richtig hältst, aber keine Waffe in seiner Nähe, und sobald er wieder bei Kräften ist, wird die Tür verriegelt, bis ich eine Lösung gefunden habe.«
    Als ob es einen Ausweg aus dieser Lage gegeben hätte. Aber wenigstens beugte sich Hamid nicht widerstandslos Warzais Diktat und vielleicht kam ihm ja tatsächlich noch die rettende Idee. Jasmin glaubte jedoch nicht daran und verbot sich den kleinen Hoffnungsschimmer. »Wie schön, dass sich wenigstens noch einer an meinen Namen erinnert. Und keine Angst, die nächsten Stunden wird er bestimmt noch keinen Fluchtversuch unternehmen, es sei denn, ich organisiere ihm einen motorisierten Rollstuhl.« Sie riss ihre Waffe aus dem Halfter und drückte sie Hamid mit mehr Schwung als notwendig in die Hand. Wohlweislich ging sie nicht weiter auf den amüsierten Blick ein, den Hamid über ihre Schulter hinweg mit seinem Bruder tauschte, bevor er ging. Männer! Manchmal waren sie eine echte Plage, als ob sie keine anderen Probleme hätten.
    »Danke für deine Hilfe, Kalil. Aber ich komme jetzt alleine klar.«
    Hamids Bruder verstand den Rauswurf zum Glück sofort und widersprach nicht. Jasmin wartete, bis sie alleine mit ihrem Patienten war. Erst dann schloss sie sekundenlang die Augen, ehe sie neben ihm niederkniete. Kalil hatte recht. Eins nach dem anderen. Eine andere Wahl hatte sie nicht. Erst mal musste sie sicherstellen, dass der Mann überlebte. Vorsichtig säuberte sie die verschorfte Kopfwunde und tupfte das frische Blut ab. Auch ohne rechtsmedizinische Ausbildung sah sie, dass die Platzwunde von einem Schlag und nicht der Explosion stammte. Sanft fuhr sie ihm mit den Fingern durch die Haare.
    »Was haben sie dir nur angetan? Und was soll ich mit dir machen? Ich weiß ja noch nicht einmal, wie du heißt oder wer du bist.« Bei einem Reporter oder zivilem Helfer wäre das Internet bereits übersät mit Berichten über dessen Verschwinden, ein Soldat würde kaum in T-Shirt und Jeans unterwegs sein, es sei denn … Jasmin zog ihre Hand zurück, als ob sie sich verbrannt hätte. Eigentlich gab es nur eine logische Schlussfolgerung: Der Mann war Mitglied einer Spezialeinheit. Wenn sie zu diesem Ergebnis gekommen war, würde das auch Warzai klar sein und er würde sich einen derartigen Triumph nicht entgehen lassen. Außerdem zählten auch für Hamid Angehörige der diversen militärischen Spezialeinheiten zu seinen Erzfeinden. »Oh, verdammt.«
    Der Kopf des Mannes ruckte in ihre Richtung und seine Kiefermuskeln spannten sich deutlich an. Sie verdrängte jeden Gedanken an die Zukunft und fuhr ihm erneut mit der Hand durch die Haare. Sofort entspannte er sich sichtlich. »Ganz ruhig, Großer. Im Moment bist du in Sicherheit. Ich kann dich medizinisch versorgen, für den Rest bin ich nicht zuständig.«
    Sein brummender Laut brachte sie zum Lächeln. Himmel, selbst bewusstlos und halb tot berührte er etwas in ihr. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, suchte sie in ihrer Tasche nach dem Fieberthermometer. Obwohl sie mit dem Ergebnis gerechnet hatte, gefiel es ihr nicht. Seine Körpertemperatur war deutlich erhöht. Wenn sie das Fieber nicht in den Griff bekam, würde die zusätzliche Schwächung ihn umbringen.
    Ein Scharren hinter ihr ließ sie herumfahren. Kalil war mit ausreichend Wasser
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