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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies
Autoren: Terry Pratchett
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in den Kreis. Ich zeig’s dir.«
    Esmeralda tritt näher und zögert dann. Irgend etwas im Tonfall der Fremden erscheint ihr seltsam. Das Lächeln ist nett und freundlich, doch so etwas wie Verzweiflung klingt in ihrer Stimme mit. Es hört sich drängend an, irgendwie gierig .
    »Ich lerne eine Menge…«
    »Komm jetzt sofort in den Steinkreis!«
    Noch ein Schritt nach vorn – und wieder bleibt die junge Frau stehen.
    »Woher soll ich wissen…«
    »Die Kreis-Zeit! Stell dir vor, wieviel mehr du hier lernen kannst! Komm! «
    »Aber…«
    »Komm zu mir!«
    Das alles geschah vor vielen Jahren, in der Vergangenheit * . Heute ist die Hexe…
    … älter.
     
    Ein Land aus Eis…
    Es ist keinesfalls Winter, denn dann gäbe es auch den Herbst und vielleicht sogar einen Frühling. Es handelt sich tatsächlich um ein Land aus Eis, nicht nur um eine kalte Jahreszeit.
    Drei Reiter sahen über den schneebedeckten Hang und blickten zum Steinkreis. Von dieser Seite aus betrachtet wirkten die Felsen größer.
    Die Kleidung der drei Gestalten war schon seltsam genug, aber es gab noch etwas anderes Sonderbares: Warmer Pferdeatem formte vor den Nüstern graue Wolken, doch vor den Lippen der Reiter zeigte sich nichts dergleichen.
    »Diesmal wird es keine Niederlage«, sagte die Frau in der Mitte. Sie trug ein rotes Kleid. »Ich bin sicher, das Land heißt uns willkommen. Inzwischen haßt es die Menschen bestimmt.«
    »Und die Hexen?« fragte einer der beiden anderen Reiter. »Ich kann mich an Hexen erinnern.«
    »Früher lebten hier welche, ja«, erwiderte die Frau. »Aber heute… Oh, heute sind es erbärmliche Geschöpfe ohne Macht. Leicht beeinflußbar. Ohne Widerstandswillen. Ich habe mich umgesehen und gelauscht. Ja, des Nachts bin ich unterwegs gewesen, um einen Eindruck zu gewinnen. Und daher kenne ich die heutigen Hexen. Überlaßt sie mir.«
    »Hexen…«, murmelte der dritte Reiter. »Ich entsinne mich ebenfalls an sie. Gedanken wie… wie Metall.«
    »Heute nicht mehr. Keine Sorge. Überlaßt sie mir.«
    Die Königin lächelte gutmütig, während sie den Steinkreis beobachtete.
    »Anschließend könnt ihr sie haben«, sagte sie. »Was mich betrifft… Ich lege mir einen sterblichen Gemahl zu. Einen ganz besonderen sterblichen Gemahl. Die Einheit zweier Welten… Damit zeigen wir unsere Entschlossenheit, auf Dauer zu bleiben.«
    »Das wird dem König nicht gefallen.«
    »Hat das jemals eine Rolle gespielt?«
    »Nein, Herrin.«
    »Es dauert nicht mehr lange, Lankin. Die Kreise öffnen sich. Bald können wir zurückkehren.«
    Der zweite Reiter beugte sich im Sattel vor.
    »Und dann gehe ich wieder auf die Jagd«, sagte er. »Wann? Wann? «
    »Bald«, antwortete die Königin. »Bald.«
     
    Es war eine dunkle Nacht. Diese Art von Dunkelheit ließ sich nicht allein mit der Abwesenheit von Mond und Sternen erklären. Die Dunkelheit schien vielmehr von einem anderen Ort heranzuströmen und regelrecht Substanz zu gewinnen – man hatte das Gefühl, eine Handvoll davon greifen und die Nacht herausquetschen zu können.
    Eine solche Dunkelheit sorgt dafür, daß Schafe über Zäune springen und sich Hunde in ihren Hütten verkriechen.
    Doch der Wind war warm und nicht ganz so stark wie laut: Er heulte im Wald und pfiff durch die Kamine.
    In solchen Nächten zieht man sich die Decke bis über die Ohren, da man spürt, daß die Welt etwas anderem gehört. Am nächsten Morgen wird sie den Menschen wieder zur Verfügung stehen. Dann mögen abgebrochene Äste und Zweige herumliegen, vielleicht auch die eine oder andere Schindel vom Dach, aber wenigstens handelt es sich wieder um eine menschliche Welt. Doch jetzt… Besser war’s, die Decke noch ein wenig höher zu ziehen und die Geborgenheit eines warmen Bettes zu genießen.
    Diese Möglichkeit stand nicht allen offen.
    Jason Ogg, seines Zeichens Schmied, betätigte ein- oder zweimal den Blasebalg, um sich etwas abzulenken, nahm dann wieder auf dem Amboß Platz. In der Schmiede war es immer warm, auch wenn draußen der Wind heulte.
    Jason konnte praktisch alles mit Hufeisen ausstatten. Einmal hatten sich ein paar Jungs einen Scherz erlaubt und ihm eine Ameise gebracht. Der Schmied blieb die ganze Nacht auf, arbeitete mit einem Vergrößerungsglas und einem Stecknadelkopf, den er als Amboß benutzte. Die Ameise trieb sich noch immer irgendwo herum – manchmal hörte er sie klappern.
    Doch heute nacht… Nun, in dieser Nacht mußte er gewissermaßen die Miete zahlen. Die Schmiede
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