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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust
Autoren: Henke Sandra
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wollte auch die restliche Kleidung endlich mitnehmen. „Ich habe bereits Freunde gefunden und fühle mich in Gardenrye wohl. Die Bewohner sind auf den ersten Blick verschroben, aber das täuscht. Außerdem – wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“ Sie dachte beschämt an ihre tölpelhaften und einfältigen Anfänge. „Gardenrye ist altmodisch und heruntergekommen, aber es besitzt Charme. Das Städtchen ist schlicht, aber dennoch atmosphärisch.“
    Außerdem ist es nicht so prüde, wie man auf den ersten Blick meint, sondern sehr viel sündiger, dachte sie, ohne es auszusprechen.
    Sybill legte ihr die Hände an die Schultern. „Wir wollen doch nur dein Bestes, weil wir dich lieb haben.“
    „Ich weiß“, sagte Teena verständnisvoll und umarmte ihre Mutter. Nachdem sie sich gelöst hatte, küsste sie ihren Vater auf die Wange und verabschiedete sich.
    Als sie in den Discovery stieg und sich ein letztes Mal zu ihrem Elternhaus umsah, tat es ihr nicht leid. Hier würde sie immer eine Heimat haben, aber die Vorfreude auf Gardenrye war so groß, dass sie augenblicklich den Wagen startete und aufs Gas trat, um aus London herauszukommen. Sie fuhr ohne Halt durch und parkte den Landrover gegen neun Uhr in der Shell Road, viel früher, als sie erwartet hatte.
    Eilig stieg sie die Treppen hoch und schloss ihr Appartement auf. In diesem Moment knarrte die Tür der Nachbarwohnung. Rosalin stürzte heraus, die Augen vor Überraschung weit aufgerissen. Sie steckte den Saum der cremefarbenen Chiffonbluse in die Hose, die sich wie eine zweite Haut an ihre Beine schmiegte und an den Waden mit Bändern zusammengebunden war. Ihre Füße steckten in schwarzen Riemchenschuhen, die einen schwindelerregenden Pfennigabsatz besaßen.
    „Du bist zurück! Oh, Teena, ich freue mich so sehr.“ Sie legte die Handflächen aneinander wie eine indische Tempeltänzerin.
    Lächelnd betrat Teena ihr Reich. „Ich mich auch.“
    Rosalin nahm ihr den Koffer ab und trug ihn hinter ihr her. Ohne hereingebeten worden zu sein, folgte sie Teena. Sie stellte den Koffer auf die braune Cordcouch und fragte zaghaft: „Bist du beruhigt, nun, da du alles, wirklich alles, über die Loge der Lust weißt?“
    Teena murrte.
    „Wir sind nicht rücksichtslos.“
    „Nein, seid ihr nicht“, sie hob abwehrend die Hände, „schon gut. Aber was hätte ich denn denken sollen? Matthew hat behauptet, bei der Loge handele es sich um eine Verbrecherorganisation, dann muss ich feststellen, dass meine einzige Freundin in Gardenrye Mitglied dieser Loge ist, sich aber strikt weigert, mir etwas darüber zu verraten.“
    „Freundinnen.“ Rosalin strahlte. „Es tut mir leid. Ethan wäre stinksauer auf mich gewesen, wenn ich dich eingeweiht hätte. Er bestand darauf, die Aufklärung selbst zu übernehmen und dir behutsam Stück für Stück Informationen zu geben, damit du nicht aus allen Wolken fällst. Selbstverständlich wollte er auch vermeiden, dass zu viele Indizien auf Matthew hinwiesen. Er hatte nur geplant, ihm zu drohen, nicht, ihn zu zerstören.“
    Teena warf die Handtasche aufs Bett und öffnete die Balkontür, um frische Luft hereinzulassen. „Aber ich habe recherchiert und mehr herausgefunden, als ihm lieb war.“
    „Der Undercover-Einsatz war ein Fehler.“ Roz rümpfte die Nase. „Matthew hätte einlenken sollen, anstatt der Loge den Kampf anzusagen. Aber so ist er nun mal.“
    Hörte Teena da gekränkten Stolz heraus? Rosalin schien sich immer noch zu Matthew hingezogen zu fühlen. Bestimmt waren durch den ganzen Ärger die alten Wunden wieder aufgerissen.
    „Wirst du zu den nächsten Treffen der Loge kommen?“, fragte Rosalin beiläufig, während sie sich im Spiegel von allen Seiten betrachtete, aber Teena ahnte, dass Roz eigentlich etwas über das Verhältnis zwischen ihr und Ethan erfahren wollte.
    Teena fing an, den Koffer auszupacken, und ließ nebenbei ein gelangweiltes „Vielleicht“ fallen.
    „Hör doch auf damit. Das kannst du später machen“, sagte Rosalin angespannt und hielt sie an den Oberarmen fest. „Du weißt nun endlich, wer der Anführer der Loge ist. Kannst du damit umgehen?“
    Teena überlegte. Ihren Eltern gegenüber hatte sie behauptet, sie müsse wegen ihres Jobs und ihrer Selbstbestimmung zurück nach Gardenrye, und sicherlich waren dies auch gute Gründe, aber sie waren nicht ausschlaggebend. „Ich brauche deine Hilfe.“
    „Ich bin immer für dich da.“ Rosalins Wangen waren gerötet vor
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