Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lodernde Begierde

Lodernde Begierde

Titel: Lodernde Begierde
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
erwartet.«
    Wolfe blinzelte eine ganze Zeit lang überrascht. Dann stahl sich ein Lächeln in sein attraktives, schmales Gesicht. Stickley hatte ihm alles vermacht.
    Was für ein Idiot!
    Als Stickley einige Stunden später so frisch und schwungvoll die Kanzlei betrat, wie es nur ein tugendhafter Frühaufsteher vermochte, fand er Wolfe bewegungslos an dem großen Schreibtisch sitzen, die Ellenbogen auf die Schreibtischunterlage gestützt und das Kinn in den gefalteten Händen.
    »Himmel, du bist aber früh auf!«
    Wolfe lächelte bloß. »Früh. Ja.«
    Stickley blinzelte seine Überraschung fort und ging auf seine eigene Schreibtischseite, wo er die ordentliche Aktenmappe verstaute, die er täglich zur Kanzlei trug. Wolfe fragte sich gelangweilt, was für Arbeit Stickley wohl jeden Tag mit nach Hause nahm, wenn sie doch nur dieses eine Vermögen verwalteten. Und je länger er darüber nachdachte, desto erstaunter fragte er sich, was Stickley überhaupt während seines ordentlich strukturierten Arbeitstages machte.
    Wolfe langweilte sich schon beim bloßen Gedanken daran und machte sich nicht die Mühe zu fragen.
    »Ich hatte überlegt, eine Nachricht an dich zu schicken«, sagte Stickley. »Wir haben vor Kurzem eine herrliche Neuigkeit erfahren. Der Herzog von Brookmoor hat sich erholt! Ist das nicht wunderbar? Also, vielleicht macht er es noch ein paar Jahre. Dann hätten wir Zeit, das Vermögen weiter zu vermehren.«
    Wolfe, der seine Ohren ohnehin nah an den klatschsüchtigeren Lippen der Gesellschaft hielt, hatte bereits gehört, dass der derzeitige Marquis von Brookhaven sich aufgemacht hatte, seinen Onkel, den Herzog von Brookmoor, zu besuchen. Er hatte auch gehört, dass Brookmoor den Arzt gewechselt hatte und sich daraufhin auf geradezu wunderbare Weise erholt hatte. Womöglich würde eine gewisse emporgekommene Erbin ihr Gold nicht so bald verprassen können.
    Wolfe glaubte nicht an Wunder. Man bekam, was man wollte, indem man es sich nahm.
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, dass das Lederpolster knirschte. »Stick, alter Junge, hast du die Kombination des Tresors geändert?«
    Stickley nickte mit strahlenden Augen. »Oh, ja. Vor ein paar Jahren. Wir hatten doch einmal diesen Assistenten, erinnerst du dich? Ein nutzloser Kerl. Nachdem er deinen Whiskey getrunken und sich über meinen Tisch übergeben hat, habe ich ihn gefeuert. Dann habe ich die Kombination geändert, um auf Nummer sicher zu gehen.«
    Wolfe erinnerte sich nicht an den Assistenten, sehr wohl aber daran, dass sich jemand über Stickleys exakt arrangierten Schreibtisch übergeben hatte. Das war ein guter Tag gewesen. Er schaute auf seine gefalteten Hände hinab. »Meinst du nicht, ich sollte die neue Kombination wissen?«
    Stickley blinzelte. »Weshalb? Ich kann ihn jederzeit für dich öffnen.«
    Wolfe hob endlich seinen verschlafenen Blick. »Was ist, wenn dir etwas passiert, alter Freund? Wenn du vor einen rasenden Wagen gerätst? Wenn ein Straßendieb dir eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit die Kehle durchschneidet?« Wenn ich dich mit deiner verdammten Aktenmappe zu Brei schlage?
    Stickley wich vor dem kalten Ausdruck in Wolfes Augen zurück. »Ich … ich habe sichergestellt, dass du alles bekommst, um die Kanzlei weiterzuführen, sollte etwas Derartiges passieren.« Er schluckte. »In meinem Testament. Möchtest du … möchtest du es sehen?«
    Da lächelte Wolfe. Dieses charmante Zeigen der Zähne hatte bereits viele Männer entwaffnet, die eigentlich vorhatten zuzuschlagen, und viele Frauen davon abgehalten, um Hilfe zu rufen. »Mach dich nicht lächerlich, alter Junge. Ich muss es nicht sehen. Ich vertraue dir vorbehaltlos.«
    Schließlich wusste er nun alles, was er wissen musste.

Drittes Kapitel
    S pätsommertage unterschieden sich in London kaum von allen anderen Tagen. Jeden Augenblick konnte der Regen einsetzen und sich mit dem Ruß mischen, der ständig in der Luft hing. Feuchte Kälte wurde in den Sommermonaten zu feuchter Fäule, inzwischen kam es einem so vor, als würde man den Gestank der Gosse nie wieder aus der Nase bekommen.
    Dennoch blühten Blumen leuchtend in grünen Gärten, und Vögel zwitscherten fröhlich in den liebevoll gestutzten Bäumen in den Gärten der besseren Häuser. Hübsche Mädchen mit farbenfrohen Häubchen spazierten an den Armen ihrer Galane einher, während mit Päckchen überladene Zofen und Lakaien ihnen folgten.
    Selbst in dieser weniger noblen, direkt an Mayfair grenzenden Gegend gaben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher