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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition)
Autoren: Lost Place Vienna
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die in Wien innerhalb der letzten vierzehn Tage verübt
wurden«, sagte Nicola.
    »Wie hat sie Stellung genommen? Was will die Polizei mit der
Stellungnahme bezwecken?«
    »Sie will die Bürger beruhigen.«
    »Sie will dem Täter zeigen, dass sie an ihm dran sind.«
    »Die Polizei tappt im Dunkeln und hat bislang noch nicht einmal die
Namen der Opfer herausgefunden. Und jetzt erhofft sie sich von den Bürgern
Hilfe«, sagte Nicola.
    »Ist das nicht merkwürdig?«, fragte Adler. »Wir leben in einer Zeit,
in der wir über Rechner Milliarden von Daten gesammelt haben. Es gibt kaum ein
Gesicht, das nicht bei Facebook registriert ist, und die Polizei hat die drei
toten Frauen noch nicht identifiziert?«
    »Vielleicht sind die Computer bei der Polizei abgestürzt.«
    »Oder die arbeiten dort noch mit Matrizen. Könnte mir auch
vorstellen, dass die keine E-Mails verschicken, sondern ihre Nachrichten noch
mit einem Meißel in Stein hauen.«
    Großes Gelächter, dem sich auch Adler nicht entziehen konnte.
    »Es könnte natürlich ein administratives Problem vorliegen, aber die
Wahrscheinlichkeit ist gering. Lassen Sie uns ernsthaft, aber auch mit
Vertrauen auf die Intuition Fakten zusammentragen. War außer der Inspektorin
noch jemand auf dem Bildschirm zu sehen?«
    »Nein. Oder ich habe ihn verdrängt. Die sieht einfach so gut aus, da
verblassen die anderen neben ihr«, sagte Toby.
    »Ich habe auch niemanden gesehen, und ich war nicht so geblendet wie
meine männlichen Kollegen.«
    »Von der Bildsprache heißt das, sie ist allein. Sie hat keinerlei
Unterstützung«, sagte Adler.
    »Kann man das so direkt folgern?«
    »Es wäre eine Möglichkeit. Schaut euch Politiker-Interviews an. Bei
Wahlsiegern drängen sich die Väter des Erfolges mit aufs Bild, bei Schlappen
stehen die Verlierer allein. Die bildliche Einsamkeit ist auch gleichzeitig
eine gesellschaftliche Isolation. Ich weiß, die These ist gewagt. Hat jemand
eine andere?«
    »Könnte es nicht auch sein, dass die Pressekonferenz nur scheinbar
für uns, tatsächlich aber für den Täter inszeniert wurde?«, fragte Nicola.
    »Interessante These. Weiter.«
    »Die Inspektorin hat sich rausgeputzt wie die Moderatorin einer
Unterhaltungssendung. Der knallige Lippenstift war sehr untypisch für eine
Polizeibeamtin. Auch die Frauen auf den Fotos trugen dieses knallige Rot auf
den Lippen und den violetten Lidschatten.«
    »Sehr gut beobachtet. Was will die Inspektorin mit der Botschaft
bezwecken?«
    »Vielleicht will sie ihn provozieren.«
    »Inwiefern?«
    »Na ja, sie zeigt damit an, dass sie sein Muster durchschaut hat und
ihn beim nächsten Mal packen wird.«
    »Sie solidarisiert sich mit den Frauen.«
    »Bietet sie sich ihm vielleicht sogar an, die Nächste zu sein?«,
fragte Adler.
    »Eine Falle? Darauf fällt der nicht rein. Der Kerl ist viel zu
gerissen. Das wäre zu billig.«
    »Es sei denn, die Inspektorin würde auch anderweitig in das
Opferprofil des Täters passen«, sagte Adler.
    »Und deswegen die Pressekonferenz. Vielleicht ist eine Zigarre
manchmal auch nur eine Zigarre, Herr Freud«, frotzelte Tom.
    Die Gruppe lachte, Adler wiegte unentschlossen den Kopf.
    »Nein, das glaube ich in diesem Fall nicht. Ich bin der Ansicht,
dass die Inspektorin mit allen Wassern gewaschen ist und nichts so scheinen
lässt, wie es wirklich ist, es sei denn, es dient dazu, ihr anvisiertes Ziel zu
erreichen.«
    »Sie scheint wohl auch auf Sie Eindruck gemacht zu haben. Fällt Sie
etwa in Ihr Profil?«, fragte Tom neckisch.
    Die Gruppe lachte laut, Adler zuckte mit den Schultern. »Wer weiß.«
Dann deutete er auf den Laptop. »Welchen Schatz haben wir heute zu jagen?«
    »N48º 08.342’, E016º 15.644’«, las Toby von seinem GPS ab.
    »Also dann. Ich bin gespannt auf Ihr Ergebnis.«
    »Kommen Sie heute denn nicht mit?«, fragte Nicola mit leichter
Enttäuschung in der Stimme.
    »Nein, leider. Ich habe noch etwas anderes zu tun. Und ich glaube
nicht, dass Sie mit mir tauschen wollen.«
    * * *
    Zirner war beeindruckt von Valentinas Schachzug, wusste
aber gleichzeitig, dass der Druck dadurch noch lange nicht aus dem Spiel
genommen war. Im Gegenteil. Jetzt fing es erst richtig an. Valentina hatte sich
der Öffentlichkeit gestellt. Es gab nun ein Gesicht, das sich verantwortlich
zeigte. Wenn der Fall sich verschleppte, es gar ein weiteres Opfer gäbe, würden
sie die Medien ebenso schlachten wie der Täter die bisherigen drei Leichen. Für
Zirner lief es nach Plan. Jetzt musste sie
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