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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Autoren: Oliver Harris
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Keine Lebensmittelverpackungen. Keine Haushaltstücher. Keine DNA. Er suchte im Schlaf- und Arbeitszimmer nach einem Pass, fand ein altes Faxgerät, eine Flasche Bell’s Scotch und eine Kiste kuba nische Zigarren, aber keine Papiere. Im Arbeitszimmer hing eine gerahmte Fotografie des Winterpalastes von St. Petersburg, und neben dem Fenster stand eine Glasvitrine mit dem Modell eines Ozeandampfers.
    Im ganzen letzten Jahr hatte ich das Gefühl, als hätte sich die Sonne verdunkelt …
    Belsey ging ins Wohnzimmer zurück, legte sich auf den Teppich und ließ sich von der Dunkelheit einhüllen. Er schaltete den Fernseher ein und schenkte sich aus der Karaffe auf der Vitrine einen Cognac ein. Das ist also Reichtum, dachte er, und nach einem weiteren Glas: Das ist das Aufregendste, was ich je gemacht habe. Das Telefon klingelte. Es traf ihn wie ein Stromschlag. Von überall hörte er klingelnde Telefone. Das digitale Zirpen kam aus dem Arbeitszimmer und der Küche und – leiser – aus weiter entfernten Räumen. Belsey ging ins Arbeitszimmer und starrte das Telefon auf dem Schreibtisch und den danebenliegenden Abschiedsbrief an. Er hörte angestrengt hin, als ob er vom Klingeln auf die Bedeutung des Anrufs schließen könnte. Das Klingeln dauerte über eine Minute und hörte dann auf.

7
    Das Licht war grau, als Belsey auf dem Wohnzimmerboden aufwachte. Die Kristalle des Kronleuchters hingen über ihm wie Tränen, zu kostbar, um vergossen zu werden. Auf der Uhr von Devereux’ Home-Entertainment-System war es Vier tel nach sechs. Er wusste, wo er war. Er rollte sich unter den Couchtisch und legte den Arm über das Gesicht, konnte aber nicht mehr einschlafen.
    In Devereux’ Dusche schoss das Wasser in verschiedenen Höhen aus der Wand. Per Touchscreen konnte er eine Hydromassage einprogrammieren. In der Duschkabine war Platz für drei oder vier Leute. Keine schlechte Party, dachte Belsey. Zehn Minuten lang aalte er sich unter der Dusche, probierte eine Vielzahl exotischer Cremes und wickelte sich dann in einen dicken Bademantel mit dem goldenen Monogramm A . D.
    Er begutachtete sein Gesicht. Trotz der weich schimmernden Spiegelbeleuchtung kein schöner Anblick. Aber er sah ganz passabel aus, auch wenn das rechte Ohr abgeschürft und die leichte Schwellung an einer Wange nicht zu übersehen war. Von der tiefen Schnittwunde an der rechten Kinnseite würde ihm wahrscheinlich eine Narbe bleiben. Ein Souvenir. Alles andere waren nur Kratzer.
    Da seine eigenen Sachen stanken, ging er in Devereux’ Schlafzimmer und breitete auf der Daunendecke des Bettes einige von Devereux’ Anzügen aus. Er bevorzugte helle Grau töne, Blazer, Krawatten mit Flaggen- und Jachtmotiven, gelbe und rosa Hemden mit Etiketten aus der Savile Row. Die Garderobe einer weltläufigen Persönlichkeit, dachte Belsey, eines Mannes, der nicht arbeitete, sondern Geschäfte machte. Belsey wählte einen grauen Armani-Anzug mit einem Hauch Silber, dazu ein rosa Hemd von Ralph Lauren und eine golden und marineblau gestreifte Krawatte. Er sah grässlich aus, aber er fand es großartig. Die Ärmel waren eine Spur zu lang, und der Hosenbund war etwas weit, aber der Anzug passte gut zu den Schlangenlederschuhen. Devereux’ Brieftasche lag immer noch auf dem Nachttisch. Er steckte sie ein, wegen des Gewichts.
    Belsey schaute aus dem Fenster der Eingangshalle und vergewisserte sich, dass niemand auf der Straße war, dann trat er vor die Tür und hüpfte beschwingt die Stufen hinunter. Er ging in nördlicher Richtung zur East Finchley Road, wo jetzt gerade die Cafés öffneten. Er ging in das erste.
    »Könnte ich einen Kaffee haben?«, sagte er. »Ich habe kein Geld, würde aber ganz gern einen Kaffee trinken.«
    Die Frau lachte. »Sie wollen einen Kaffee?«
    »Einen kleinen, bitte.«
    »Nein«, sagte die Frau und lachte.
    Er ging in einen Costa Coffee Shop auf der High Road. »Jemand hat meinen Kaffee abgeräumt«, sagte er und zeigte auf einen leeren Tisch.
    »Tut mir leid, Sir.« Sie machten ihm einen frischen. Belsey setzte sich an den Tisch und breitete den Inhalt von De vereux’ Brieftasche aus. Jede Menge Stammkundenkarten für teure Hotels: das Mandarin Oriental in Genf, das Ritz Carl ton in Moskau, das Florida Marriott. Devereux sammelte Ho tels, als wären diese Orte die wichtigen Bekanntschaften seines Lebens. Er war Mitglied eines Clubs in Mayfair namens Les Ambassadeurs. Er benutzte die Barclaycard, die American Express Black Card, die Silberne von
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