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Londons Albtraum-Nächte

Londons Albtraum-Nächte

Titel: Londons Albtraum-Nächte
Autoren: Jason Dark
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nachzuschauen.
    Er drehte sich um, wollte gehen, als er wie von einem Hieb getroffen stehen blieb.
    Die Geräusche kehrten zurück. Ja, diesmal waren es Geräusche, nicht nur ein einziges. Es gab nur eine Erklärung. Das mussten mehrere Ratten sein.
    Sein Herz schlug schneller. Diesmal zitterte er, als er sich drehte und mit ihm seine Lampe. Der Strahl zielte wieder in eine andere Richtung. Er traf ungefähr den Punkt, an dem er die erste Ratte gesehen hatte, und dort hockten jetzt:
    zwei, drei oder vier?
    Nein, mehr!
    Er wollte es nicht zugeben, aber er kam nicht daran vorbei. Es hatten sich mindestens ein Dutzend dieser Nager versammelt, und sie drängten sich auf engstem Raum zusammen.
    Tom stockte der Atem. Aus seinem Gesicht war das Blut gewichen. Er stand zwar mit beiden Beinen auf dem Boden, hatte jedoch das Gefühl, in der Erde zu versinken.
    Der enge Flur drehte sich vor seinen Augen. Aber er täuschte sich nicht, als sich sein Blick besserte und er wieder zu den Ratten hinschaute.
    Noch standen sie. Noch rieben sie ihre Körper gegeneinander. Er hörte sie schreien oder fiepen, und diese Geräusche erinnerten ihn irgendwie an Startsignale.
    Es war nicht zu begreifen, aber die Ratten blieben nicht mehr stehen. Sie rannten los.
    Er sah sie wie ein pelziges Band in seine Richtung laufen. Sie sprangen, huschten und wirbelten über den Boden hinweg, bildeten noch immer eine kompakte Masse, die geradewegs auf ihn zuhielt.
    Brixon konnte sich vorstellen, was passierte, wenn sie ihn erreichten. Allein der Gedanke daran legte in seinem Innern den Hebel des Widerstands um, und plötzlich konnte er sich bewegen.
    Er ging einen Schritt nach hinten. Mit dem Rücken prallte er gegen die Wand und drückte sich auch hart dagegen. Tom wollte den Ratten so viel Platz wie möglich lassen, damit sie ihn passieren konnten.
    Und sie huschten vorbei.
    Das graue Band war nicht mehr zu halten. Keine löste sich aus dem Verbund, um ihn anzuspringen. Sie alle liefen zur Treppe hin, sprangen die Stufen hoch und waren sehr bald durch die offen stehende Tür verschwunden.
    Keinen ihrer langen Schwänze sah er mehr.
    Das Ende des Lichtstrahls malte einen zittrigen Kreis auf den Boden. Tom hielt die Augen weit offen und schaute ins Leere. Er hatte noch immer den Eindruck, von Ratten umgeben zu sein, er sah sie auch weiterhin an sich vorbeihuschen, und als er über sein Gesicht wischte, da blieb Schweiß an seinem Handrücken kleben.
    Seine Lippen bewegten sich. Er sprach mit sich selbst, ohne die eigenen Worte zu verstehen, und weit hinten in seinem Kopf kam ihm wieder die Warnung seiner Großmutter in den Sinn.
    Sie waren die Vorboten des Todes. Sie würden das große Grauen bringen, sie würden auch Menschen angreifen und das Haus verseuchen. Grauenhaft diese Vorstellung.
    So schrecklich, dass sie ihn aus seinem lethargischen Zustand herausriss. Er fing wieder an, nüchtern und normal zu denken und erinnerte sich daran, was er früher gegen die Rattenplage getan hatte.
    Gift gestreut...
    Und genau das wollte er heute auch tun. Wenn er die Ratten vernichten konnte, dann mit Gift. Etwas anderes kam für ihn nicht in Frage.
    Das Gift fand er nicht hier im Keller, sondern in seiner Wohnung. Tief versteckt in einem Wandschrank in der Küche, in dem auch die Dosen mit Farben standen und sich auch einige Werkzeuge befanden.
    Tom Brixon gab sich einen zweiten Ruck. Er konnte nicht stundenlang hier im Keller als Statue herumstehen. Er musste alles selbst in die Hand nehmen. Er war für das Haus und für dessen Bewohner verantwortlich, und das nahm Tom sehr ernst.
    Trotzdem ging er nicht so locker die Stufen hoch wie sonst. Ein Gefühl der Furcht war geblieben. Wenn die Ratten hungrig waren, dann sprangen sie auch Menschen an, denn diese Tiere waren wilde Ratten und keine gezüchteten.
    Das Licht wies ihm den Weg und zeigte ihm auch, dass die Treppe leer war. Er blieb stehen und schaute durch den Türspalt in den Flur. Es beruhigte ihn etwas, ihn ebenfalls leer zu sehen.
    Bisher hatte er sich ziemlich zögerlich verhalten. Das änderte sich. Tom Brixon beeilte sich. Er wollte so schnell wie möglich an das Gift heran und es ausstreuen. Die anderen Hausbewohner sollten erst gar nicht merken, in welch einer Gefahr sie schwebten. In den nächsten Stunden musste alles erledigt sein.
    Brixon spürte schon den Schweiß auf seiner Stirn, obwohl ihm selbst keine Gefahr drohte. Er merkte, dass er Mühe hatte, durchzuatmen. Er strich einige Male über
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