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Lodernde Begierde

Lodernde Begierde

Titel: Lodernde Begierde
Autoren: Celeste Bradley
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veranlasste ihn dazu, die Werkzeuge zu heben, die er mitgebracht hatte, und auf den Tresor einzuschlagen, statt die Zahlenkombination zu benutzen.
    Nach einer kurzen Weile vergeblicher Anstrengung hatte er sich wieder im Griff. Den Tresor zu zerstören, wäre nicht gut. Er war noch nicht dazu bereit, einen Einbruch vorzutäuschen. Im Augenblick wollte er nur genügend Geld, um seine Gläubiger zu beschwichtigen, bis er Stickley das restliche Geld abluchsen würde.
    Das Problem war nur, dass er sich nicht an die Zahlenkombination erinnern konnte. Er meinte, dass sie irgendwie mit dem Geburtstag seines Vaters zusammenhing, aber an den konnte er sich auch nicht erinnern. Er drehte das Rad ein paar Mal versuchsweise hin und her, aber außer der Erinnerung an den enttäuschten Blick seines Vaters fiel ihm nichts ein.
    Einen Moment von dem Tresor ablassend ging er zu seinem Schreibtisch hinüber, der dem Stickleys gegenüberstand, als würden sie tatsächlich zusammenarbeiten, und warf sich in seinen großen, dick gepolsterten Lehnstuhl. Er warf das Werkzeug auf den Boden und rieb sich das Gesicht.
    Er hatte vor Kurzem mit dem Trinken aufgehört, da er so seinen Verfolgern eher einen Schritt voraus sein konnte, aber sein Kopf pochte, und er fühlte sich zittrig und krank. Nichts hätte er jetzt lieber als einen Schluck Whiskey – oder ein paar –, aber er wagte es nicht. Albträume davon, im Schlaf zu sterben, verfolgten ihn.
    Beiläufig durchsuchte er die Schubladen seines Schreibtischs. Sie beinhalteten kaum etwas außer eingetrockneten Tintenfässern und Schreibfedern aus der Zeit seines Vaters, aber er fand einen Penny in einem der hinteren Schubkästen. Er steckte ihn in die Westentasche, stützte dann die Ellenbogen auf die Schreibtischplatte und starrte zu Stickleys leerem Stuhl hinüber.
    Wie sehr er Stickley doch hasste. Seit ihrer Kindheit waren sie zusammen; die Erwartungen ihrer Väter hatten schwer auf ihren Schultern gelastet. Stickley, dieser geschickte Schleimer, hatte eifrig und fleißig gelernt. Wolfe hatte sich darüber geärgert, zu einem Beruf gezwungen zu werden, weil nicht genug Geld zur Verfügung stand, um das Leben eines Gentleman zu führen.
    Das Pickering-Vermögen – ein Riesenbatzen Geld, das von einem ungebildeten Schotten, der über sich selbst hinausgewachsen war, einem nach Titeln schnappenden weiblichen Nachkommen hinterlassen worden war. Hatte es jemals in der Geschichte der Menschheit eine größere Verschwendung von so einem Haufen Goldes gegeben? Wolfes Fingerspitzen kribbelten vor Gier.
    Er erhob sich und schritt langsam auf Stickleys Seite des Doppelschreibtisches zu. Stickley war nervtötend und pedantisch, aber er war nicht dumm. Er würde die Kombination für den Tresor nicht einfach in seiner Schreibtischschublade herumliegen lassen, oder?
    Egal. Es war ja nicht so, als müsste Wolfe noch irgendwohin. Seine Wohnung wurde beobachtet, dessen war er sicher. Außerdem war er mit der Miete ein paar Wochen im Rückstand. Er war sich nicht einmal sicher, ob seine Sachen nicht in genau diesem Moment auf die Straße geworfen wurden.
    Deshalb zog er aus müßiger Neugierde die Schublade von Stickleys Schreibtisch auf.
    Zwischen exakten Stapeln von Briefpapier lagen Bleistifte und standen frische Tintenfässchen in Reih und Glied. Ekelerregend.
    Die nächste Schublade beinhaltete jede Menge Briefumschläge – als gäbe es irgendjemanden, dem Stickley schreiben würde.
    In der dritten und letzten Schublade lag eine lederne Briefmappe, die mit Schnur zusammengehalten wurde. Interessant.
    Wolfe zog die Briefmappe heraus und setzte sich auf Stickleys Stuhl. Er war kein großer Leser, aber er kannte Stickleys Handschrift so gut wie seine eigene.
    Na so was. Ein weiteres Testament. Dieses hier war das von Stickley. Es gab eine lange Liste von gelehrten Zirkeln, die dieses oder jenes Stück aus Stickleys Sammlung erhalten sollten – keines davon kam Wolfe sonderlich interessant oder wertvoll vor –, aber am Schluss las er etwas, das ihn sich vor Überraschung so gerade hinsetzen ließ, als habe er einen Besen verschluckt.
    Stickley wollte alles andere – inklusive einer erklecklichen Summe an Ersparnissen und sämtliche zukünftige Einkünfte durch das Pickering-Vermögen – dem Sohn des Partners seines Vaters hinterlassen. Wolfe. Dem Mann, der ihn in seiner Kindheit gequält hatte und sein Leben als Erwachsener so beschwerlich wie möglich gemacht hatte.
    »Das hätte mein Vater von mir
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