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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky
Autoren: Lily Brett
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Elwood forderten die Gäste auf, ihre Plätze einzunehmen. Lola hoffte, dass sie nicht allzu weit von Mr. Someone Else entfernt sitzen würde. Manchmal verlor sie sich unter lauter Fremden. Wenn sie mit Mr. Someone Else zusammen war, fiel es ihr leichter, sich daran zu erinnern, wer sie war.
    Lola sah zu Mick Jagger. Er unterhielt sich angeregt mit L'Wren Scott. Sie hatten eine natürliche Leichtigkeit in ihrem Umgang miteinander. Sie sahen aus wie zwei Menschen, die die Gesellschaft des anderen genossen. L'Wren Scott, so schien es Lola, war eindeutig eine eigenständige Persönlichkeit. Sie war nicht bekannt, weil sie Mick Jaggers Freundin war, sondern wurde als talentierte und erfolgreiche Modedesignerin geschätzt, die besonders für die untadelige Verarbeitung, die sinnliche Silhouette und die kostbaren Stoffe ihrer Kleider bewundert wurde. Madonna, Michelle Obama, Angelina Jolie und Carla Bruni-Sarkozy trugen ihre Entwürfe.
    Lola fand es seltsam beruhigend, Mick Jagger und L'Wren Scott so in ihre Unterhaltung vertieft zu sehen. Er sah glück
lich aus. Sie fand es beruhigend, dass Mick Jagger glücklich war. Sie fand es beruhigend, dass Mick Jagger am Leben war. So viele von den anderen waren inzwischen gestorben.
    Drei Jahre und drei Monate nach seinem Auftritt beim Monterey International Pop Festival war Jimi Hendrix gestorben. Er war siebenundzwanzig. Zwei Wochen zuvor hatte er einem dänischen Journalisten in einem Interview gesagt, dass er sich nicht sicher sei, ob er seinen achtundzwanzigsten Geburtstag erleben würde. Er starb, drei Jahre nachdem Lola ihn im Whisky a Go Go in Los Angeles zum letzten Mal gesehen hatte. Er war engagiert und einnehmend gewesen, amüsiert und amüsant, höflich und nachdenklich; was war passiert, das ihn so erschöpft und ausgelaugt hatte und schließlich sterben ließ? Was hatte sich verändert? So ungefähr alles, dachte Lola. Er war zu gewaltigem Ruhm gelangt, und in dessen Gefolge waren Managementprobleme entstanden, für die Jimi Hendrix schlecht gerüstet war. Jimi Hendrix, dachte Lola, war vermutlich zu vertrauensselig und zu aufrichtig. Und als der Stress und die Ängste zunahmen, wurde er nachlässig. Nachlässig mit Drogen. Nachlässig mit seinem Leben. Unbekümmert und hemmungslos mischte er Drogen mit Alkohol. Er sah zunehmend zittrig aus, auf und abseits der Bühne. Lola fragte sich, was aus dem ruhigen jungenMann mit dem verhaltenen Lächeln geworden war. Was ihm zugestoßen war. Zu viel, dachte sie. In der Nacht vor seinem Tod konnte Jimi Hendrix nicht schlafen. Er nahm neun Schlaftabletten, die seiner Freundin gehörten, eine sechsfach überhöhte Dosis für jemanden von Jimis Körpergewicht. Früher am selben Tag hatte er Amphetamine genommen. Er war bekleidet und mit Erbrochenem besudelt, als man ihn fand. Im Bericht des Leichenbeschauers wurde als Todesursache Ersticken an Erbrochenem genannt.
    Nach der Autopsie wurde Jimis Leiche in ein Beerdigungsinstitut gebracht, wo man ihm seine schmutzigen Sachen auszog und ihn in ein Flanellhemd in Übergröße kleidete, in dem er nach Seattle geflogen wurde. Jimi, der seine Kleidung und seine Accessoires stets mit solcher Sorgfalt ausgewählt hatte, wäre entsetzt gewesen, dachte Lola.
    Auch Janis Joplin war tot. Sie war zwei Wochen und zwei Tage nach Jimi Hendrix gestorben. Janis Joplin wurde siebenundzwanzig Jahre alt. Man fand ihre Leiche im Landmark Motor Hotel in Los Angeles. Janis Joplin hatte während der Aufnahmen für ihr neues Album dort gewohnt, das Studio lag in der Nähe. Als sie nach einer Session in ihrem Hotelzimmer allein war, hatte sich Janis Joplin Heroin gespritzt. Berichten zufolge hatte Janis Joplin sich das Heroin unter die Haut gespritzt, nicht direkt in die Vene. Das hatte ihr noch genügend Zeit gelassen, ins Hotelfoyer zu gehen und fünf Dollar zu wechseln, um sich ein Päckchen Zigaretten zu kaufen.
    In ihrem Zimmer angekommen, setzte sie sich aufs Bett und legte das Zigarettenpäckchen daneben, dann fiel sie plötzlich vornüber und stieß mit dem Kopf gegen den Nachttisch. Achtzehn Stunden lang lag Janis Joplins Körper eingeklemmt zwischen Bett und Nachttisch. Als man sie fand, hatte bereits die Totenstarre eingesetzt. Sie trug eine kurze Bluse und ein Höschen, als man sie fand. Ihre Lippen waren blutig und ihre Nase gebrochen. Mit einer Hand umklammerte sie immer noch vier Dollar und fünfzig Cent Wechselgeld von den Zigaretten. Ihr in psychedelischen Farben lackierter Porsche stand
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