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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies
Autoren: Terry Pratchett
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DIE SCHOKOLADE HINEIN?
    »Keine Ahnung, Herr«, erwiderte Jason und starrte ans Innere der Augenbinde.
    ICH MEINE, BEIM BACKEN MÜSSTE DIE SCHOKOLADE EIGENTLICH SCHMELZEN, ODER? WIE STELLT MAN ES AN?
    »Ist vermutlich Herstellungsgeheimnis«, spekulierte Jason. »Solche Fragen stelle ich nie.«
    GUTER MANN. SEHR KLUG. NUN, ICH…
    Er mußte fragen. Wenn auch nur deshalb, um sich immer daran zu erinnern, einmal gefragt zu haben.
    »Herr?«
    JA, JASON?
    »Ich habe da eine Frage…«
    ICH HÖRE.
    Jason befeuchtete sich nervös die Lippen.
    »Wenn ich die Augenbinde abnähme… Was sähe ich dann?«
    Na bitte. Jetzt war’s ausgesprochen.
    Etwas klickte über die Steinplatten, und Jason ahnte, daß der Kunde – der Eigentümer des Kunden – nun direkt vor ihm stand.
    BIST DU EIN MANN DES GLAUBENS?
    Jason dachte rasch darüber nach. In Lancre spielte die Religion nicht gerade die Hauptrolle. Es gab die Rätsler der Neun Tage und die Strengen Offlianer. Hinzu kamen einige kleine Altäre für geringe Götter – die meisten von ihnen standen auf irgendwelchen fernen Lichtungen. Jason hatte nie das Bedürfnis verspürt, religiös zu werden, und in dieser Hinsicht erging es ihm wie den Zwergen. Eisen war Eisen, und Feuer war Feuer. Wenn man anfing, metaphysisch zu werden, geriet der Daumen irgendwann unter den Hammer.
    WORAN GLAUBST DU, GENAU IN DIESEM AUGENBLICK?
    Jason begriff, daß der Abstand nur einige Zentimeter betrug. Wenn ich jetzt die Hand ausstrecke…
    Ein sonderbarer Geruch wehte ihm entgegen. Er war nicht unbedingt unangenehm, und man mußte sich konzentrieren, um ihn wahrzunehmen und zu deuten. Irgend etwas roch nach vergessenen Zimmern. Wenn Jahrhunderte ein Aroma bekommen konnten, so ging von den alten ein solcher Duft aus.
    JASON OGG?
    Der Schmied schluckte.
    »Nun, Herr«, entgegnete er, »derzeit glaube ich ziemlich fest an diese Augenbinde.«
    GUTER MANN. GUTER MANN. UND NUN… ICH MUSS LOS.
    Jason hörte, wie der Riegel nach oben schwang. Das Heulen des Winds schwoll jäh an, als sich die Tür öffnete, und es untermalte das Pochen von Hufen.
    DU HAST WIE IMMER AUSGEZEICHNETE ARBEIT GELEISTET.
    »Danke, Herr.«
    DAS SAGE ICH EINEM KÜNSTLERKOLLEGEN.
    »Danke, Herr.«
    WIR SEHEN UNS WIEDER.
    »Ja, Herr.«
    SOBALD MEIN PFERD NEUE HUFEISEN BRAUCHT.
    »Ja, Herr.«
    Jason schloß die Tür und verriegelte sie, obgleich das eigentlich gar keinen Sinn hatte.
    Darin bestand die Übereinkunft: Man beschlug alles, was einem gebracht wurde, alles , und dafür konnte man auch alles beschlagen. In Lancre hatte es immer einen Schmied gegeben, der einen hervorragenden Ruf genoß.
    Es war eine uralte Abmachung, und sie stand im Zusammenhang mit Eisen.
     
    Der Wind flaute ab und flüsterte nur noch am Horizont, als die Sonne aufging.
    Dies war das oktarine Grasland. Es handelte sich um fruchtbares Land, gut geeignet, um Korn anzubauen.
    Auf diesem Feld zum Beispiel neigten sich Getreidehalme zwischen den Hecken sanft hin und her. Es war kein sehr großes Feld, und es zeichnete sich auch nicht durch irgendwelche besonderen Merkmale aus. Ein ganz normales Feld präsentierte sich uns, darauf wuchs nur Getreide, abgesehen vom Winter. Dann diente es Tauben und Krähen als Treffpunkt.
    Der Wind schlief ein.
    Trotzdem blieben die Halme in Bewegung. Dieses spezielle Wogen wurde nicht von irgendeiner Brise verursacht. Es ging von der Mitte des Feldes aus, wie Wellen nach einem ins Wasser gefallenen Stein.
    Die Luft brutzelte, und ein zorniges Summen erklang.
    In der Mitte des Felds raschelte das Korn und legte sich nieder.
    Und zwar in einem Kreis.
    Am Himmel schwärmten Bienen und setzten ihr zorniges Summen fort.
     
    Nur noch wenige Wochen bis zur Sommersonnenwende. Das Königreich Lancre döste in der Hitze, die über Wäldern und Feldern flimmerte.
    Drei Punkte erschienen am Himmel.
    Nach einer Weile wurden sie größer und stellten sich als Frauen heraus, die auf Besen ritten. Ihre Formation erinnerte an drei Gipsenten…
    Beobachten wir sie.
    Die erste – nennen wir sie »Anführerin« – sitzt mit geradem Rücken, trotzt dem Luftwiderstand und scheint sich durchzusetzen. Ihr Gesicht ist zumindest eindrucksvoll, kann jedoch nicht als attraktiv oder gar schön bezeichnet werden – zumindest nicht von jemandem, der auf eine ums Dreifache angeschwollene Nase verzichten möchte.
    Die zweite Frau ist pummelig und krummbeinig. Hinzu kommt ein Gesicht, das aussieht wie ein Apfel, der zu lange im Korb gelegen hat. Der
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