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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten
Autoren: Ellis Peters
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schlimmeren Zustand möglich war. Ich will alle Männer aus Gwynedd sicher hier heraushaben, bevor ich, wie ich es beabsichtige, gegen Powys ziehe. Wir wollen erst die eine Schwierigkeit ausräumen, bevor wir uns der anderen stellen.«
    Also war es unwiderruflich bestimmt. Cadfael hatte erwartet, daß Elis den Befehl mit Entsetzen aufnahm, sowohl wegen Eliuds Schicks al als auch wegen seines eigenen, doch nach einem kurzen, empörten Aufschrei hielt er plötzlich inne, dachte eine Weile nach und bestätigte schließlich mit einem harten, nachdenklichen Blick, daß kaum eine Hoffnung bestehe, daß Eliud der Mordanklage und dem zwangsläufig folgenden Todesurteil entgehen könne. Es war schwer zu akzeptieren, aber am Ende hatte Elis keine Wahl als dies hinzunehmen. Eine seltsame, tiefe Ruhe hatte sich der Liebenden bemächtigt; sie betrachteten einander, als teilten sie Gedanken, die nicht durch Worte mitgeteilt werden mußten, sondern in einer verschlüsselten Sprache ausgetauscht wurden, die kein anderer Mensch verstand. Höchstens Schwester Magdalena mochte diese Sprache verstehen. Auch sie ging in nachdenklichem Schweigen umher und behielt die beiden unauffällig im Auge.
    »Also soll ich übermorgen ganz früh fortgebracht werden«, sagte Elis. Er warf einen kurzen Blick zu Melicent, und sie erwiderte den Blick. »Nun, ich kann und ich werde in angemessener Form von Gwynedd aus um sie anhalten, denn es ist nur gut, wenn alles offen und ehrbar geschieht, wenn ich Melicent einen Antrag mache. Und in Tregeiriog gibt es noch einiges richtigzustellen, ehe ich frei bin.« Er erwähnte Cristina nicht, doch der Gedanke an sie hing traurig und bedrückend über ihnen. Vielleicht hatte sie die Schlacht nur gewonnen, um zu sehen, daß der Sieg zu Asche zerfiel und ihr durch die Finger rann. »Ich schlafe tief«, sagte Elis mit einem düsteren Lächeln, »möglicherweise müssen sie mich in meine Decken gerollt und schnarchend hinaustragen, wenn sie zu früh kommen.« Und er fuhr, plötzlich ernst werdend, fort: »Wollt Ihr Hugh Beringar fragen, ob ich für die letzten beiden Nächte, die ich hier verbringe, mein Bett in Eliuds Zelle stellen darf? Das ist gewiß nicht viel verlangt.«
    »Ich will ihn fragen«, sagte Cadfael nach einer kurzen Pause, die er brauchte, um die wahre Bedeutung der Bitte zu erfassen, denn sie schien in mehr als einer Hinsicht sinnvoll.
    Und er ging sogleich hinaus, um die Bitte weiterzugeben. Hugh wollte gerade aufs Pferd steigen und in die Stadt zurückreiten, und Schwester Magdalena war im Hof, um ihn zu verabschieden. Zweifellos hatte sie auf ihre eigene Art all die Gründe für Gnade noch einmal wiederholt, die auch Cadfael vorgebracht hatte, und vielleicht noch andere, an die er nicht gedacht hatte. Es war zu bezweifeln, ob aus diesem wohlgepflanzten Samen je eine Blüte knospen würde, aber wenn man nicht sät, wird man gewiß nicht ernten.
    »Laßt sie nur zusammen«, sagte Hugh mit einem wehmütigen Schulterzucken, »wenn sie das tröstet. Sobald der andere bereit ist, fortgebracht zu werden, werde ich ihn aus Euren Händen nehmen, aber bis dahin laßt ihn ruhen. Wer weiß, vielleicht schenkt uns dieser walisische Pfeil doch noch die Lösung - wenn Gott ihm gnädig ist.«
    Schwester Magdalena sah ihm nach, bis der letzte Reiter der Eskorte in der Allee verschwunden war.
    »Wenigstens«, sagte sie dann, »macht es ihm keinen Spaß. Es ist eine Schande, dort richten zu müssen, wo niemand der Gewinner ist und alle leiden.«
    »Eine große Schande! Das sagte er selbst«, erwiderte Cadfael ähnlich gedankenverloren. »Er flehte zu Gott, es würde aus seinen Händen genommen.« Und er blickte über die Schulter zu Schwester Magdalena und begegnete ihrem arglosen Blick. Einen Augenblick gab er sich erstaunt der kleinen Illusion hin, daß sie einander ähnlich sähen und auf ähnliche Weise stumme Blicke wechselten wie Elis und Melicent.
    »Hat er das gesagt?« fragte Schwester Magdalena unschuldig und mitfühlend. »Darum lohnt es sich zu beten. Ich will bei jeder Andacht morgen in der Kapelle ein Gebet für ihn sprechen lassen. Wenn man um nichts bittet, bekommt man auch nichts.«
    Sie gingen zusammen hinein, und das Gefühl eines beiderseitigen Einverständnisses zwischen ihnen war so stark - wenn auch eines, das besser nicht in Worte gekleidet wurde -, daß er sogar so weit ging, sie in einem Punkt um Rat zu bitten, der ihm Sorgen machte. In den Unruhen des Kampfes und der Belastung, als er die
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