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Lokalderby

Titel: Lokalderby
Autoren: Jan Beinßen
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Jakobus zu unterhalten. Und in gewisser Weise hatte er damit ja sogar recht, denn Paul war in Sachen Fußball ganz bestimmt keine Leuchte. Die Lästerei stand ihm nicht zu.
    Als sie am Kirchweihplatz eintrafen, waren die wenigen Bierbänke vor den Kellern bereits besetzt. Doch für die Flemmings rückte man gern zusammen, sodass sich Paul und Hermann im Schatten der stattlichen Kastanien niederlassen und ihre Bestellung aufgeben konnten: Stadtwurst mit Musik für Hermann, Steinofenbrot mit Obatztem für Paul, dazu zwei Halbe Heller-Bier.
    Einmal auf der Bank sitzend, kamen sie schnell auf ihr gemeinsames Erlebnis im Stadion zu sprechen. Hermann wollte wissen, ob es etwas Neues über die Todesursache von Busfahrer Buggi gebe. Denn in den Zeitungen, allen voran in den Boulevardblättern, werde ja schon fleißig in alle Richtungen spekuliert, was Katinka bestimmt nicht recht sein könne.
    »Leider nein«, antwortete Paul. »So was kann wohl bis zu einer Woche dauern, wenn die Diagnose diffus ist. Der Körper des Mannes zeigte ja keine nennenswerten äußerlichen Verletzungen auf. Bloß ein paar blaue Flecken, die aber schon älter sein müssen. Und schon gar keine Anzeichen einer Vergiftung mit den gängigen Toxinen. Bislang ist auch keine Einstichwunde entdeckt worden, wie sie von einer Spritze herrühren würde, geschweige denn ein Einschussloch. Wenn ich Katinka richtig verstanden habe, müssen die Rechtsmediziner jetzt nach dem Ausschlussverfahren eine mögliche Todesart nach der anderen prüfen – das kostet Zeit.«
    Hermann verzog den Mund: »Das kann doch nicht so schwer sein. Sind die im Laden deiner Frau denn alle ein wenig deppert? Im Fernsehen finden die eine Todesursache in weniger als einer Stunde raus. Bei CSI und The Mentalist kommen sie jedem Giftmischer auf die Schliche, selbst wenn er sich noch so geschickt anstellt.«
    »Das ist Fernsehunterhaltung, Vati. Hat nichts mit der Realität zu tun.«
    »Das glaube ich aber schon! Die Drehbuchschreiber lassen sich ja von Experten beraten – nicht von solchen Bürohengsten.«
    »Jetzt mach mal halblang, Vati. Katinka und die Kripoleute geben ihr Bestes, um die Sache so schnell wie möglich aufzuklären. Denkst du, es macht denen Spaß, jeden Tag neuen Blödsinn über Buggis Tod in den Zeitungen lesen zu müssen? Die sind froh, wenn sie die Todesursache benennen und das Ganze ad acta legen können.«
    »Was ist denn mit den Fotos, die du gemacht hast? Geben die nichts her?«, bohrte Hermann weiter.
    »Nee. Erstens haben sie eine sehr bescheidene Auflösung und zweitens ist nichts Spektakuläres drauf zu sehen. Außer dem Sterbenden. Drumherum steht bloß ein halbes Dutzend Neugieriger, die alle mehr oder weniger entsetzt und hilflos auf den Busfahrer glotzen. Die Fotos sind völlig unergiebig, das meint auch Katinka.« Paul nahm einen Schluck aus seinem Bierkrug. »Es ist aber auch wie verhext, dass es keinerlei Anhaltspunkte gibt. Bis auf. . .« Er biss sich auf die Zunge. Beinahe hätte er zu viel ausgeplaudert und dazu beigetragen, ein weiteres Gerücht um den Tod des Busfahrers zu streuen.
    Hermann hatte natürlich längst Lunte gerochen: »Red ruhig weiter, Bub. Du wirst vor deinem Vater doch wohl keine Geheimnisse haben.«
    »Allerdings«, konterte Paul. »Mehr als du denkst.«
    »Ich will es trotzdem wissen«, beharrte Hermann und fixierte Paul über den Rand seiner Brille hinweg.
    »Es ist aber nur eine Information aus dritter Hand. Ich habe sie von Blohfeld«, wand sich Paul.
    »Lass hören!«
    Paul erzählte zögerlich davon, dass in Buggis Mund angeblich ein Klumpen Kleeblätter gefunden worden war.
    Hermann sah ihn zunächst nachdenklich an, klopfte sich gleich darauf aber lachend auf die Schenkel. »Nein, nein, wie gemein! Ausgerechnet Kleeblätter, das Markenzeichen von Greuther Fürth. Da will denen wohl jemand den Schwarzen Peter zuschieben. Wenn dein Freund Blohfeld davon in seinem Käseblatt berichtet, erklären die Club-Fans den Fürthern den Krieg. Dann bleibt kein Stein auf dem anderen.«
    »Blohfeld ist nicht mein Freund«, stellte Paul richtig. »Ich hoffe, er besitzt die notwendige Sensibilität, um das Risiko zu erkennen.« Dann fragte er: »Du hältst die Sache mit den Kleeblättern also bloß für üble Nachrede?«
    Hermann zuckte die Schultern. »Weiß nicht. Was sagt denn Katinka dazu?«
    »Solche Details würde sie mir nicht verraten. Da trennt sie Privates strikt vom Dienstlichen. Meistens jedenfalls.«
    »Mmmm«, machte sein
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