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Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe

Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe

Titel: Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe
Autoren: Christine Spindler
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eingeschärft hatte, die Handys immer betriebsbereit zu halten.
    Ich dachte nach. Wo konnten sie sein? Opa Lila plante immer noch seine Beerdigung. Auf dem Friedhof waren wir schon gewesen. Ob er sich jetzt Kirchen näher anschaute? Eher nicht, zumal man ihn in seinem Aufzug vermutlich nicht in eine Kirche reinlassen würde. Damit blieben nur Bestattungsinstitute.
    Ich stand auf, sagte zu Leonardo: “Wish me luck, old boy” und betrat die Einkaufspassage.
    Dort suchte ich mir den am italienischsten aussehenden Laden und erkundigte mich beim Verkäufer: “Excuse me, could you please show me the way to the nearest → funeral home ? I’m looking for my grandfather.”
    Der Verkäufer sah mich so lange schweigend an, dass ich schon dachte, er hätte mich nicht verstanden, doch dann antwortete er in gebrochenem Englisch: “I feel so sorry for you. Very sad when grandfather dies. Oh, so sad. You know name of funeral home?”
    “No, I just know he could be in the nearest one.”
    Es war ein Schuss ins Blaue, aber irgendwo musste ich mit der Suche ja beginnen.
    Der Verkäufer führte mich aus dem Laden und zu einem Ausgang der Passage, der in eine ruhige Seitenstraße mündete.
    “Down the road, left, then right, then right again”, erklärte er, unterstrichen von eleganten Armbewegungen.
    “ Grazie ”, bedankte ich mich und machte mich auf den Weg.
    Fünf Minuten später stand ich vor einem mit Kerzen und Blumen dekorierten Schaufenster, auf dem in einem Halbrund aus goldenen Buchstaben Grigio Impresa di Pompa e Funebri geschrieben stand.
    Ich schob die Tür auf. Ein tiefer Gong kündigte mein Kommen an.
    Kaum hatte ich den Laden betreten, wurde mir bewusst, wie schrecklich die Mittagshitze mir zugesetzt hatte. Hier drin war es schön kühl und dunkel. Ich schob die Sonnenbrille hoch, aber es wurde nicht viel heller. Gedämpfte Farben in erdigen Tönen harmonierten mit der gedämpften Kirchenmusik. Es roch nach welken Blüten und Bienenwachs. Auf einem Tisch lagen mehrere geöffnete Ordner herum, die Grabschmuck, Grabsteine und Särge zeigten.
    Als sich eine sichtlich erschütterte Gestalt im dunkelbraunen Cordanzug aus der Dunkelheit löste, war ich mir sicher, dass Opa Lila hier gewesen sein musste. Ich konnte förmlich vor mir sehen, wie er hier in bester Laune reinspaziert war und gefragt hatte, welche Art von Beisetzung denn gerade so im Trend lag.
    “Buongiorno, signorina.”
    Der Mann sprach mit einer balsamischen Stimme, die eigens dafür geschaffen schien, Hinterbliebene zu trösten.
    “Do you speak English?” Ich hatte unbewusst ebenfalls die Stimme gesenkt.
    Er neigte den Kopf. “Signor Grigio at your service.”
    “I’m looking for my grandfather. He looks a little crazy, with tattoos and piercings and a bandana. And he’s → accompanied by a blond young man.”
    “Ah, yes.” Signor Grigio deutete auf den Tisch mit den Ordnern. “He wanted to see everything. He’s still here.”
    Sofort suchten meine Augen die tiefen Schatten im Ladeninneren ab. “Where? What’s he doing? I hope he hasn’t damaged anything.”
    “The last time I looked he was just lying there → peacefully .”
    “Is he ill?”
    “No, he’s testing our coffins. He fell asleep. Our coffins are very → comfortable , you know. The young man left after a while.”
    Oh, Mist, Marco war weg. Aber jetzt musste ich mir erst mal Opa Lila vorknöpfen.
    “Please show me where he is.”
    Der Mann ging voraus in einen Ausstellungsraum, in dem auf Sockeln fünf offene Särge standen, reich verziert und mit seidig glänzenden Stoffen ausgeschlagen. Aus dem vordersten Sarg war Schnarchen zu hören. Ein Paar Sandalen stand davor. Friedlich wie ein Baby lag mein verrückter Opa auf einem Kissen mit Spitzenbesatz. Das Bandana war verrutscht und gab seinen kahlen Schädel frei.
    Aus dem Laden ertönte der Türgong.
    “Please excuse me for a moment”, sagte Signor Grigio.
    Wie man in so einem Sarg wohl lag? Opa schien es ja sehr gemütlich zu finden. Meine Neugier war geweckt. Ich schlüpfte aus den Schuhen und suchte mir den Sarg mit der dunkelsten Polsterung aus, weil die nicht so leicht schmutzig wurde. Ich stieg hinein und machte mich lang.
    Kaum hatte ich die Augen geschlossen, erinnerte ich mich daran, wie ich vor vielen Jahren mit Tom und Marco Vampir gespielt hatte. Ich war immer der Vampir gewesen und Tom und Marco waren die Vampirjäger, die mich zur Strecke bringen mussten. Ein langer Pappkarton war mein Sarg. Einmal war
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