Loreley - Basalt
in seinem Büro.«
»Soll ich Sie nach Kamp-Bornhofen begleiten?«, bot Hansen an, als er sah, dass Jil ihre Tasche packte.
»Danke, aber ich fahre lieber alleine. Es ist gut, wenn jemand hier erreichbar ist. Kümmern Sie sich um Kaasten. Ich melde mich bei Ihnen.«
Dann verließ Jil die Polizeiinspektion.
Während der Fahrt dachte sie über die Frau nach, die auf Manfreds Handy angerufen hatte. Sie wählte die Nummer des Krankenhauses. Herr Luck sei in einer Behandlung, erfuhr Jil. Sie solle später noch einmal anrufen.
In Filsen sah Jil auf ihre Uhr. Es war noch früh, erst zwanzig Minuten nach zwölf, also blieb ihr noch die Zeit, um nach dem Gespräch mit Gerlinde Beil in ein Straßencafé zu gehen. Minuten später parkte die Kommissarin ihren Wagen vor der Fabrik in Kamp-Bornhofen.
»Schön Sie so schnell wieder zu sehen«, kam Gerlinde Beil ihr entgegengeeilt. Gemeinsam gingen sie in das ehemalige Büro von Fred Müller. Gerlinde Beil setzte sich an den Schreibtisch und griff nach der Tasche, die hinter ihrem Stuhl stand.
»Hier«, präsentierte sie sie stolz.
Jil nahm die Tasche und öffnete sie. »Es sind über dreihunderttausend Euro darin«, versicherte Gerlinde Beil ihr.
»Ich werde die Tasche mitnehmen«, entschied Jil.
Gerlinde Beil nickte. »Ich möchte kein Geld haben, das mir nicht gehört.«
»Wenn die beiden Morde aufgeklärt sind, melde ich mich bei Ihnen«, versprach Jil, bevor sie die Fabrik wieder verließ.
Erneut sah sie auf ihre Armbanduhr. Jil beschloss, in Bornhofen in ein Café einzukehren. Auf dem kurzen Weg von Kamp bis Bornhofen fiel ihr Blick auf das Schwimmbad, das direkt am Rhein liegt. Jil ärgerte sich, keine Badesachen im Auto zu haben. Solch ein romantisch gelegenes Bad gab es nur selten. In Bornhofen parkte Jil ihren Wagen in der Nähe des Klosters.
»Hallo, Frau Kommissarin«, hörte sie beim Aussteigen eine Männerstimme rufen. Sie drehte sich um, vor ihr stand Bürgermeister Karbach.
»Sind Sie wieder beruflich unterwegs?«, erkundigte er sich.
Jil nickte. »Ich habe noch einige Minuten Zeit bis zu meinem nächsten Termin.«
»Haben Sie Lust auf einen Kaffee mit mir?«, lächelte Karbach sie an. Hatte Karbach telepathische Fähigkeiten? Jil willigte sofort ein.
Vor der Klosterkirche verwandelte sich Bürgermeister Karbach in einen Fremdenführer und begann zu erzählen: »Als zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts die Wallfahrten immer mehr zunahmen, wurde die Kirche zu klein. Deshalb wurde neunzehnhundertzwölf neben der Kirche ein Pilgerplatz errichtet.«
Jil hörte ihm aufmerksam zu. Karbach ging mit ihr ein Stück weiter. Vor der Pilgerhalle blieb er erneut stehen. »Neunzehnhundertzweiunddreißig wurde der Pilgerplatz vergrößert. Aber die Wallfahrten waren zu sehr von der Witterung abhängig und der wachsende Straßenverkehr spielte auch eine Rolle. Deshalb wurde in zehnjähriger Bauzeit die große Pilgerkirche errichtet. Ein nicht nur zweckmäßiger sondern auch ganz sakraler Raum wurde geschaffen.« Jil war begeistert. Im Anschluss an seine kurzen Ausführungen steuerte der Bürgermeister ein Gartenlokal direkt bei der Kirche an. »Hier war ich auch schon einmal mit dem Journalisten«, berichtete er stolz.
»Jetzt liegt er im Krankenhaus«, meinte Jil etwas ironisch.
Nachdem sie dem Bürgermeister von dem Überfall berichtet und mit ihm einen Kaffee getrunken hatte, fuhr sie weiter nach St. Goarshausen.
Im Büro des Kollegen verkündete sie stolz: »Ich habe Ihnen etwas mitgebracht.« Freudestrahlend hielt sie die Tasche mit dem Geld in die Höhe.
»Von Gerlinde Beil?«, fragte Schuster und öffnete die Tasche. »Wir sollten sie gleich an einem sicheren Ort deponieren!«, meinte er dienstbeflissen.
Nachdem ein herbeigerufener Kollege das Geld aus dem Zimmer getragen hatte, wandte sich Schuster wieder der Kommissarin zu und teilte ihr mit, dass Weinand junior einen Unfall hatte. »Ihm ist ein Fahrzeug in die Seite gefahren und er musste zur Beobachtung nach Koblenz in ein Krankenhaus eingeliefert werden.«
»Dann könnte ich die frei gewordene Zeit nutzen und nach Rüdesheim fahren, um mit Frau Lorenz zu reden«, entschied Jil.
»Ich wollte am Nachmittag auch nach Rüdesheim fahren und mit Frau Lorenz sprechen. Kann ich Sie in meinem Wagen mitnehmen?«, bot Schuster an.
»Sehr gerne. Ich muss Ihnen auch noch etwas Wichtiges mitteilen«, tat Jil geheimnisvoll. Während sie das Büro verließen, kam Jil auf Manfred Luck zu sprechen.
»Sie
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