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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust
Autoren: Henke Sandra
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Bereitwilligkeit, dich leiten zu lassen.“
    „Könnte ich jederzeit gehen?“
    „Selbstverständlich! Was hast du denn gedacht?“
    Das hörte sich alles so wundervoll an, dass Teena ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre, aber etwas hielt sie davon ab, zu euphorisch zu werden. „Das hört sich alles zu gut an, um wahr zu sein. Wenn du wirklich so aufrichtig bist, wie du behauptest, warum hast du unser Abenteuer auf den Klippen aufgezeichnet?“
    „Es war keine Absicht. Ich habe mich gehen lassen. Die Überwachungskameras waren das Letzte, an das ich gedacht habe, glaube es mir oder nicht. Dies hier ist die Festplatte, auf der die Aufzeichnung gespeichert wurde. Sie gehört dir.“ Ethan fischte eine Harddisk aus seiner Tasche und warf sie aufs Bett. „Ich gehe jetzt, um meine Wunden zu lecken. Du weißt, wo du mich findest, solltest du mich bitten wollen, dein Lehrmeister zu werden.“
    „Bitten?“, schnaubte Teena. Hatte sie gerade noch kurz davorgestanden, ihm zu verzeihen, so war sie nun schon wieder fast so weit, ihm die Nachttischlampe an den Kopf zu werfen.
    „Falls du dich entscheidest, dich auf mich einzulassen, musst du schon zu mir kommen und mich bitten, dein Liebhaber und Lehrer zu werden.“
    Diese Überheblichkeit! „Niemals!“
    Amüsiert lächelte er. „Du bist sexy, wenn du wütend bist.“ Leise schlich er in den Flur hinaus und schloss lautlos die Tür hinter sich.
    Teena blieb allein in ihrem Zimmer zurück, dem Zimmer, in dem sie Kindheit und Jugend verbracht hatte. Wollte sie etwa hier wohnen bleiben, bis sie eine Gehhilfe brauchte? Diese Frage stellte sie sich, als sie ins Bett ging, das Licht löschte und die Decke bis unter das Kinn zog. Wie war Ethan ins Haus gekommen? Sie schloss die Augen und lauschte. Nichts. Sie hatte gehofft, Schritte zu hören, aber er kam nicht zurück.
    Plötzlich fühlte sie sich einsam. Als wäre sie ein verliebter Backfisch, der vor lauter Liebeskummer nicht einschlafen konnte, lag sie da, und ihr ganzer Körper krampfte sich vor Sehnsucht nach diesem arroganten Scheusal zusammen. War er wirklich so ein Schuft? Er bemühte sich sehr um sie, hatte sie immer noch nicht aufgegeben und war ihr sogar bis nach London hinterhergereist. Aber Teena hatte Angst, Angst vor der eigenen Courage. Falls sie sich jemals in die Hände eines Lehrmeisters begeben wollte, dann in die von Ethan. Doch dafür musste sie die Kontrolle aufgeben, die sie sich so hart erarbeitet hatte. Sie war nach Gardenrye gezogen, um frei und unabhängig zu sein, um eigene Fehler zu machen und nicht mehr behütet zu werden. Das hatte doch ganz gut geklappt. Sie hatte das Geheimnis der Loge der Lust fast allein gelöst und den voreingenommenen Kollegen gezeigt, dass sie kein Angsthase war.
    Teena richtete sich auf. „Von wegen! Du bist am Ende doch zurück in den Schoß der Familie geflüchtet.“
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, versagt zu haben. Innerlich rebellierte sie. In den letzten Tagen hatte sie Kraft getankt und über alles nachgedacht. „Ich will zurück in mein Leben.“ Und das fand nicht in London statt.
    Es war früher Morgen, und die Vögel erwachten zwitschernd, als Teena duschte und sich anzog. Sie konnte ihre Sachen gar nicht schnell genug zusammensuchen, um endlich losfahren zu können. Ihre Eltern wurden durch das Kofferpacken aufgeweckt. Schlaftrunken schleppten sie sich in Teenas Zimmer.
    „Was ist denn los?“ Gregory gähnte und rieb sich über das Gesicht.
    Teena setzte sich auf den Koffer, damit sie die Verschlüsse ineinanderhaken konnte. „Ich muss nach Gardenrye zurück. Meine Kollegen brauchen mich.“ War es wirklich nur der Job, der sie zur Küste zog?
    „Lass uns in Ruhe darüber reden“, schlug Sybill vor und knöpfte ihren seidenen Morgenmantel zu. „Ich mache uns erst einmal Tee.“
    „Nein, wirklich nicht.“ Teena schaute auf den digitalen Radiowecker, der auf dem Nachttisch stand. Das Zifferblatt stellte sich gerade auf 3.12 Uhr um. „Wenn ich mich beeile, komme ich am frühen Vormittag an. Die Kollegen zählen auf mich. Ich möchte sie nicht im Stich lassen.“
    Ihr Vater lehnte sich an den Kleiderschrank, als wäre er zu müde, um ohne Hilfe stehen zu können. „Mir wäre es lieber, wenn du in London arbeiten würdest. Das habe ich dir noch nie so offen gesagt, Liebes. Der Name ‚Metropolitan Police Service‘ würde sich sehr gut in deinem Lebenslauf machen.“
    Kopfschüttelnd nahm Teena ihre Handtasche und den kleinen Koffer. Sie
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