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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart
Autoren: Guttenberg Biographie
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folgt, Deutschland überzieht. Ohne jeden Vorlauf und
ausgestattet mit nur etwas Erfahrung aus dem Familienunternehmen muss der
bisherige Außenpolitiker Position beziehen zu der Frage, ob der Autobauer Opel
mit den Geldern des deutschen Steuerzahlers gerettet werden soll oder nicht. Im
Gegensatz zur Kanzlerin, dem Finanzminister und weiten Teilen des politischen
Establishments sagt er nein. Damit trifft er den Nerv der Bevölkerung. Es ist
sein erster und auf Anhieb geglückter Versuch mit der Methode, die ihm später
noch so viel Ansehen eintragen soll und die heißt: Endlich sagt es mal jemand!
Ein Großteil der Menschen in Deutschland will anscheinend nicht, dass die
Politik Staatsgeld für Opel ausgibt.
    Bis zum 10. Februar 2009 ist die deutsche
Politik- und Umfragewelt noch in Ordnung. Über die Jahre und Jahrzehnte waren
die Bundeskanzler beliebt, die Außenminister erst recht, da sie selten etwas
tun mussten, womit sie sich unbeliebt machten, die Verteidigungsminister
genossen dagegen einen mittelmäßigen Ruf beim Volk. Jedenfalls konnten sie
Kanzler und Außenminister nicht überflügeln. Auch Wirtschaftsminister gehörten
nicht in die Spitzenkategorien der Beliebtheitsumfragen. Das galt auch für den
CSU-Mann Michael Glos, Guttenbergs Amtsvorgänger im Wirtschaftsressort. Dem
über Jahrzehnte erfahrenen und erfolgreichen Parlamentarier wollte das
Ministeramt am Ende seiner politischen Karriere partout keinen Ruhm eintragen.
    Dann wird alles anders. Gerade mal
ein Vierteljahr nach seinem Amtsantritt, im Mai 2009, ist
Guttenberg in den Beliebtheitsumfragen auf Platz zwei hinter der
Bundeskanzlerin gelandet. Und das nur wenige Monate bevor Angela Merkel sich
beim Wähler um eine zweite Amtszeit bewerben wird und somit besonders viel
Aufmerksamkeit genießt. Auch der SPD muss die Sache zu denken geben, denn der
CSU-Minister steht in den Umfragewerten sogar vor ihrem Kanzlerkandidaten
Frank-Walter Steinmeier. Ende Juli 2009 ist es
dann so weit: Die Forschungsgruppe Wahlen meldet, dass Guttenberg in der
Beliebtheitsumfrage erstmals vor Merkel liegt. Erst mit deutlichem Abstand auf
die Kanzlerin folgen die Sozialdemokraten Peer Steinbrück und Steinmeier.
Guttenbergs Parteichef Seehofer findet sich auf Platz acht und damit noch
hinter dem FDP-Vorsitzenden Westerwelle.
     
    Die CDU jubelt
     
    In der Union können viele ihr
Glück gar nicht fassen. In einer Phase, da die CDU an Zustimmung einbüßt und
die CSU immer noch in einer der tiefsten Krisen ihrer Geschichte steckt, kommt
einer daher, der die Leute zum Jubeln bringt, die Hallen und die Festzelte
füllt. Es ist die Zeit, da der Wahlkampf vorbereitet wird. Wer wird plakatiert?
Wer tritt wo auf? Wer bekommt welchen Prominenten für seinen Wahlkreis?
    Es ist schnell erkennbar, dass es
ein großes Interesse in der CDU gibt, sich den Bundeswirtschaftsminister von
der Schwesterpartei »auszuleihen«. Von Guttenberg erhoffen sie sich alle etwas.
Sein Konterfei wird auch außerhalb Bayerns großzügig plakatiert. Zwar stimmt
die Behauptung nicht, die CDU plakatiere erstmals seit den Kanzlerkandidaturen
von Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber wieder einen CSU-Politiker in ihren
Breitengraden. Es wurden immer wieder auch CSU-Minister auf die Plakatwände
geklebt. Aber eine solche optische Präsenz wie Guttenberg hatte in der Tat noch
kein CSU-Bundesminister in den Wahlkreisen der Schwesterpartei.
    Diejenigen der CDU-Kandidaten für
den Bundestag, die es schaffen, nicht nur Plakate Guttenbergs zu bekommen, sondern
ihn leibhaftig begrüßen zu können, sind überglücklich. Es ist der 30. Juli 2009, der
CDU-Bundestagsabgeordnete Jochen-Konrad Fromme ist einer der Auserwählten.
Mitten in der Woche sind seiner Einladung Hunderte Anhänger gefolgt, die
Lindenhalle in Wolfenbüttel ist am helllichten Tag randvoll, denn angekündigt
ist Karl-Theodor zu Guttenberg. »Ich bin dankbar, dass du heute in diese Stadt
gekommen bist«, begrüßt Fromme den Minister. Jetzt habe Wirtschaftspolitik in
der Union »wieder ein Gesicht: Karl-Theodor zu Guttenberg«. Das ist weder für
Guttenbergs Vorgänger Glos noch für die Wirtschaftspolitiker der CDU
schmeichelhaft. Wer wolle, so fährt Fromme fort, dass »solche Leute wie
Karl-Theodor zu Guttenberg« weiterregierten, der müsse die Union wählen.
    Eine bemerkenswerte Botschaft:
Wegen der CSU muss die CDU gewählt werden.
    Guttenbergs Auftritte enthalten in
dieser frühen Phase seiner Superpopularität schon alle Elemente, die
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