Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe

Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe

Titel: Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe
Autoren: Christine Spindler
Vom Netzwerk:
es mir gelungen, mich von hinten an Marco anzuschleichen und ihn in den Hals zu beißen. Danach hatte er sich geweigert, weiter mitzuspielen. Ich vermachte den Pappkarton schweren Herzens Sven und Ronny, die ihn zum Piratenschiff umfunktionierten.
    Nebenan begann es zu knirschen. Das waren aber nicht Opa Lilas Knochen, sondern nur das Holz des Sargs, als er sich darin aufrichtete.
    “Soll ich dir raushelfen?”, fragte ich.
    Opa grinste zu mir rüber. “Marco, du hast dich aber verändert. Ich hatte dich blonder in Erinnerung.”
    Ich setzte mich ebenfalls auf.
    “Sag bloß, Marco hat vorhin auch hier drin gelegen.”
    “Klar, er wollte mit mir Vampir spielen. Er hat gesagt, das sei früher eins seiner Lieblingsspiele mit dir und Tom gewesen. Er hat mir eine Narbe am Hals gezeigt, wo ihn mal ein unzurechnungsfähiger Vampir gebissen hat.” Er rückte das Bandana zurecht. “Ich wette, der Vampir hieß Nike.”
    “Hat er davon wirklich eine Narbe?”
    “Eine klitzekleine. Man braucht eine Lupe, um sie zu finden. Er hat gesagt, wenn es nicht so eine empfindliche Stelle wäre, würde er um die Narbe ein Herz mit einem N darin tätowieren lassen. Ich habe ihn zu Raffaello geschickt, der kann ihm bestimmt sagen, ob das möglich ist.”
    Ich war jetzt wacher als ein Vampir bei Vollmond.
    “Dann liebt er mich also doch noch! Kommt er anschließend wieder hierher?”
    “Nein, er wollte ins Penthouse gehen und ein bisschen chillen.”
    “Dann geh ich zu ihm. Kommst du mit?”
    “Ich wollte noch mit Herrn Grigio plaudern. Er weiß praktisch alles über Beerdigungen.”
    “Was du nicht sagst.”
    Ich stieg grinsend aus dem Sarg, strich die Polsterung glatt, zog meine Schuhe an und gab Opa Lila noch schnell einen Kuss.
    Kurz darauf stand ich wieder im gleißenden Sonnenlicht und beschloss, erst mal ein Eis zu essen. Ich fand eine Eisdiele, kaufte mir einen riesigen Becher Zitroneneis und suchte mir einen schattigen Platz, um es genüsslich zu löffeln.
    Um mich herum strömten Touristen von hier nach da, machten Fotos und stierten in Schaufenster von Edelboutiquen. Eigentlich war ich ja auch als Tourist in Mailand, aber was das betraf, hatte ich auf ganzer Linie versagt. Den Dom hatte ich nur bestiegen, um meine Unterkunft zu finden, mein Kaufrausch beschränkte sich auf eine Sonnenbrille und das Highlight meiner Besichtigungstouren war bis jetzt ein Probeliegen in einem Sarg gewesen. Das stand bestimmt in keinem Reiseführer.
    Ich warf den leeren Eisbecher in einen Abfalleimer und nuckelte im Weitergehen nachdenklich auf dem gelben Plastiklöffel herum. Ich überlegte, dass ich erst mal bei Raffaello vorbeischauen sollte, weil Opa Lila Marco dorthin geschickt hatte. So gesprächig, wie Raffaello und Daria waren, hing Marco vielleicht noch bei ihnen herum. Außerdem lag es sowieso auf dem Weg.
    Wieder empfing mich das metallische Sirren aus dem Hinterzimmer. Der Laden selbst war leer. Das Sirren verstummte und ein Mann mit hüftlangen, schwarzen Haaren erschien. Er sah Daria ähnlich. Als er mich mit gelispeltem Italienisch begrüßte, vermutete ich, dass er ihr Bruder war.
    “Is Raffaello here or Daria?”, fragte ich.
    “ Uno momento. ”
    Er verschwand, ich hörte ihn etwas rufen und dann erschien Raffaello, der freundliche Riese mit den Schlangen, Drachen und Eichhörnchen auf dem Bizeps.
    “Oh, hello, honey. How’s your grandpa?”, begrüßte er mich überschwänglich.
    “Hi, Raffaello”, sagte ich, von seiner schieren Größe ein wenig eingeschüchtert. “He loves his tattoo. He shows it to everybody.”
    “Fantastic. Now what can I do for you, → sweety-pie ?”
    “I’m looking for my boyfriend. Marco. He must have been here not long ago.”
    “Ah, yes, the lovely blond boy.”
    Raffaello zeigte lächelnd seine gespaltene Zunge mit den Goldsteckern.
    “He left about ten minutes ago. He didn’t really want a tattoo. I think he just needed someone to talk to.”
    Genau so jemanden brauchte ich auch, wie mir plötzlich klar wurde. Wenn ich jetzt ins Penthouse ging, würde ich garantiert wieder Unfug reden, mich danebenbenehmen und Marco damit in den nächsten Streik treiben. Ich wollte so gerne einmal, nur ein einziges Mal, alles richtig machen.
    Ich ließ den Eislöffel in meiner Jeanstasche verschwinden und seufzte, unschlüssig, was ich tun sollte.
    Raffaello grinste so breit, dass seine vielen Gesichtspiercings klimpernd aneinanderstießen. “Another heart in trouble, right? Here, sit down,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher