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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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überraschend war, denn die Wölfin, die seine Gefährtin war, hatte selbst einen Albtraum an Gewalt überlebt. »Ich habe mich schon gefragt, wann du es mit Hawke zu weit treibst.« Er fuhr mit dem Daumen über ihren Wangenknochen, küsste sie auf die Stirn. »Nutze die Zeit, um nachzudenken und dir zu überlegen, was du wirklich willst.«
    Wie schwere Steine drückten die Gefühle auf ihre Brust; sie schloss die Tür und ging ins Badezimmer, nahm die Bürste wieder in die Hand. »Hawkes Gefährtin ist tot«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild, und ihre Finger umklammerten den Griff so fest, dass alles Blut aus ihnen wich. »Er hat sein Herz mit ihr begraben.«
    Selbst angesichts der brutalen Erkenntnis wurde das Verlangen in ihr nicht ausgelöscht, nicht einmal kleiner wurde es. Genau wie die zerstörerischen Kräfte der X-Medialen würde es sie verzehren, bis nur noch ein Häufchen Asche von ihr übrig war.
    Lara wollte gerade die Höhle verlassen, als sie auf Judd traf. »Bitte sehr«, sagte er und half ihr, den Erste-Hilfe-Rucksack aufzusetzen.
    »Vielen Dank.« Ihr war nicht entgangen, aus welcher Richtung er gekommen war. »Hab gehört, dass Sienna und Maria von ihrer Wache verletzt zurückgekehrt sind. Aber niemand hat nach mir verlangt. Ist alles in Ordnung?«
    Der Offizier folgte ihr aus der Höhle in die kühle Luft und den hellen Sonnenschein der Sierra Nevada. »Ein paar Kratzer und blaue Flecken, nichts Ernstes.«
    Das Herz der Heilerin war beruhigt, sie sah in den klaren, blauen Himmel. »An einem Tag wie heute bin ich überglücklich, zum SnowDancer-Rudel zu gehören.« Eine Wölfin zu sein.
    »Brenna und ich haben ganz früh am Morgen gejagt, der Nebel stieg gerade auf.« Judd war sicher nicht bewusst, dass seine Stimme immer ganz sanft wurde, wenn er von seiner Gefährtin sprach.
    »Meine liebste Tageszeit.« Dann war alles noch frisch und die Welt ein Geheimnis. »Wohin seid ihr?«
    »Auf die andere Seite des Sees«, sagte er, als sie ihren Weg fortsetzten. »Und – wer ist verletzt?«
    Sie verdrehte die Augen. »Zwei Jugendliche haben irgendwelchen Mist gemacht, und nun muss ich einen gebrochenen Arm und drei angeknackste Rippen heilen.«
    »Dazu brauchst du normalerweise so was doch nicht.« Er klopfte auf den Rucksack.
    »JungesVolk«,murrteLara,»mussmanchmallernen,dassmansichlieberinAchtnehmenundnichtsbrechensollte.Ichwerdesiesoweitheilen,dassallesseineOrdnunghat,unddanndenArmeingipsenunddieRippenbandagieren.«DerHeilungsprozesswürdelängerdauern,wennsieihreGabenichtvollständiganwandte,aberdieJungenwürdenkeinenSchadendavontragen.
    »Die positiven Nebeneffekte sind, dass meine medizinischen Fähigkeiten auf diese Weise nicht einrosten, ich aber andererseits meine heilenden Fähigkeiten nicht vollkommen verausgaben muss und sie mir noch zur Verfügung stehen, wenn plötzlich ein schlimmer Unfall passiert.« Obwohl Hawke ihr durch das Band zwischen Heilerin und Leitwolf Energie zukommen lassen konnte, stieß ihr Körper irgendwann an Grenzen.
    »Bitte.« Judd hob einen Ast, der Lara den Weg versperrte. So betrat sie als Erste die Lichtung, auf der ein Junge an einen Baum gelehnt dasaß und sich den Arm hielt. Der andere saß im Schneidersitz daneben, eine Hand auf die Rippen gepresst. Brace war groß und schlaksig geworden, und Joshua hatte in den letzten Monaten mehr Muskeln bekommen. Im Augenblick sahen sie beide allerdings eher aus wie Sechsjährige, die sich schämten.
    Der Grund war sicher der Mann, der mit verschränkten Armen auf die Übeltäter herabsah. Laras Herz schlug schneller. »Walker.« Sie hatte den Geruch nach tiefem Waldsee und schneebedeckten Tannen schon beim Herannahen wahrgenommen, es aber der Tatsache zugeschrieben, dass Walker öfter mit den jüngeren Teenagern in der Gegend war – denn Hawke hatte ihm die Obhut für die Zehn- bis Dreizehnjährigen übertragen. Ein schwieriges Alter, aber Walker kam mit den jungen Wölfen zurecht, ohne die Stimme erheben zu müssen.
    Warum, das wusste sie genau – denn der stille Walker war ebenso präsent wie sein dominanter Wolf. »Ich habe nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen.« Ihre Stimme klang in ihren Ohren ein wenig heiser, doch den anderen schien das nicht aufzufallen.
    Walkers blassgrüne Augen fixierten sie kurz. »Bin zufällig vorbeigekommen und habe die beiden gesehen.« Sein Blick fiel auf ihre Schulter. »Ich werde das da zurücktragen.«
    »Wir müssen uns miteinander unterhalten – komm mit den Kindern zum
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