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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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verletzte sie, dass nicht alles nur in ihrem Kopf stattgefunden hatte. Sie spürte genau, wenn ein Mann sie begehrte, und Walker hatte sie begehrt … jedenfalls genug, um sie zu küssen, aber offensichtlich nicht genug, um weiterzumachen. Und wenn das der Fall war, hätte er sie vor dem Kuss aufhalten müssen, groß und stark genug war er. Doch er hatte es nicht getan. Er hatte sie im Arm gehalten, als würde sie ihm etwas bedeuten, und ihr dann das Herz gebrochen. Das konnte und würde sie ihm nie vergeben.
    »Lara.«
    Sie sah in die sehr männlichen Züge und zwang die Erinnerungen zurück in die Vergangenheit, wo sie hingehörten. »Tut mir leid«, sagte sie mit einem Lächeln, für das sie ihren ganzen Stolz brauchte. »Ich weiß, das Zeug ist schwer. Ich kann es den Rest des Wegs tragen.«
    Walker ging nicht auf ihren Versuch ein, die Unterhaltung in leichtes Fahrwasser zu lenken. »Wir haben seit Wochen nicht mehr miteinander gesprochen.«
    Das bezog sich auf die nächtlichen Gespräche, die sie vor dem Kuss geführt hatten. Walker war eine Nachteule. Lara wachte oft bis spät in die Nacht bei ihren Patienten. Irgendwann hatte es sich ergeben, dass sie fast jede Nacht um elf zusammen Kaffee tranken – wenn Sienna nicht auf ihren Bruder und Marlee aufpassen konnte, achtete Walker telepathisch auf die beiden. Sie hatten über nichts Besonderes gesprochen, aber dennoch hatten ihr diese Nächte Mut gemacht, etwas zu tun, das für eine unterwürfige Wölfin nicht gerade einfach war.
    Heiler waren niemals dominant – sie hatten aber auch keinen untergeordneten Status. Normalerweise war die Dominanz ihrer Rudelgefährten für Lara unerheblich, sie konnte sowohl Junge als auch Alte beruhigen. Doch mit Walker war es anders. Dennoch hatte sie den ersten Schritt getan und den Kuss gewagt, der zu ihrer Demütigung geführt hatte.
    Seit der Zurückweisung hatte sie darauf geachtet, nur ja nicht um diese nächtliche Stunde auf der Krankenstation zu sein. Die Wunde war noch zu frisch. Doch inzwischen war einige Zeit vergangen, und die Dinge hatten sich verändert; sie hatte es nicht nur überlebt, sondern konnte inzwischen auch in Walkers Gegenwart wieder frei atmen. Was allerdings nicht hieß, dass sie Walker erlauben würde, sich wieder zurück in ihr Leben zu schleichen, nicht jetzt, da sie endlich so weit war, ganz normal weiterzumachen.
    »Ist es dir denn entfallen? Wir haben uns doch miteinander unterhalten, als ich Marlees aufgeschlagenes Knie versorgt habe«, sagte sie mit einem Lachen, das selbst in ihren Ohren ganz natürlich klang. »Im Übrigen«, sagte sie und streckte die Hand nach dem Rucksack aus, »würde ich jetzt lieber allein weitergehen, wenn du nichts dagegen hast. Dann kann ich besser nachdenken.«
    Walker bewegte sich nicht, seine blassgrünen Augen starrten sie unverwandt an. »Und wenn ich etwas dagegen habe?«
    Etwas Unbestimmbares lag in der Luft.
    Sie wusste nicht, warum er sie bedrängte, aber sie wusste ganz genau, dass sie den Deckel dieser Büchse nicht öffnen würde. Weder heute noch an einem anderen Tag. »Wenn es dir nichts ausmacht, die Sachen zurückzubringen, danke ich dir dafür«, sagte sie, ihn absichtlich missverstehend, und verschwand mit einem fröhlichen Winken in Richtung Wasserfall.
    Das war erledigt, dieses schmerzhafte Kapitel war für immer abgeschlossen.

3
    Ratsherr Henry Scott hatte bereits vor zwei Monaten die Entscheidung getroffen, San Francisco zu opfern, trotz der ökonomischen und finanziellen Tumulte, die eine Zerstörung der Stadt unweigerlich nach sich ziehen würde. Nun ging es nur noch darum, die letzten Einzelheiten festzulegen.
    Er wandte sich von den geschäftigen Straßen ab, die vor den Fenstern seines Londoner Büros lagen, und blickte den Mann an, dem er die Führung seiner Leute anvertraut hatte – die inzwischen alle wichtigen Posten der Makellosen Medialen besetzt hatten. Still und leise hatte man die Zivilisten von diesen Stellen verdrängt.
    Henry brauchte keine Partei. Er brauchte eine schlagkräftige Waffe.
    DeshalbkoordinierteVasquezalleAktionenderMakellosenMedialen.DerMannfielnichtbesondersauf – mitkaumeinemMeterfünfundsechzigwirkteereherwieeinSportleralseinSoldat,undseinGesichtwarsodurchschnittlich,dassmanihnsofortvergaß,sobalderausdemBlickfeldverschwundenwar.
    »Wie lange dauert es noch, bis wir San Francisco und die umgebenden Gestaltwandler-Gebiete angreifen können?«, fragte Henry.
    »Etwa einen Monat.« Vasquez lud mehrere
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