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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart
Autoren: Guttenberg Biographie
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Jahre ein belastbares Netz aus politischen Freunden
oder Abhängigen geknüpft. Er braucht das zunächst ja nicht, ihm fallen
schließlich alle Ämter in den Schoß. Er muss sie nur annehmen und ausfüllen,
so gut das geht. Trotzdem lässt er in kurzer Zeit so viele Konkurrenten hinter
sich, dass, wenn schon keine Feindschaften, so doch Neid entstehen muss. Immer
ist er der Überraschungskandidat: 2002, als er
sein Bundestagsmandat erobert, 2007, als er
Bezirksvorsitzender der CSU wird, 2008 als
Generalsekretär und dann 2009 als Wirtschaftsminister.
Nur der Wechsel ins Verteidigungsministerium ist nicht mehr überraschend.
Immer bedeutet so etwas zugleich, dass die Anwartschaft eines anderen auf ein
Amt, häufig über Jahre aufgebaut, übergangen wird.
    Alles in allem befindet sich
Karl-Theodor zu Guttenberg also seit dem Jahr 2009 in einer
instabilen und politisch gefährlichen Situation. Im Grunde hat er nur einen
wirklich starken Verbündeten: seine Beliebtheit in der Bevölkerung. Aber auf
die kann man sich dauerhaft nicht verlassen. Was so schnell kommt wie die
Superwerte für den jungen Minister, kann ebenso rasch wieder verschwinden. Das
gilt zwar für andere Politiker auch, aber wer über Jahrzehnte ein tragfähiges
Netz aus persönlichen Beziehungen geknüpft hat, kann gelegentliche Durchhänger
in den Beliebtheitswerten leichter überstehen. Vor diesem Hintergrund sind
Guttenbergs Beteuerungen der eigenen Demut und seine Behauptung, er wisse um
die relative Bedeutung von Umfragen, nicht nur eitles Gerede.
    Je mehr Guttenberg allerdings
merkt, dass es sich bei seiner Beliebtheit nicht um eine politische
Eintagsfliege handelt, sondern sie auch schwierige Phasen wie die Kundus-Affäre
und den Beginn der Wehrpflichtdebatte übersteht, desto selbstbewusster wird er.
Schon früh wird er nach den Gründen für seine Popularität gefragt. Im August 2009, er ist
gerade ein halbes Jahr Minister, will die »Bunte« von ihm wissen, ob er auch
über Wasser laufen könne. Guttenberg nimmt die Frage ernst, antwortet, dass er
»mit dem ersten Schritt erbärmlich baden« gehen würde. Natürlich sagt er, dass
er sich seine Beliebtheit selbst nicht erklären könne, um im folgenden Satz
seine eigenen Vorzüge noch einmal aufzuzählen: »Ich versuche mich einfach nur
so zu verhalten, wie ich bin, und mir das zu bewahren, was ich immer schon
hatte. Ein hohes Maß an Geradlinigkeit und Berechenbarkeit, damit gelegentlich
auch Unbequemlichkeit.«
    Dass ihn nicht immer nur die Demut
leitet, zeigen auch andere Stellungnahmen, etwa wenn er danach gefragt wird,
wie man es lerne, so druckreif zu reden, wie er es tue. Guttenberg schafft es,
in einem Satz gleich zweimal sein Lieblingswort »Herz« in unterschiedlichen
Wendungen unterzubringen: »Indem man aus seinem Herzen keine Mördergrube macht
und im Zweifel das Herz sprechen lässt.« Als dann der Vergleich mit dem
amerikanischen Präsidenten Barack Obama fällt, weist Guttenberg ihn nicht etwa
zurück, weil er sich mit dem amerikanischen Präsidenten nicht auf eine Stufe
stellen möchte, sondern nennt einen politischen Unterschied: »Obama ist dem
linksliberalen Spektrum zuzuordnen, ich würde mich als modern-konservativen
Kopf bezeichnen.« Zudem sei der amerikanische Politikbetrieb mit dem deutschen
nicht ansatzweise zu vergleichen.
    Nicht zu vergleichen? Guttenbergs
Auftritte und Inszenierungen scheinen zu einem Gutteil der amerikanischen Politikvermarktung
entlehnt. Als Schüler, junger Berufstätiger und Bundestagsabgeordneter war er
so oft in den Vereinigten Staaten unterwegs, dass er eine genaue Vorstellung
davon bekommen hat, wie ein moderner Politikerauftritt im Medien- und
Unterhaltungszeitalter in Amerika funktioniert. Die zarten Nachahmungsversuche
durch die Parteien in Deutschland, die seit ein paar Jahren auch Musik spielen,
wenn ihre Matadoren die Parteitagshalle betreten, wirken dagegen halbherzig,
ja ängstlich. Guttenberg huldigt der Devise, dass nur das große Kaliber
durchschlägt. Für ihn wird der Fleetwood-Mac-Song »Don't stop« schon gespielt,
wenn er an einem Samstagmorgen in einer Stadthalle zu einer kleineren Konferenz
erscheint. Und das war immerhin die Hymne in Bill Clintons Wahlkampf, aus dem
jener als amerikanischer Präsident hervorging. Nein, klein, verzagt und allzu
bürgerlichdeutsch geht es nicht zu beim Freiherrn zu Guttenberg.
    Schon bald nach dem Beginn des
großen Aufhebens um seine Person ist nicht mehr exakt zu unterscheiden, wie
viel
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