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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit
Autoren: Stefanie Ross
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und einer Schale, aus der ein köstlicher Duft aufstieg, zurückgekehrt. »Mit einem Gruß von Alima. Sie wartet schon ungeduldig auf dich. Von ihrem Sohn ganz zu schweigen. Wie lautet die Diagnose, Doc?«
    »Vermutlich Gehirnerschütterung, ansonsten Prellungen, eine angeknackste Rippe und vor allem Dehydrierung. Alles für sich alleine nicht so dramatisch, aber in der Summe gefährlich. Er hat fast vierzig Grad Fieber, das muss runter, sonst gibt es ihm den Rest. Warzai hätte ihm wenigstens Wasser zugestehen müssen, wenn er schon auf einen Internetauftritt aus ist.«
    Kalils Miene war nicht deutbar und er ignorierte ihre wütenden Worte. »Tu, was du kannst. In einer Stunde übernehme ich, dann kannst du dich ausruhen und deine Familie begrüßen.«
    Es widerstrebte Jasmin zwar, den Unbekannten alleine zu lassen, aber sie konnte ihre afghanische Familie auch nicht endlos lange warten lassen. »Einverstanden, aber du rufst mich sofort, wenn … «
    »… sein Zustand sich ändert. Das sagst du mir jedes Mal, Schwesterchen. Irgendwann habe ich es kapiert.« Mit einem verschmitzten Zwinkern verließ er sie.
    Jasmin seufzte. Mit seinen zwanzig Jahren hätte er ein anderes Leben verdient gehabt, aber auch das gehörte zu den Dingen, die sie nicht ändern, sondern nur akzeptieren konnte. Bei ihm war der europäische Erbteil seiner Mutter deutlicher als bei Hamid sichtbar. Die ständig zerzausten Haare mit dem Stich ins Rötliche und die westlichen Gesichtszüge vermittelten den Eindruck eines unbesorgten Teenagers, aber das täuschte. Mit einem Gewehr konnte Kalil ebenso gut wie mit dem Computer umgehen.
    Knapp eine Stunde später hatte sie ihrem Patienten alles an Medikamenten verabreicht, was ihm helfen konnte, und ihn dazu gebracht, Wasser zu trinken. Viel Zeit blieb ihr nicht mehr. Eigentlich hätte sein Fieber schon zurückgehen müssen, aber er glühte immer noch. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und sein T-Shirt war komplett durchgeschwitzt. »So geht das nicht. Nach der Hitze kommt der Schüttelfrost, und damit holst du dir dann auch noch eine Lungenentzündung.«
    Irgendwie musste sie die Temperatur runterbringen. Ihr Blick fiel auf das Kopftuch. Der leichte Baumwollstoff war perfekt. Jasmin durchnässte den Stoff, bis er weich und kühl in ihrer Hand lag, und schüttelte dann den Kopf über ihre Gedankenlosigkeit. Großartig, sie konnte kaum die ohnehin schon feuchte Kleidung ihres Patienten weiter durchnässen. Das T-Shirt bekam sie leicht über seinen Kopf gezogen, aber beim Öffnen des Reißverschlusses seiner Jeans verweigerten ihre Finger plötzlich den Dienst und sie spürte, wie ihre Wangen sich rot färbten. Was war nur mit ihr los? Er war nicht der erste Mann, den sie medizinisch versorgte. Aber der erste, den sie nach erfolgreicher Behandlung dem sicheren Tod überlassen musste, und der erste, der sie körperlich anzog. Mit einer Grimasse zwang sie sich, den Rest zu erledigen, beschloss aber, den Slip nicht anzurühren.
    Als sie mit dem nassen Stoff über seinen Brustkorb fuhr, zogen sich seine Brustwarzen zusammen und er stieß einen Laut aus, der wie ein Stöhnen klang. Nicht auch das noch, ihr Mund wurde trocken und in ihrem Kopf entstanden Bilder, die nicht das Geringste mit einer nüchternen Arzt-Patienten-Beziehung zu tun hatten. Ziellos tastete seine Hand über den Boden.
    Mit angehaltenem Atem überprüfte Jasmin seine Vitalfunktionen, aber sein Zustand war unverändert, es würde noch Stunden dauern, bis er wieder ansprechbar war. Sanft umfasste sie sein Handgelenk, um ihn daran zu hindern, die Infusion herauszureißen. Sie lachte auf, als er seinen Arm bewegte und damit den Spieß umdrehte. Jetzt hielt seine Hand ihre fest. »Also gut, Großer. Dann arbeite ich eben einhändig weiter.«
    Seine Beine waren kräftig, eher lang und sehnig als muskulös. Vermutlich hielt er sich mit Laufen oder Schwimmen fit. Training an Geräten schloss sie aus, dafür waren seine Muskeln nicht ausgeprägt genug. Ein weißer Streifen Haut zeigte sich am Bund seines Slips, aber sie widerstand der Versuchung, dort länger zu verweilen, als es medizinisch zu rechtfertigen war. Wenigstens erfolgte dort keine Reaktion auf die Behandlung mit dem nassen Tuch, die mittlerweile mehr einer Liebkosung glich. Allmählich hatte sie den Eindruck, dass auch ihre Körpertemperatur sich weit jenseits des üblichen Bereiches befand. Dafür war jedoch kein Virus, sondern eindeutig der Mann vor ihr verantwortlich. Die
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