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Londons Albtraum-Nächte

Londons Albtraum-Nächte

Titel: Londons Albtraum-Nächte
Autoren: Jason Dark
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zerstörte. Er strahlte hinein wie in einen Tunnel, ohne ein Ziel zu finden. Von irgendeiner Gestalt, die das Kratzen hätte verursachen können, sah er nichts, und deshalb senkte er die Lampe, um den Lichtkegel über den Boden wandern zu lassen.
    Schmutz, Feuchtigkeit, unebene Steine – das war es, was er zu sehen bekam. Wenn es sehr stark regnete, rann das Wasser manchmal durch die Decke in den Keller hinein und hinterließ regelrechte Pfützen. Die sah er jetzt nicht.
    Er entdeckte überhaupt nichts.
    Doch, da war etwas. Seine rechte Hand mit der Lampe begann zu zittern, aber er schaffte es trotzdem, ein Ziel zu finden. Es war ein Tier – eine Ratte!
    ***
    Der Hausmeister hielt den Atem an. Er hatte plötzlich das Gefühl, neben sich zu stehen. Okay, eine Ratte war kein Weltuntergang, das nicht, und es gab in London genug davon. Auch hier im Keller hatte er sie schon gejagt und ein entsprechendes Gift ausgestreut. Da waren die Ratten dann sehr schnell verschwunden.
    Eine Ratte war auch kein Beinbruch. Nur in dieser Situation kam sie ihm so ungewöhnlich und auch gefährlich vor. Er dachte dabei an sein schlechtes Gefühl, das ihn überfallen hatte, und plötzlich sah er es bestätigt.
    Die Ratten waren los. Das Unheil nahte. Die schlechten Zeiten kehrten zurück. Immer wenn sich die Ratten zeigten, drohte eine Gefahr. Da zog der Sensenmann durch das Land und spitzte den großen Schnitter. Das jedenfalls hatte ihm seine Großmutter immer erzählt, und er hatte es nie so recht glauben können.
    Diesmal auch nicht, aber er sah die Tiere jetzt mit anderen Augen an. Es mochte auch daran liegen, dass er älter geworden war und den Ratschlag alter Menschen nicht mehr einfach so abtat.
    Tom schluckte.
    Er fragte sich, wie es möglich war, dass ihn der Anblick von nur einer Ratte so durcheinander brachte.
    Hatte er sie nicht kratzen gehört?
    Ja, das traf schon zu. Sie hatte gekratzt, aber dieses Geräusch war so verdammt laut gewesen, und plötzlich überkam ihn ein ungutes Gefühl.
    Bei dieser Lautstärke hatte nicht nur eine Ratte gekratzt. Es mussten sich also noch mehr dieser Tiere hier unten aufhalten.
    Der Gedanke brachte ihn ins Schwitzen. Er wollte nicht daran glauben, aber er bekam ihn auch nicht mehr aus dem Kopf und kam sich noch immer wie vereist vor.
    Das Tier zeigte keine Spur von Angst. Der Lichtkegel umhüllte es. Die Ratte war deutlich zu sehen, aber sie zuckte nicht zur Seite, sie bewegte auch ihre Füße nicht. Es kratzten keine Krallen mehr über den schmutzig-feuchten Boden, es hatte sich eigentlich nichts verändert, bis eben auf die Anwesenheit des Tieres.
    Tom Brixon zuckte zusammen, als sich die Ratte plötzlich bewegte. Es war so schnell gegangen, er hatte sich darauf nicht einstellen können, und es gab nur ein Ziel für sie.
    Das war er, der Mensch!
    Sie hetzte los. Mit langen Sprüngen huschte sie über den Boden hinweg. Sie setzte zwar immer wieder auf, aber sie kam Tom wie ein Gummiball mit kleinen Beinen vor.
    Er wollte ihr zwar ausweichen. Bis er diesen Gedanken in die Tat umsetzen konnte, war die Ratte jedoch schon an ihm vorbei. Schnell wie ein Schatten raste das Tier auf die Treppe zu und sprang mit geschmeidigen Bewegungen die Stufen hoch.
    Brixon hatte die Tür nicht geschlossen, und so fand das Tier den perfekten Durchschlupf, entschwand seinen Blicken und suchte sich den Weg nach oben.
    Der Hausmeister wurde noch immer von seiner Überraschung gefangen gehalten. Erst nach einer Weile kam er zu sich. Da funktionierte sein Denkapparat wieder, auch wenn sich seine Gedanken überschlugen. Er dachte daran, dass Ratten Herdentiere sind. Eigentlich tauchte nie eine ganz allein auf. Wo sie war, gab es auch andere Tiere in der Nähe.
    Ratten sind die Vorboten des Todes und des Verfalls. Ausgerechnet jetzt fielen ihm die Sätze seiner Großmutter wieder ein, und das kalte Gefühl im Nacken entstand erneut. Diesmal war die Gänsehaut noch stärker. Er empfand sie wie eine eisige Pelle, die seine Haut überzog.
    Tief saugte er die schlechte Luft ein. Damit kämpfte er gegen einen leichten Schwindel an. Danach überlegte er, was nun zu tun war. Die Ratte im Haus laufen zu lassen, durfte er nicht riskieren. Wie leicht konnte sie dabei in Wohnungen eindringen. Und wenn sie sehr hungrig war, dann würde sie auch über einen Menschen herfallen.
    Die erste Beute gab es in seiner Wohnung. Da konnte sie sich was zu fressen besorgen, und deshalb entschloss Tom sich, auch dort zunächst
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