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Lodernde Begierde

Lodernde Begierde

Titel: Lodernde Begierde
Autoren: Celeste Bradley
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doch das Schmuckkästchen rutschte herunter und fiel zu Boden. Gott, er war genauso schlimm wie Sophie!
    Er bückte sich, um das Kästchen aufzuheben. Es war an einer Kante aufgebrochen, wo das Holz nun einen tiefen dunklen Riss aufwies. Graham betrachtete verärgert den Schaden. Es hatte für ihn keinen besonderen Wert, aber er hasste es dennoch, es wegwerfen zu müssen.
    Dann sah er etwas durch den Riss glänzen. Er drehte das Kästchen um und schüttelte es, aber nichts fiel heraus. Als er es sich etwas genauer anschaute und an dem alten Samtbezug in dieser Ecke herumfingerte und ihn abzog, stellte er fest, dass er schon lange vorher gelöst worden war. Darunter lag ein goldener Ring.
    Es war kein besonders eindrucksvoller Ring. Der Stein war zwar ein Diamant, aber nicht übermäßig groß, der schlichte Ring zeigte keinerlei sonstige Verzierung. Trotzdem war er sehr hübsch. Nur ein einfacher, unprätentiöser Ring, den eine Dame tragen mochte, bloß weil er ihr gefiel.
    Graham erinnerte sich kaum an seine Mutter. Sie war wie ein Hauch Parfüm in seiner Erinnerung, eine sanftere Stimme inmitten des Männergebrülls. Trotzdem hatte er seine Zweifel, ob seine Mutter wohl gewollt hätte, dass er dieses wertlose Schmuckstück als Verlobungsring benutzte. Es war nicht annähernd prächtig genug, um es einem Mädchen anzubieten, das er zu einer Herzogin zu machen gedachte.
    Dennoch steckte er ihn in seine Westentasche. Schließlich brauchte er sowohl eine Frau als auch einen Ring, nicht wahr? Vielleicht bestand der Trick darin, ein Mädchen zu finden, dem der Ring passte, den er bereits besaß.

    Nur selten störte ein Verbrechen die Stille der Straße, in der das Anwaltsbüro von Stickley & Wolfe lag. Zwar hatte sich seit Jahren niemand, der wirklich von Bedeutung war, mehr dorthin gewendet, doch es war nach wie vor angesehen. Die Kanzlei selbst lag im oberen Stockwerk, über einem Handschuhmacher und einer Vermittlungsagentur für Dienstboten. Große Fenster gingen zur Straße hinaus, doch der Lärm war selbst tagsüber nur selten so weit oben zu hören.
    Wenn jemand spät in jener Nacht die Straße entlanggeschlendert wäre, was man ohne große Gefahr selbst mitten in der Nacht tun konnte, hätte derjenige möglicherweise genau im rechten Augenblick hinaufgeschaut und das Flackern einer Kerze gesehen.
    Zum Glück für den Eindringling dort oben war jedoch niemand auf der Straße unterwegs.
    Der große, einst attraktive, doch jetzt verwahrlost aussehende Mann, der in der stillen Kanzlei von Stickley & Wolfe stand, sah kaum so aus, als gehöre er dorthin. Schließlich trug er dunkle, gewöhnliche Kleidung und gab sich zu nachtschlafender Zeit wie ein Dieb.
    Doch wie die Dinge lagen, hatte er jedes Recht, zu sein, wo er war. Wolfe war kein besonders guter Anwalt, während seiner Ausbildung hatte er mehr geschummelt als studiert; noch öfter hatte er sich seine Noten ergaunert, indem er den Dekan erpresst hatte. Aber seine mangelnden Fähigkeiten hatten keinerlei Bedeutung, da er und sein sehr kompetenter Partner ohnehin bloß einen einzigen Klienten hatten.
    Seinen Partner, Stickley, hätte er sich selbst nicht ausgesucht, aber ihre Väter waren bereits vor ihnen Partner gewesen, und außerdem war Stickley ein Genie, wenn es darum ging, das letzte in ihren Händen verbliebene Vermögen zu hegen und zu pflegen. Unter Stickleys väterlicher Aufsicht waren aus den ursprünglichen fünfzehntausend Pfund, die Sir Hamish Pickering ihrer Kanzlei anvertraut hatte, nahezu dreißigtausend geworden.
    Einen Teil davon wollte Wolfe in die Hände bekommen.
    Und zwar jetzt.
    Der Tresor war nicht versteckt, denn es war eine eiserne Kiste, die groß genug war, um jede einzelne der dreißigtausend Pfundnoten zu beherbergen – zumindest glaubte Wolfe das. Er belastete seinen Kopf nicht mit so unwichtigen kleinen Details. Das war Stickleys Aufgabe.
    Es war auch Stickleys Aufgabe, Wolfe jeden Monat seinen Anteil auszuzahlen. In diesem Monat hatte das Gold nur drei Tage lang gereicht. Er hatte dann Stickley, der angesichts solcher Verantwortungslosigkeit die Nase gerümpft hatte, einen kleinen Nachschlag abgerungen, der jedoch nach bereits einer Woche auch aufgebraucht gewesen war.
    Jetzt stand er mit viel mehr in der Kreide. Er hatte Schulden bei gefährlichen Leuten, die düstere, schäbige Wettbüros voller düsterer, schäbiger Kunden betrieben. Der Gedanke an das Schicksal, das ihm bevorstand, wenn er seine Schulden nicht beglich,
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